Ötscher birgt immer wieder Überraschungen

Ernst Bruckmüller ist Historiker und wissenschaftlicher Berater der NÖ Landesausstellung 2015 „ÖTSCHER:REICH – Die Alpen und wir“. Bei seinen Arbeiten für die Ausstellung hat er unerwartete Entdeckungen gemacht, wie er Judith Weissenböck in der „Nahaufnahme“ erzählt.

Der Mostviertler kennt die Region an und für sich sehr gut, im Jahr 1953 war er gemeinsam mit seinem Vater zum ersten Mal am Ötscher. Doch der Ötscher birgt für ihn auch immer wieder Überraschungen. „Wir haben mit Werner Bätzing den besten Alpenggeografen Mitteleuropas im Team, er hat erklärt, und das war wirklich neu für mich, dass diese Region um den Ötscher insofern besonders ist als sie den zwei großen Trends der Alpen nicht folgt", so Bruckmüller.

Region der Mäßigung

„Der eine Trend ist die Verstädterung, wie sie zum Beispiel in Innsbruck, Turin oder Zermatt zu beobachten ist. Da sind in den Tälern große Städte entstanden, weil die Leute gern dort wohnen und weil es Arbeitsplätze gibt“, erklärt Ernst Bruckmüller. Der zweite Trend sei die Verwüstung, die Menschen ziehen weg, die Landschaft wird brach liegen gelassen. Beispiele dafür finden sich in den italienischen und französischen Alpen, dort sind die Dörfer verfallen und die Weiden zugewachsen.

Die Ötscherregion folgt keinem dieser Trends und gehört zu den wenigen Teilen der Alpen, die mehr oder weniger stabil bleiben. „Die Bevölkerung wächst zwar nicht, sie nimmt aber auch nicht rasant ab, die Wirschaft ist zwar nicht besonders dynamisch aber sie funktioniert so weit, dass die Leute dort bleiben können, der Tourismus ist vorhanden aber nicht so, dass er übermächtig wird“, sagt Ernst Bruckmüller. Er nennt die Ötscherregion eine „Region der Mäßigung“.

Sendungshinweis: „Nahaufnahme“, 26.4.2015

Heimat Mostviertel

Ernst Bruckmüller kommt aus St. Leonhard am Forst, als typischen Mostviertler bezeichnet er sich nicht. „Ich glaube nicht, dass es das gibt“, sagt Bruckmüller. Was es gibt, sind seiner Ansicht nach Identitäten, die sich an sehr kleine Einheiten angliedern. „Also wir sind zum Beispiel als begeisterte St. Leonharder erzogen worden und da waren die benachbarten Ruprechtshofner eigentlich schon sehr verdächtige Ausländer, also die primären Identitäten sind sehr klein.“Heimat sind für Ernst Bruckmüller gewohnte Linien des Horizonts, wenn er etwa den Ötscher sieht oder auf der anderen Seite den Hiesberg.

Die „Nahaufnahme“ zum Nachhören

Jeden Sonn- und Feiertag stellt Radio NÖ in der „Nahaufnahme“ von 9.04 bis 10.00 Uhr Persönlichkeiten vor, die entweder aus Niederösterreich stammen oder eine besondere Bindung an das Bundesland haben - mehr dazu in Podcasts.

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