Paralympics-Athleten fliegen nach Sotschi

Am 7. März starten die Paralympics 2014 in Sotschi. 13 Athelten gehen für Österreich ins Rennen, aus Niederösterreich sind Claudia Lösch, Martin Würz und Georg Schwab dabei.

Aus Österreich sind junge, ältere, routinierte Athleten dabei und solche, die sich zum ersten Mal qualifizierten. Aus Niederösterreich gehen Titelverteidigerin Claudia Lösch, 25 Jahre alt, der 20-jährige Martin Würz und der 48-jährige Georg Schwab an den Start. Die drei steigen mit unterschiedlichen Erwartungen ins Flugzeug, wie sie in der „Nahaufnahme“ mit Judith Weißenböck erzählten.

Claudia Lösch

ORF

Claudia Lösch fliegt mit großen Erwartungen nach Sotschi

Lösch: „Medaille sollte es auf jeden Fall werden“

Claudia Lösch ist mittlerweile eine Ski-Klasse für sich. Vier Goldmedaillen holte sie bei der WM letztes Jahr, bei den Paralympics 2010 in Vancouver kehrte sie mit zwei goldenen, einer Silber- und einer Bronze-Medaille heim. „Durch die Ergebnisse aus den vergangenen Großereignissen und auch aus der vergangenen Saison fliege ich natürlich mit großen Erwartungen hin. Ich träume immer ein bisschen von der Abfahrts-Goldenen. Eine Medaille sollte es auf jeden Fall werden“, so die 25-Jährige.

Für die beiden Herren sind es die ersten Paralympics. Georg Schwab wurde im letzten Sommer Österreichischer Staatsmeister im Para-Cycling, also am Rad, und fährt seit 2012 auch Snowboard-Bewerbe. Beim Snowboarden ist die Situation anders als bei den Alpinen Skifahrern, sagt Georg Schwab, denn beim Snowboarden gibt es kein Handycap-System. „Ich hab ein relativ starkes Handycap und somit keine Medaillenchance. Ich möchte aber, wie im Weltcupfinale in Spanien vor zwei Wochen, in der Gruppe der stärker Behinderten möglichst gut abschneiden.

Erste Qualifikation für Würz

Der Skifahrer Martin Würz holte 2013 bei der Weltmeisterschaft in La Molina Gold im Teambewerb.Der 20-Jährige erreichte sein größtes Ziel bereits: Die Qualifikation für die Paralympics. „Dass ich das jetzt erreicht habe, war für mich schon eine sehr große Leistung. Jetzt sind natürlich die Erwartungen ein bisschen gestiegen. Ich hoffe, dass ich eine Medaille gewinnen kann. Im Slalom habe ich die Chance. Es wird schwierig, aber ich werde alles daran setzen“, so Würz.

Sendungshinweis: „Radio NÖ Nahaufnahme", 2.3.2014“

Alle drei Sportler waren nicht von Geburt an behindert. Martin Würz wurde die linke Hand wegen eines explodierenden Feuerwerkskörpers amputiert. Claudia Lösch und Georg Schwab wurden bei Unfällen so schwer verletzt, dass sie querschnittsgelähmt blieben. Sie alle hat der Weg aber in den Spitzensport geführt. Claudia Lösch sieht in ihren Eltern die größten Motoren. „Auf gar keinen Fall darf man aber den Niederösterreichischen Landesverband vergessen. Die haben von Anfang an viel Geld und Zeit in uns investiert.“

Martin Würz war schon vor seinem Unfall sehr sportlich, betrieb aber keinen Profisport. Bei seinem Unfall mit dem Feuerwerkskörper war er 13 Jahre alt, danach kam er zum Versehrtensport. „Ich habe davor nicht viel davon gehört. Im Mai war der Unfall, im Dezember war ich beim ersten Trainingskurs dabei. Das hat mir sehr gefallen, ich wurde von Niederösterreich sehr gefördert und nach drei Jahren schaffte ich den Aufstieg in den ÖSV-Kader“, so der 20-Jährige.

Claudia Lösch 2010 mit vier Medaillen nach den Paralympics in Vancouver

APA / Herbert Pfarrhofer

Paralympics-Medaillengewinnerin Claudia Lösch bei der Rückkehr des österreichischen Teams aus Vancouver im März 2010

Schwab: „Sport wird immer Teil meines Lebens sein“

Georg Schwab war bei seinem Unfall bereits erwachsen und vorher engagierter Hobbysportler. Er war auch als Trainer und Coach unterwegs. „Für mich ist nie zur Frage gestanden, dass ich jetzt aufhöre, Sport zu machen. Dadurch, dass ich relativ schlecht gehe und gut Rad fahren kann, ist das Rad ein gutes Fortbewegungsmittel. Zum Wintersport bin ich gekommen, weil Winter, Berge und Natur einfach meines sind. Egal, ob ich ein Handycap habe oder nicht – ich habe einfach alles ausprobiert. Manches geht halt nicht mehr so, aber das Grundgefühl, der Sport ist immer ein Teil meines Lebens gewesen und wird es immer sein.“

Die Olympischen Spiele in Sotschi endeten mit einem handfesten Doping-Skandal für Österreich. Der Niederösterreicher Johannes Dürr wurde des Dopings überführt. Die drei Paralympics-Athleten zeigen wenig Verständnis. Martin Würz: „Es ist für den Langlaufsport wieder eine schlechte Werbung. Ich glaube aber, auf den Skisport hat das keine Auswirkungen. Ich finde es gut, wenn Leute überführt werden können, die gedopt haben, damit der Sport fair wird.“ Claudia Lösch sieht das ähnlich: „Für uns ist halt blöd, dass wir jetzt wahrscheinlich wieder mehr Kontrollen haben und wieder mehr überwacht werden. Das ärgert mich, abgesehen davon, dass es sich als Sportler einfach nicht gehört“, so Lösch. Es sei eine Frage der Ehrlichkeit, so die 25-Jährige: „Will ich fair gewinnen, dann stehen einige Dinge außer Frage. Eines davon ist definitiv Doping.“

Die „Nahaufnahme“ mit Claudia Lösch, Martin Würz und Georg Schwab:

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Anfang des Jahres sorgten einige Sportler für Aufsehen, indem sie sagten, sie könnten ohne Schmerzmittel nicht fahren. Das kennt auch Claudia Lösch: „Ich hatte heuer relativ lange mit einer Schleimbeutelentzündung zu tun. Da nahm ich zwei Wochen lang Schmerzmittel, um das Training nicht unterbrechen zu müssen. Dann habe ich aber beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann und habe versucht, das mit Physiotherapie in den Griff zu bekommen, anstatt die ganze Saison Schmerzmittel zu futtern.“

Auch der 48-jährige Georg Schwab hat Erfahrungen mit Schmerzmitteln: „Ich bin ja schon ein bisschen älter und da hat man bereits Abnützungserscheinungen. Wenn man Schmermittel nimmt, schaut man halt, dass es keine chronische Sache wird und dass man so schnell wie möglich davon weg kommt. Außerdem kriegt man es oft mit Physio in den Griff“, so Schwab.

Die Nahaufnahme zum Nachhören

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