Schutz und Schonung für den Magen

Jeder der Tabletten nimmt, kennt sie - die Magenschoner. Sie sollen den Magen schützen und ihm gut tun - aber sind solche Magenschoner wirklich immer nötig? Apothekerin Astrid Janovsky klärt über das Thema Magenschutz auf.

„Magenschutz“ - alleine das Wort klingt doch schon so hilfreich und behütend. An einem Schutz kann doch nichts Falsches sein, oder? Mitnichten! War die Medizin lange Zeit der Ansicht, dass man zumindest zu jedem Schmerzmittel jedenfalls einen Magenschutz einnehmen sollte, am besten gleich zu jedem Medikament, hat sich die Lehrmeinung zwischenzeitlich gewandelt. Denn der vermeintliche Beschützer kann auch ganz ordentlich Schaden anrichten.

Hinter dem huldvollen Begriff „Magenschutz“ verstecken sich Wirkstoffe, die Einfluss auf die Produktion der Magensäure nehmen und diese reduzieren. Nun ist die Magensäure aber nicht zufällig Bestandteil unserer Physis (weil ja generell - außer dem Blinddarm vielleicht - alles in unserem Körper eine bestimmte Funktion erfüllt) sondern wesentlicher Abschnitt unseres Verdauungssystems. Zum einen ist sie dafür verantwortlich, den in ihr gelandeten, grob zerkauten Nahrungsbrei durch Zersetzung für die eigentliche Aufnahme der Nährstoffe im Darm vorzubereiten. Weiters erfüllt die Magensäure aber auch eine sehr wichtige Schutzfunktion. Sie tötet all jene Keime ab, die wir gemeinsam mit der Nahrung zu uns nehmen.

Schutzfunktion der Magensäure

Magenschutz erhöht Bakteriengefahr Wird nun der Einsatz von Magenschonern zu gut gemeint, verringert sich die Magensäure unter die notwendige Menge. Dadurch können erst recht Magenschmerzen als Folge der schlecht verdauten Nahrung auftreten. Ist man allerdings der irrigen Meinung, es handle sich hierbei um Symptome einer Gastritis und steigert sogar die Medikamentendosis, kann dies zu groben Verdauungsstörungen führen. Mit den Keimen verhält es sich noch problematischer.

Sendungshinweis: „Radio NÖ am Vormittag“, 5.7.14

So gibt es mittlerweile Studien, die aufzeigen, dass bei Patienten in Krankenhäusern, die für längere Zeit Magensäurehemmer einnehmen, das Risiko für Lungenerkrankungen steigt. Gefährlich wird die Situation aber nicht nur bei den aggressiven Spitalskeimen, sondern auch auf Urlaubsreisen. Gerade in südlichen oder östlichen Destinationen lauern einige aggressive und unserem Immunsystem gänzlich unbekannte Keime, die leicht über die Nahrung, aber auch über Hände und Finger aufgenommen werden. Wenn dann die Schutzfunktion der Magensäure auslässt, können sich die Krankheitserreger ungehemmt im Körper ausbreiten. Deshalb sollte vor Fernreisen die Einnahme von Magenschonern besser abgesetzt werden.

Alternativen für die Reisezeit

Wer Magensäurehemmer als Prophylaxe gegen Sodbrennen nimmt, kann in dieser Zeit auf andere Präparate ausweichen. Nachdem auch die sogenannten Antazida die Schutzfunktion der Magensäure verringern, bieten sich als beste Alternative die natürlichen (aber leider nur kurz wirksamen) Alginate an. Um Magenschmerzen in Folge von Medikamenteneinnahme zu vermeiden gibt es ein paar einfache Regeln, die man beherzigen kann, und somit das Risiko für Schäden durch Arzneimittel reduziert:

  • Spülen Sie die Tabletten immer mit einer ordentlichen Menge Wasser hinunter. Je mehr Flüssigkeit dem Medikament zur Verfügung steht, umso schneller kann es sich auflösen und umso geringer ist die Chance, dass es an der Magenwand Schäden anrichtet.
  • Nehmen Sie Ihre Tabletten am besten nach dem Essen, wenn die Nüchterneinnahme nicht unbedingt notwendig ist. Denn die Nahrung im Magen senkt den pH-Wert der Magensäure. Verzichten Sie aber auf größere Mengen Milch, denn diese kann wiederum die Wirkung des Medikaments beeinflussen. Diese beiden Ratschläge gelten übrigens auch, wenn Sie generell Probleme haben und manche Medikamente im Magen schlechter vertragen.

Wenn Sie vom Arzt einen Magenschutz verordnet bekommen haben, halten sie mit diesem vor Antritt einer Fernreise bitte Rücksprache. Und nehmen Sie nicht automatisch zu jeder Medikation einen Magensäurehemmer. Dieser ist nur in bestimmten Fällen wirklich notwendig, manchmal sogar kontraproduktiv.

Apothekerin Astrid Janovsky, St. Ulrich Apotheke, Hollabrunn