Festspiele Reichenau: 30 Künstler zu 30 Jahren

Mit einem außergewöhnlichen Festakt haben die Festspiele Reichenau am Sonntagnachmittag ihr 30-jähriges Jubiläum gefeiert. 30 Künstler erzählten dabei über die Entstehung und Entwicklung der Festspiele.

940.000 Besucher, 2.650 Vorstellungen: Es ist eine stolze Bilanz der vergangenen drei Jahrzehnte, auf die das Ehe- und Intendantenpaar Peter und Renate Loidolt zurückblicken kann - mehr dazu in Die Theatermacher in Reichenau seit 30 Jahren (noe.ORF.at; 30.6.2018). Beim Festakt im Neuen Spielraum wurde anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Jubiläumsband „So machen wir Theater!“ präsentiert.

30 namhafte Schauspieler und Regisseure, die etwa durch ihre Auftritte in Reichenau Jahr für Jahr eng mit dem Festival verbunden sind, trugen dabei einzelne Textausschnitte daraus vor. Viele von ihnen erinnerten sich dabei auch gerne an ihre eigenen Anfänge in Reichenau zurück. So etwa Schauspielerin Julia Stemberger: „Es kamen dann so viele schöne Rollen, dass es für mich eine Freude war, fast jedes weitere Jahr ein Teil dieses besonderen Ensembles zu sein“. Joseph Lorenz sprach davon, dass er mit 583 Vorstellungen jener Schauspieler ist, der die meisten Vorstellungen in Reichenau gespielt hat.

Lob und Dank von Schauspielern und Regisseuren

Kammerschauspielerin Regina Fritsch, ebenso langjährige Wegbegleiterin der Festspiele, ergänzte: „Ich glaube, ich bin von den Anwesenden hier wohl diejenige, die am längsten dabei ist. Von Anfang an war alles immer ausverkauft, immer haben wir hier vor vollen Häusern gespielt“. Sichtlich emotional berührt, ließen sich Peter und Renate Loidolt von den Künstlern feiern. „Es ist für uns nur mehr eine Freude, dass wir diese 30 Jahre auf diese Art und Weise zurückschauen konnten“, sagte Renate Loidolt nach dem Festakt. Peter Loidolt ergänzte: „Es ist schon ein schönes Erlebnis, wenn man sagt, man hat 30 Jahre so erfolgreich hinter sich gebracht.“ Auch von den Regiegrößen Hermann Beil und Michael Gampe gab es lobende Worte in Richtung der Auslegung und Entwicklung der Festspiele Reichenau.

Freunde, Wegbegleiter und Mitglieder feierten mit

Neben den 30 Künstlern waren auch viele Freunde, Initiatoren, weitere Wegbegleiter und Mitglieder des Kulturvereins der Festspiele am Sonntagnachmittag nach Reichenau gekommen, darunter Altlandeshauptmann Erwin Pröll: „Für mich ist Reichenau ein besonderes Ereignis. Die Festspiele haben mir immer Kraft gegeben, um eine neue Ära der Kulturpolitik einzuleiten. Ohne Reichenau wäre die neue Entwicklung in der Kulturpolitik Niederösterreichs nicht möglich gewesen. Wir haben hier verspürt, dass es die Chance gibt, in den Sommermonaten etwas herzuholen, das es in Wien nicht gibt.“

Benimm-Coach und Tanzschulleiter Thomas Schäfer-Elmayer und dessen Frau zählen schon seit Jahrzehnten zu den Vereinsmitgliedern, wie sie sagten: „Ich liebe an Reichenau das Traditionelle. Das hier nicht ein wildes Regietheater betrieben wird, sondern wirklich noch auf die kulturellen Theaterwerte Wert gelegt wird.“ Seit Beginn an unterstütze das Land Niederösterreich die Festspiele. Landesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) sprach am Sonntag von einer kulturpolitischen Erfolgsgeschichte: „Vor 30 Jahren noch ein Geheimtipp und jetzt ein Theaterfestival, das aus der österreichischen Szene nicht mehr wegzudenken ist.“

Jubiläumssaison startet mit kabarettistischer Revue

Nach dem Festakt startet die Jubiläumssaison am Montagabend mit der kabarettistischen Revue „Schau’n Sie sich das an!“, die auch 1988 - damals firmierten die Festspiele noch unter „Kunst und Künstler in Reichenau“ - am Beginn stand, aus Sketches, Texten und Couplets von Karl Farkas, Hugo Wiener und Fritz Grünbaum, neu zusammengestellt von Nicolaus Hagg und Miguel Herz-Kestranek, die ebenso wie Peter Matic, Boris Eder, Chris Pichler und Maria Schuchter mitwirken. Im Rahmen der Reihe „Frauenschicksale in der Weltliteratur“ inszeniert Beverly Blankenship „Endstation Sehnsucht“ von Tennessee Williams (Premiere: 3. Juli). In den Hauptrollen sind Petra Morzé, Johanna Arrouas, Daniel Jesch und Dirk Nocker zu sehen.

Sendungshinweis

„Der Zauber des Theaters - 30 Jahre Festspiele Reichenau“, Sonntag, 8. Juli, um 9.05 Uhr in ORF 2

Die Reichenauer Schnitzler-Tradition wird mit der Rarität „Das Vermächtnis“ fortgesetzt (Premiere: 4. Juli). Hermann Beil führt Regie, mit Joseph Lorenz, Regina Fritsch, David Jakob, Johanna Prosl, Stefanie Dvorak und Marcello de Nardo stehen bewährte Akteure und junge Kräfte auf der Bühne. Nicolaus Hagg hat eine Dramatisierung des in den ersten Monaten des Jahres 1938 handelnden Romans „Cella oder die Überwindung“ von Franz Werfel vorgenommen, die Michael Gampe im Neuen Spielraum inszenieren wird (Premiere: 5. Juli). August Schmölzer, Julia Stemberger, Sascha Oskar Weis, André Pohl, Toni Slama und Martin Schwab zählen hier zum Ensemble.

Die Novelle „Das falsche Gewicht“ von Joseph Roth hat Renate Loidolt szenisch gestaltet. Joseph Lorenz, Julia Stemberger und Marcello de Nardo verkörpern die Protagonisten (Premiere: 8. Juli). Die Klavierkonzerte begannen am Sonntag mit Rudolf Buchbinder, Katia und Marielle Labeque stehen weiters am Programm - mehr dazu in 30 Jahre Reichenau: Kabarett und Uraufführung (noe.ORF.at; 18.1.2018).

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