Vom Hochzeitssänger zum Theatermacher

Das Theaterfest NÖ feiert heuer sein 20-jähriges Bestehen. An der Spitze steht Werner Auer, Intendant der Felsenbühne Staatz. In der „Nahaufnahme“ spricht er über seinen Weg zum Theatermacher, der in einer Hochzeitsband begonnen hat.

Seit wenigen Tagen gehen im ganzen Land die Vorhänge auf: Das Theaterfest Niederösterreich 2014 ist eröffnet. An der Spitze des Vereins steht Werner Auer, der selbst Künstler und Intendant zweier Sommertheater ist. 20 Jahre Theaterfest „fühlt sich sehr gut an“, sagt Auer in der „Nahaufnahme“ mit Judith Weissenböck. „In den letzten 20 Jahren sind wir von einer kleinen Gruppierung von Sommerfestspielintendanten zu einer niederösterreichweiten Institution mit überregionaler Bedeutung geworden“, zieht Auer eine erfreuliche Bilanz.

„Nicht jedes Dorf muss ein Festival machen“

Beim Theaterfest Niederösterreich gehen 28 Premieren an 23 Spielorten über die Bühne, in den letzten 20 Jahren wurden 3,9 Millionen Besucherinnen und Besucher angelockt. Das Geheimnis des Erfolges ist laut Auer die Vielfalt. „Wir decken alle Genres ab. Es geht vom Musical über Oper, Operette bis hin zu Schauspiel, Drama und Kömodie. Es ist alles dabei“, so Auer, der auf schöne und spannende Spielorte verweist. Dazu zählen geschlossene Theaterräume, Open Air-Plätze, Burgen und Schlösser sowie ausgefallene Spielorte wie der Bunker in Mödling.

Das Angebot an Theatern und Festival ist in Niederösterreich sehr vielfältig. Das Theaterfest scheint seinen Plafond erreicht zu haben. „Allgemein sollte es nie zu viel Kultur geben“, sagt Auer. „Aber der Kuchen, den wir uns teilen ist limitiert.“ Die Spielorte würden sich 300.000 Besucherinnen und Besucher im Sommer aufteilen. „Man muss schon aufpassen, dass es nicht zu viel wird und dass nicht jedes Dorf Festivals machen muss“, so der Obmann des Theaterfestes Niederösterreich.

Immer wieder bekunden neue Produktionsstätten ihr Interesse, Mitglied des Theaterfestes werden zu wollen. Gemeinsam mit der Kulturabteilung des Landes werden die Angebote geprüft - beispielsweise ob die Qualität passt. „Wir sind mit den 23 Orten jetzt aber am Limit was die Vermarktung betrifft“, so Auer, der aber Nachnominierungen nicht gänzlich ausschließlich - etwa für den Fall, dass ein bestehender Spielort austritt.

Arbeitsplatz auf und neben der Bühne

Das Theaterfest 2014 hat am Mittwoch mit den Sommerspielen in Melk begonnen - mehr dazu in „Metropolis“: Stummfilm auf der Bühne. Premiere in Staatz, wo Werner Auer als Intendant tätig ist, ist am 25. Juli. Die „West Side Story“ kommt auf die Felsenbühne. „Die ‚West Side Story‘ ist aktueller denn je“, sagt Auer. „Dieser Konflikt zwischen zwei Gruppen, der spielerisch beginnt und tragisch endet, ist nach wie vor präsent. Man braucht es nur umlegen auf die derzeitige weltpolitische Situation.“

Werner Auer ist Sänger, Musiker, Intendant seit 1999 bei der Felsenbühne in Staatz und seit 2013 beim Kindermusicalsommer in Schiltern, Regisseur, Produzent, Organisator von Events. Eine Berufsbezeichnung für ihn gebe es nicht, sagt er. „Mein Sohn würde gerne in meine Fußstapfen treten und sucht die mögliche Berufsbezeichnung und Ausbildung. Es hat sich bei mir alles aus vielen Zufällen ergeben. In Staatz hätte es zum Beispiel niemanden gegeben, der alles organisiert hätte. Jetzt ist es schon mehr organisatorische Arbeit als Arbeit auf der Bühne.“ Völlig von der Bühne abtreten möchte Auer aber noch nicht.

Karriere mit Hochzeitsband begonnen

Werner Auer lebt vom und für das Theater. Wenn er nicht selbst inszeniert, auftritt oder probt, reist er durch das Land und sieht sich andere Produktionen an. Bis zu 70.000 Kilometer ist er jedes Jahr unterwegs. Der Weg zu einem der großen Theatermacher des Landes hat als Leadsänger in einer Hochzeitsband begonnen. „Diese Lehrjahre sind für mich unverzichtbar“, sagt Auer, der jedem angehenden Musiker im Studium vorschreiben würde, Kommerzmusik zu spielen.

„Es geht um Disziplin und den Umgang mit dem Instrument Stimme. Es ist eine ganz andere konditionelle Voraussetzung, wenn man acht Stunden einen Ball in einem verrauchten Lokal singt, als seine drei, vier Arien in einem Musical“, so Auer. „Man lernt außerdem, dass man doch auf sich aufpassen muss. Man raucht weniger und geht vielleicht doch einmal zeitiger ins Bett.“

Die „Nahaufnahme“ mit Werner Auer zum Nachhören:

Die Nahaufnahme zum Nachhören

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