Pannenstreifen: Kritik an genereller Freigabe

Durchaus kritisch sehen Autofahrerclubs den Plan, bei Staus den Pannenstreifen der Ostautobahn (A4) für den Verkehr freizugeben. ÖAMTC und ARBÖ lehnen eine generelle, wenn auch nur vorübergehende Freigabe ab.

Die Freigabe eines Pannenstreifens könne „nur eine zusätzliche Möglichkeit sein, den Verkehr zu beschleunigen und Stauhotspots zu entschärfen“, wird der Generalsekretär des ARBÖ, Gerald Kumnig, in einer Aussendung zitiert. Einen Pannenstreifen auf Autobahnen oder Schnellstraßen müsse es auch in Zukunft geben, so Kumnig weiter: „Grundsätzlich ist eine vollwertige dritte Fahrspur erstrebenswert und sinnvoller, und es muss auch weiterhin Pannenstreifen geben.“

Auch der Chefjurist des ÖAMTC, Martin Hoffer, erteilt einer generellen, wenn auch nur vorübergehenden Freigabe von Pannenstreifen eine Absage: „Wenn diese Maßnahme als Freibrief dafür genommen wird, Erweiterungen von Autobahnen auf die lange Bank zu schieben oder auszusetzen und stattdessen den Pannenstreifen zu opfern, gibt es ein klares Nein vom ÖAMTC.“

„Damit sich Stau gar nicht erst bilden kann“

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) hatte am Mittwoch rund um den Ministerrat angekündigt, auf einem Teilstück der Ostautobahn den Pannenstreifen im Falle eines Staus freigeben zu wollen. „Wenn ein Stau entsteht, wird der Pannenstreifen freigegeben. Damit steht eine zusätzliche Spur zur Verfügung, damit sich dieser Stau gar nicht erst bilden kann“, sagte der Minister und verwies auf CO2-Belastung und Umweltverschmutzung als unerwünschte Folgen von Staus.

Hofer betonte, dass es gute Erfahrungen aus Ländern wie Holland, Großbritannien oder Deutschland gebe. Im deutschen Bundesland Hessen sei durch diese Maßnahme etwa ein Kapazitätsgewinn von bis zu 25 Prozent erzielt worden. ASFINAG-Vorstandsdirektorin Karin Zipperer versprach sich in einer Aussendung „höhere Kapazität, weniger Staus und damit mehr Verkehrssicherheit“.

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Konkret geht es um das knapp vier Kilometer lange Teilstück der A4 zwischen der Simmeringer Haide und dem Knoten Schwechat. Vor allem an der Wiener Stadtgrenze kommt es zu den Stoßzeiten immer wieder zu Verzögerungen. Die Freigabe des Pannenstreifens wurde von der Asfinag in den vergangenen zwei Jahren deshalb am Computer bereits simuliert.

Letzte Kontrolle durch Traffic Manager

In der Praxis werde die Freigabe so funktionieren, „dass der Traffic Manager eine letzte Befahrung macht und kontrolliert, dass nichts mehr am Pannenstreifen ist“, erklärt der Geschäftsführer der ASFINAG Service GmbH, Josef Fiala. Danach werde der Pannenstreifen durch entsprechende Symbole am Überkopfwegweiser für den Verkehr freigegeben.

„Wir können die Kapazität damit um ein Drittel erhöhen und ein Drittel kann zum Beispiel bei der Morgenspitze dazu beitragen, den Stau zu verhindern“, ist Fiala überzeugt. Bevor der Testbetrieb im Juli startet, werden zwei Pannenbuchten errichtet, außerdem müssen die Fahrspuren neu markiert werden. Der Verkehr werde laut ASFINAG mithilfe von 27 Kameras überwacht.

Bei Pannen oder Unfällen werde der Pannenstreifen umgehend geschlossen, „sonst, sobald die Verkehrsbelastung zurückgeht“, sagt Fiala. Pkw dürfen jede der drei Spuren benützen. Für Lkw gilt wie in Baustellenbereichen ein Fahrverbot. Die Regeln für die Rettungsgasse bleiben dieselben.

Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

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