Cholesterin: Ein Wert mit vielen Fragen

Einerseits ist es lebensnotwendig, andererseits kann ein zu hoher Wert Probleme machen - die Rede ist von Cholesterin. Radio NÖ Apothekenexperte beantwortet zu Ostern die wichtigsten Fragen rund um das Cholesterin.

Welche Funktionen hat Cholesterin?

Cholesterin ist lebensnotwendig und rein tierisch, d.h. in pflanzlichen Produkten sicher nicht zu finden.

Aufbau unserer Zellmembranen, ohne diese gäbe es kein Leben.  Ausgangssubstanz verschiedener wichtiger und körpereigener Hormone (Steroidhormone).

  • Geschlechtshormone: Testosteron, Progesteron, Östradiol;
  • Corticoide/Hormone der Nebennierenrinde: Cortisol, Aldosteron
  • Gallensäuren: Cholsäure, Glykocholsäure

90% der erwähnten Gallensäuren werden im Darm wieder aufgenommen und gelangen über mehrere Zwischenschritte wieder in die Leber und von dort wieder in die Galle…

Das Hühnerei – eine Kalorienbombe?

Ein Ei wiegt ca. 60g und hat ca.96 kcal/401 kJ. Das Eiklar macht ca. 60% des Eies aus und enthält 87% Wasser, 11% Eiweiß, 1% Kohlenhydrate und 1% Mineralstoffe. Das Dotter macht ca. 30% aus. Die 7g Fett jeden Eies sind dort enthalten, wobei 2/3 davon ungesättigte Fettsäuren sind. Ebenso die 250mg Cholesterin/Ei sind dort zu finden.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 3 Eier pro Woche. Laut neuesten Kenntnissen ist die Herzgesundheit nicht gefährdet, wenn es ab und zu bei besonderen Anlässen (Ostern, Feste,…) zu 6 bis 7 Eiern pro Woche kommt. Das im Dotter enthaltene Lecithin hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm, wodurch wiederum nur ein Teil des Nahrungscholesterins im Darm aufgenommen wird.

Hühnerei hat eine biologische Wertigkeit von 100%, das heißt, dass aus 100g zugeführtem Eiweiß auch tatsächlich 100% körpereigenes Eiweiß gebildet werden kann. Kein im Handel erhältliches Eiweiß hat eine ähnlich hohe biologische Wertigkeit. Die Kombination von Erdäpfeln und Ei (der Klassiker am Gründonnerstag!) enthält im Übrigen die ideale Zusammensetzung an Aminosäuren!

Freilandeier enthalten deutlich mehr essentielle Omega-3-Fettsäuren (α-Linolensäure) wie auch Vitamin A und E als Eier aus Boden- oder Käfighaltung!

Hoher Cholesterinspiegel – was bedeutet das für mich?

Um Cholesterin im Blut transportieren zu können, werden Lipoproteine benötigt, an die das Cholesterin gebunden ist. Diese unterscheiden sich in ihrer Dichte und werden entsprechend benannt: HDL, LDL, IDL, VLDL. Nun ist zum einen wichtig, welchen Wert das LDL („böses“ Cholesterin) erreicht und welchen Wert das HDL („gutes“ Cholesterin). LDL wandert in die Gefäßwand ein, wird dort oxidiert (-> ox-LDL) und von Fresszellen (Makrophagen) phagozytiert/umgewandelt. Aus diesen Zellen können dann arterosklerotische Ablagerungen (sog. Plaques) entstehen. Die Folgen sind eine Verengung der Gefäße, erleichterte Bildung von Blutgerinnseln und auch weniger dehnbare Blutgefäße (Blutdruck!). HDL kann in den Gefäßwänden abgelagertes Cholesterin wieder aufnehmen.

Wichtiger Parameter ist auch das Verhältnis zwischen HDL und LDL – in den meisten Fällen erweist sich ein hohes HDL somit als positiv.

Zielparameter:

  • LDL <130mg/dl
  • TG <150mg/dl (Triglyceride)
  • HDL >40/50mg/dl (Männer/Frauen)

Gesamtcholesterin 200mg/dl (180 bei Vorhandensein von weiteren Risikofaktoren), LDL/HDL: Frauen <2,5; Männer <3,5. Bei jungen Frauen ist der Cholesterinspiegel zumeist niedriger, was sich aber mit dem Alter ausgleicht.

Risikofaktoren:

  • Rauchen
  • hoher Blutdruck
  • HDL niedrig (<40mg/dl)
  • KHK-Erkrankung in der Familie
    Alter >45 Jahre (Männer)/>55 Jahre (Frauen)
  • Bauchumfang Männer <100cm, Frauen <90cm (Bauchfett steht in Zusammenhang mit niedrigem HDL)

Grundsätzlich wird zwischen primärer (genetische Ursache) und sekundärer (erworbener) Hyperlipoproteinämie. Die sekundäre Form wird unter anderem verursacht durch falsche Ernährung, Übergewicht, Alkoholabusus, Stoffwechselerkrankungen (Gicht, Diabetes mellitus).

Was sind Erstmaßnahmen, wenn ein zu hoher Wert festgestellt wird?

  • Gewichtsnormalisierung
  • wenig fettes Fleisch (auf die Herkunft achten!! s. später)
  • wenig tierische Lebensmittel
  • Mehrmals am Tag frisches Obst und Gemüse (Ballaststoffe>35g/Tag)
  • Fettarme Zubereitung – Verwendung von Pflanzenöl (pflanzliche, ungesättigte Fette!)
  • kein Alkohol
  • Bewegung!
  • max. 300mg Cholesterin/Tag

Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen, wird eine medikamentöse Therapie angeraten.

Omega-3-Fettsäuren und Cholesterin

Omega-3-Fettsäuren können die Blutfettwerte normalisieren, LDL kann sinken, HDL kann steigen. Zusätzlich entstehen sogenannte Prostaglandine (Gewebshormone), die auch in der Entzündungskaskade eine wichtige Rolle spielen. Durch die beiden Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) werden entzündungshemmende und blutdrucksenkende Prostaglandine bevorzugt gebildet – im Gegensatz zu den Omega-6-Fettsäuren. Auch die Blutgerinnung wird positiv beeinflusst (gehemmt, wichtig bei arterosklerotischen Prozessen, wo die Gerinnung ohnehin leichter stattfindet).

Sendungshinweis: „Radio NÖ am Vormittag“, 19.4.14

Omega-3-Fettsäuren pflanzlicher Herkunft muss der Körper erst in DHA und EPA umwandeln, im Fischöl sind sie direkt enthalten. Ein günstiges Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 ist im Leinöl zu finden, auch Rapsöl und Walnussöl haben hier ein positives Verhältnis. Beim Fleischkauf sollte man unbedingt auf die Herkunft/Haltung achten, da bei Tieren mit extensiver Weidehaltung ein wesentlich besseres Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 vorliegt.

Die Fragen wurden von der Pharmazeutin Ines Raunicher von der Apotheke zur Hl.Dreifaltigkeit in Berndorf beantwortet.