Zwei der besten Buchhandlungen des Landes

Am Welttag des Buches können sich die Buchhandlung Stark in Gmünd und die Buchhandlung Alexowsky in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) besonders freuen. Sie werden als „Buchhandlung des Jahres 2018“ ausgezeichnet.

„Lesen verleiht deinen Gedanken Flügel“: Das Motto der Buchhandlung Stark in Gmünd prangt nicht nur an der Wand, sondern wird von Inhabern und Mitarbeitern der Buchhandlung auch tatsächlich gelebt. Vor sieben Jahren machte die HAK-Lehrerin Birgit Stark neben Beruf und Familie mit zwei Söhnen ihren langgehegten Traum wahr und eröffnete eine eigene Buchhandlung.

Bilder aus der Buchhandlung Stark

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Auszeichnung zur „Buchhandlung des Jahres 2018“

Auch heute noch sprüht sie vor Begeisterung, wenn sie von ihrem Alltag als Buchhändlerin erzählt: „Es ist einer der schönsten Berufe, den man haben kann, weil wir das schönste Produkt verkaufen, das es gibt, nämlich Bücher. Bücher sind weit mehr als gedrucktes Wort. Sie sind Paralleluniversum, erschließen einem ein zweites Leben und spornen unsere Fantasie an. Wir verkaufen hier nicht nur ein Produkt, sondern auch die angenehme Zeit, die man damit verbringt.“

Die Buchhandlung Alexowsky in Groß-Enzersdorf feierte im Vorjahr ihr dreißigjähriges Firmenjubiläum, aber auch hier sprüht die Chefin immer noch vor Begeisterung für ihren Beruf: „Das Schöne daran ist, dass es so breit gefächert ist. Egal, ob Pokemon, Altersdemenz oder Politik, als Buchhändlerin muss man über alle Themen am Laufenden bleiben. Während manche Bücher jahrzehntelang aktuell bleiben, gibt es auch andere, etwa sogenannte Enthüllungsbücher, die unglaublich boomen und nach vier Monaten niemanden mehr interessieren“, erzählt Buchhändlerin Irene Alexowsky.

Persönliche Beratung als Geschäftsmodell

Einige Ähnlichkeiten zeichnen beide Buchhandlungen aus. So sind sich beide Geschäftsfrauen einig, dass die persönliche Beratung zentral für die Kundenbindung ist. Während bei den Online-Riesen die Buchempfehlungen von Algorithmen berechnet werden, ist es „in einer inhabergeführten Buchhandlung ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ein Mensch, der sich für das Produkt Buch interessiert, der selbst viel liest und der dann Tipps geben kann. Ein Mensch, der Fragen stellt und seine Kunden mitsamt ihren Lesevorlieben kennt“, begeistert sich Stark.

„Das macht es einfach aus“, ist Stark überzeugt, nämlich „die Tatsache, dass wir unsere Empfehlungen nicht nur nach bisher bestellten Büchern orientieren, sondern dass wir den Menschen dahinter sehen. Gerade in einer Zeit, in der so viel online passiert, wird der menschliche Kontakt wieder mehr geschätzt, und das kann die Chance der Zukunft für den Buchhandel sein.“

Und Alexowsky betont: „Wir wollen die Freude weitergeben, die wir mit den Büchern haben. Da ist es manchmal besser, nur ein Buch zu verkaufen statt drei, aber dann einen zufriedenen Kunden zu haben, der wiederkommt.“ Mit diesem Credo habe man sich in den letzten 30 Jahren einen großen Kundenstock aufbauen können, erzählt Alexowsky, deren Sohn Michael seit einem Jahr ebenfalls im Geschäft mitarbeitet.

Lesungen laden ein, Neues kennenzulernen

Ein ganz wesentlicher Faktor, um die Bevölkerung auf Literatur aufmerksam zu machen, sind Lesungen. Der Stark-Buchfrühling in Gmünd ist mittlerweile fixer Bestandteil des Kulturkalenders. Autoren von Alfred Komarek über Propst Maximilian Fürnsinn bis zu dem ORF-Journalisten Karim El-Gawhary lasen in Gmünd schon aus ihren Büchern. Aber auch beim Veranstaltungsort werden kaum Grenzen gesetzt, so gab es auch schon eine Lesung in der Sauna des Sole-Felsen-Bades und auf einer Waldlichtung.

Bilder aus der Buchhandlung Stark

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„Lesen verleiht deinen Gedanken Flügel“ ist das Motto der Buchhandlung in Gmünd

In anderen Fällen wurde die Buchhandlung kurzerhand in eine Küche umfunktioniert, um ein Kochbuch zu präsentieren. Stark: „Wir tragen ganz bewusst unsere Kulturveranstaltungen hinaus zu den Menschen. Das macht es spannend und lebendig. Und die schönsten Momente sind jene, wenn man merkt, wie diese besondere Chemie zwischen Autor und Publikum entsteht.“

Lesereisen mit Kinderbuchautoren organisiert Irene Alexowsky. Zwei Wochen lang fährt eine Buchautorin dann von Volksschule zu Volksschule und begeistert dort Kinder für ihre Bücher, erzählt die Buchhändlerin: „Wir betreuen etwa 50 Schulen in der Umgebung, diese Betreuung läuft das ganze Jahr über. Es beginnt mit der Schulbuchbestellung im August und der Auslieferung im September über Weihnachtsbuchausstellungen, Lesereisen im Frühling bis hin zum Verkauf von Ferien- und Übungsheften, die wir für die Schulen organisieren.“

Vor etwa sechs Jahren habe man außerdem den Verlag „Alex-Buch“ gegründet, um regionalen Autoren eine Plattform bieten zu können. Große Verlage würden nämlich manche, vor allem regionale Bücher, mangels Auflagenstärke nicht verlegen, erzählt Irene Alexowsky. Dabei sei beispielsweise das Buch „Groß Enzersdorf und seine Dörfer“ seit Jahren ein Renner und in der Region gerne gekauft, freut sich die Buchhändlerin.

Die Auszeichnung zur „Buchhandlung des Jahres“ wird seit 2017 an jährlich fünf österreichische Buchhandlungen vergeben. Prämiert werden neue und kreative Konzepte für den stationären Handel. Die Auszeichnung wird den Preisträgern und Preisträgerinnen am 25. April im Bundeskanzleramt überreicht.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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