Interesse an E-Mobilität ist ungebrochen

Mit Förderungen und Bewusstseinsbildung versucht die Politik seit Jahren, den Verkauf von E-Autos anzukurbeln. Die Zahl der Neuzulassungen steigt seitdem deutlich und auch das Interesse ist ungebrochen. Dennoch gibt es viel Luft nach oben.

Beim e-Mobilitätstag am Wachauring in Melk konnten sich am Samstag hunderte Besucher selbst davon überzeugen, wie es ist, ohne Abgase und deutlicher leiser als mit einem Benzin- oder Dieselmotor unterwegs zu sein. Vom meistverkaufen E-Auto in Österreich, dem Renault Zoe, bis zum hochpreisigen Tesla gab es mehr als 50 Elektrofahrzeuge zu testen.

E-Mobilität Wachauring Melk

ORF / Sunk

Der e-Mobilitätstag am Wachauring

Neben der kostenlosen Testfahrten konnte man sich vor allem beraten lassen - über Anschaffung, Betrieb, Reichweite und Förderungen. Wer in Niederösterreich als Privatperson ein Elektro-Auto kauft, bekommt nämlich eine Prämie in der Höhe von 5.000 Euro. Für gewerbliche Unternehmen, Gemeinden und Vereine sind es 4.000 Euro. Bei der Energie- und Umweltagentur NÖ und der Wirtschaftsagentur ecoplus können sich Privatpersonen und Unternehmen deshalb auch das ganze Jahr über beraten lassen.

5.000 E-Autos auf Niederösterreichs Straßen

Dieser Förderungen aber auch die Bewusstseinsbildung ließen die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos in Niederösterreich zuletzt stark ansteigen. Waren es 2010 gerade einmal vier E-Autos, die in Niederösterreich zugelassen wurden, waren es 2015 bereits 354, 2016 schon 757 und im Vorjahr erstmals mehr als 1.000, nämlich 1.115. In Summe sind auf Niederösterreichs Straßen derzeit etwa 5.000 E-Autos unterwegs.

Neuzulassungen von E-Autos in Niederösterreich:

  • 2010: 4
  • 2011: 41
  • 2012: 74
  • 2013: 137
  • 2014: 312
  • 2015: 354
  • 2016: 757
  • 2017: 1.115

Das bedeutet aber auch, dass derzeit nur einer von etwa 200 Autofahrern in Niederösterreich elektrisch unterwegs ist und es demnach noch viel Luft nach oben gibt. Laut Herbert Greisberger, dem Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich, würden vor allem der Preis und die Reichweite viele noch abschrecken. Gerade bei der Reichweite habe sich in den letzten Jahren aber viel getan, sagt er: „Die Autos, die wir heute auch hier am Ring sehen, haben 400 Kilometer Reichweite und damit sind sie in höchstem Maße Alltags-tauglich.“

Dass E-Autos oft teurer als „normale“ Autos erscheinen, liegt laut Experten vor allem daran, dass diese meist voll ausgestattet sind. „Hier sind die Hersteller und Importeure gefordert, neue Modelle auf den Markt zu bringen, die eventuell auch eine geringere Ausstattung haben. Im Bereich der selben vergleichbaren Autos sind sie auch heute schon konkurrenzfähig.“

E-Mobilität Wachauring Melk

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Das erste rein elektrische Feuerwehrauto in Österreich von der Betriebsfeuerwehr Linz

Generell sei aber ein großes Interesse an E-Autos festzustellen, sagt Greisberger. Niederösterreich sei im Bundesländer-Vergleich Spitzenreiter in Österreich und im Spitzenfeld aller europäischer Regionen. Mit steigender Bekanntheit nehme außerdem auch die Scheu vor neuen Technologien ab.

Niederösterreich setzt auf Bewusstseinsbildung

Erklärtes Ziel des Landes Niederösterreich ist es, das bis 2020 50.000 E-Autos auf Niederösterreichs Straßen unterwegs sind. Dass zu erreichen könnte schwierig werden, sagt Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP), aber durch die Strategie des Landes habe man jedenfalls einen exponentiellen Aufschwung geschafft. „Ich glaube, das wichtigste ist, dass es dieses Bewusstsein und diesen wirklich tollen Ansturm auf die Elektromobilität in Niederösterreich gibt. Das wollten wir auslösen und das ist damit auch erreicht.“

E-Mobilität Wachauring Melk

ORF / Sunk

In puncto Ladestationen sei man in Niederösterreich jedenfalls für die Zukunft gerüstet, sagt Bohuslav. Das Netz sei schon jetzt flächendeckend ausgebaut. „Wir haben etwa 600 Ladestationen in ganz Niederösterreich. Natürlich könnte man die eine oder andere noch weiter entwickeln zu Schnellladestationen, aber grundsätzlich sind die Ladestationen schon jetzt so ausgebaut, dass die Elektromobilität weiter wachsen kann.“

Strombedarf in Niederösterreich sichergestellt

Und auch den notwendigen sauberen Strom könne man in Niederösterreich sicherstellen, sagt Landeshauptfrau Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP), denn „das ganze macht natürlich nur Sinn, wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt. Wenn der Strom von Kohle kommt, habe ich CO2 drinnen oder wenn er von einem Atomkraftwerk kommt, habe ich zu viel Risiko drinnen. Das lehnen wir ab“, so Pernkopf. 100.000 E-Autos würden laut ihm den Energiebedarf in Niederösterreich um nur etwa zwei Prozent erhöhen. Das „müsste man durch energieeffiziente Maßnahmen leicht herein bringen können.“

E-Mobilität Wachauring Melk

Alexander Kaufmann

Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf

Auch wenn Niederösterreich gut dabei ist, zeigen aber Länder wie etwa Norwegen, wie es noch besser ginge. Dort waren nämlich im Vorjahr 52 Prozent aller Autos, die zugelassen wurden, Elektro-Autos. Die E-Mobilität war deshalb zuletzt auch das bestimmende Thema eines Treffens zwischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und der norwegischen Ministerpräsidentin Erna Solberg - mehr dazu in Land will Netz an E-Tankstellen ausbauen (noe.ORF.at; 15.5.2018)

Was man sich von Ländern wie Norwegen abschauen könne? Anreize, meint Pernkopf, und verweist dabei etwa auch auf den Vorschlag von Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), den „Luft 100er“ für E-Autos zu streichen.

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