Fritsch: „Macht interessiert mich nicht“

Schauspielerin Regina Fritsch wollte eigentlich Bäuerin werden, letztlich ist sie am Burgtheater gelandet. Seit 25 Jahren spielt sie bei den Festspielen in Reichenau - heuer in einem Stück, das von den Verlockungen der Macht handelt.

Kammerschauspielerin Regina Fritsch hat ihren Wohnsitz zur Zeit wieder nach Reichenau verlegt. Bis 3. August ist sie bei den Festspielen in der Rolle der Gunhild Borkman in Henrik Ibsens „Bankier Borkman“ zu sehen. Das Stück handelt von Geld, Größenwahn und den Verlockungen der Macht.

„Macht ist asozial“

„Macht interessiert mich überhaupt nicht“, sagt Regina Fritsch in der Radio Niederösterreich Nahaufnahme mit Judith Weissenböck. „Macht auszuüben, ist für mich ein völlig unverständliches und asoziales Mittel. In meiner Schulzeit bin ich immer als Anarchistin dagestanden, weil ich glaube, dass jeder Mensch selbst weiß, was gut für ihn ist, wenn man ihn lässt.“

Regina Fritsch

APA/Robert Jäger

Regina Fritsch in Henrik Ibsen’s „Bankier Borkman“ im Rahmen der Festspiele Reichenau

Der Traum vom Bauernhof

Regina Fritsch weiß selbst genau, was gut für sie ist. Es ist die Natur, sie hat einen starken Bezug zu bäuerlichen Tätigkeiten, wollte immer mit den Händen etwas schaffen und träumt bis heute von ihrem Bauernhof. Doch wie so oft im Leben sollte es anders kommen. Auf der Suche nach einer Ausbildung und einem Job ist Fritsch im Telefonbuch auf die Schauspielschule Krauss gestoßen, hat das Vorsprechen auf Anhieb geschafft und war zwei Jahre später am Burgtheater engagiert.

Sendungshinweis

„Radio Niederösterreich Nahaufnahme“, 19.7.2015

Dort spielt sie seit nunmehr 30 Jahren, seit 25 Jahren bei den Festspielen Reichenau. Heuer wurde ihr der Berufstitel Kammerschauspielerin verliehen und sie ist als „bedeutendste Bühnenkünstlerin des deutschsprachigen Theaters“ nach Paula Wessely und Annemarie Düringer nun die dritte Trägerin des Alma Seidler-Ringes. „Das fühlt sich unwirklich an, man kann es nicht fassen und darf es nicht glauben. So eine Definition ist absurd, es gibt so viele großartige Schauspielerinnen. Ich habe ihn halt, weil es halt einer haben muss, ich sehe das sehr gelassen. Es ehrt mich, denn es ist ein schönes Zeichen für den Weg, den man gegangen ist.“

Obonya als "Rappelkopf" und Regina Fritsch als "Sophie" während der Fotoprobe von "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" im Burgtheater in Wien

APA/Herbert Pfarrhofer

Regina Fritsch als „Sophie“ und Cornelius Obonya als „Rappelkopf“ im September 2012 im Stück „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ im Burgtheater in Wien

Wie die Mutter so die Tochter

Manche Eltern freuen sich, wenn die Kinder sich für den gleichen Beruf entscheiden, andere nicht. Regina Fritsch nahm den Entschluss ihrer Tochter Alina, ebenfalls Schauspielerin zu werden, mit gemischten Gefühlen auf. „Ich empfinde diesen Beruf sehr schön, aber auch sehr schwierig“, sagt Regina Fritsch und zitiert Kollegin Kirsten Dene: „Es ist immer eine Operation am offenen Herzen.“ Man sei als Schauspielerin immer der Schwierigkeit ausgesetzt, seine Seele offen zu halten und sie gleichzeitig zu schützen, so Fritsch. „Das will man natürlich für die Menschen, die man liebt, nicht so wahnsinnig gerne.“

Während der Festspiele Reichenau findet Fritsch Abkühlung und Erholung bei den Spaziergängen mit ihrem Hund durch das Höllental. Ganz generell entflieht sie sich der Wiener Hektik sehr gern und verbringt viel Zeit bei ihrer Familie in Hollabrunn.

Die „Nahaufnahme“ zum Nachhören

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