Klosterneuburg kämpft gegen das Vergessen

Mit dem Projekt „Gut leben mit Demenz“ greift Klosterneuburg (Bezirk Tulln) als erste Gemeinde Niederösterreichs das Thema Demenz flächendeckend auf. Lebensräume werden so gestaltet, dass Erkrankte aktiv am Leben teilnehmen können.

Immer mehr Menschen erkranken an Demenz. 2050 wird es laut Prognosen doppelt so viele Betroffen geben wie heute. Im Caritas-Heim in Klosterneuburg wurde das Projekt „Gut leben mit Demenz“ vor eineinhalb Jahren ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Lebensräume in Klosterneuburg so zu gestalten, dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ein gutes Leben in der Stadt führen können.

Demenz soll kein Tabu-Thema sein

75 Mitdenker von 25 Organisationen sowie Betroffene und pflegende Angehörige sind Teil des Netzwerks. Gemeinsam soll es gelingen, die Krankheit aus der „Tabu-Ecke“ herauszuholen und zu thematisieren. „Es gibt ganz viel Schamgefühl beim Thema Demenz. Wir haben Betroffene eingeladen zu sprechen, wir haben eine Angehörigen-Gruppe gestartet und es kommen ständig neue Ideen“, sagt Klaus Schwertner, Generalsrekretär der Caritas der Erzdiözese Wien.

Demenzfreundliche Gemeinde Klosterneuburg

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Im Caritas-Heim werden beispielsweise durch ein Kunstprojekt Erinnerungen alter Menschen geweckt. „Ich habe in jedem Stockwerk jemanden gefunden, mit dem ich mich unterhalten kann und der auf dem gleichen Niveau ist wie ich“, erzählt die 92-jährige Hermine Rothfuss.

Von der Apotheke bis zur Bibliothek

Am Projekt beteiligt ist auch die Bibliothek Sankt Martin, wo zahlreiche Literatur zum Thema Demenz angeboten wird. Bibliothekarin Uschi Swoboda kennt das Thema auch aus eigener Erfahrung. Ihr Vater sei vor 15 Jahren dement gestorben, erzählt sie. Heute setze sich die Öffentlich viel mehr damit auseinander, sagt sie.

Als eine Art Knotenpunkt der Bemühungen versteht sich die Stadtapotheke. Apothekerin Ulrike Rajki-Urban sagt: „In erster Linie sind das Menschen, die wir schon viele Jahre lang als Stammkunden gekannt haben und wo uns dann plötzlich auffällt, dass manche Dinge nicht mehr so laufen wie es sein sollte.“

Demenzfreundliche Gemeinde Klosterneuburg

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Projekt gelingt durch „Miteinander“

Die Initiatoren sind von der Resonanz und der Mitarbeit positiv überrascht. „Durch das Miteinander gelingt das Projekt. Jeder trägt seinen Teil bei - zu einem großen Ganzen“, freut sich die Projektkoordinatorin der Caritas, Petra Mühlberger.

Man habe es bereits geschafft, Barrieren abzubauen, sagt Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP). „Meine persönliche Erfahrung war die, dass ich zunächst einmal eine Barriere hatte mit dem Begriff Demenz. Diese Barriere wurde komplett eingerissen, denn alle, die näher damit zu tun haben, haben klar gezeigt, dass es sehr wichtig ist, das klar anzusprechen“, so Schmuckenschlager. Kommendes Wochenende wird im Rahmen von Aktionstagen die Beschäftigung mit der Demenz in der ganzen Stadt in den Mittelpunkt gestellt.

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