Helge Payer: „Es wird eine gute EM“

Nach der verpatzten Generalprobe der Nationalmannschaft gegen die Niederlande ist der langjährige Rapid-Tormann Helge Payer in der Radio Niederösterreich-Nahaufnahme zu Gast gewesen. „Es wird trotzdem eine gute EM“, sagt er.

Viele Jahre war Helge Payer Stammtorhüter beim Traditionsverein SK Rapid Wien. Mittlerweile betreibt er seine eigene Torwartschule in Niederösterreich und analysiert als Fußballexperte sämtliche Spiele für den ORF. Im Hinblick auf die Fußball-EM versucht Helge Payer zu beruhigen. Das Testspiel gegen die Niederlande, das das österreichische Nationalteam mit 0:2 am Samstagabend verloren hat, möchte er nicht überbewerten. "Es wird trotzdem eine gute EM“, sagt Payer in der Radio Niederösterreich-Nahaufnahme bei Alice Herzog.

Helge Payer Nahaufnahme

ORF

Torwartlegende Helge Payer (li.) im Gespräch mit Alice Herzog in der Radio Niederösterreich-Nahaufnahme

Payer: „Spieler sind auf allen Wolken geschwebt“

„Kurz vor einem Großereignis hat jeder Spieler eine gewisse Handbremse angezogen, die sie hindert eine richtig gute Leistung zu bringen, weil eben jeder auf das große Ereignis hinarbeitet und sich nicht verletzen will", sagt der langjährige Rapid-Tormann, Nationalteamspieler und jetzige ORF-Fußballexperte Helge Payer. In Hinblick auf das erste Spiel gegen Ungarn seien die wenig erfolgreichen Testspiele sogar eine Chance. „Die Euro-phorie war so schon so groß, die Spieler sind auf allen Wolken geschwebt. Der Rückschritt nach den Testspielen hilft ihnen, sich neu zu sammeln und zu fokussieren", erzählt Payer.

Helge Payer erzählt in der Nahaufnahme auch von seinem Jahr beim Regionalligaverein Kottingbrunn. „Dieser Meistertitel bedeutet mir ebenso viel wie die beiden Meistertitel mit Rapid, es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen will", sagt die Torwartlegende. Der schönste Moment in seiner Fußballerkarriere war aber dann am Rasen der Fußball Champions League, als die Hymne erklang, erzählt er: „Es war mein größter Traum in der Champions League zu spielen. In der Nacht davor waren es Schweißausbrüche, ich habe kaum geschlafen. Erst als ich am Platz stand, war alles weg.“

Payer möchte es nicht allen „recht machen“

Heute ist Helge Payer ORF-Fussballexperte. Er wird während der EM in Frankreich 22 Spiele kommentieren und für Radio Niederösterreich täglich ein EM-Tagebuch gestalten, das in Guten Morgen Niederösterreich zu hören sein wird. Für Payer ist das eine Aufgabe, die vor drei Jahren auch mitentscheidend war, mit dem aktiven Fussball aufzuhören: „Ich habe einfach gespürt, dass es jetzt Zeit wäre, aufzuhören. Ich habe nicht mehr diesen großen Drang gehabt, ich hatte schon sehr viel erreicht und das Angebot, als ORF-Experte zu arbeiten, hat mich sehr gereizt.“

Sendungshinweis

„Nahaufnahme“, 5.6.2016

Dass nicht alle Fernsehzuseher seine Meinung immer teilen, sieht Helge Payer als Herausforderung: „ Es ist legitim. Wenn fünf Personen an einem Tisch sitzen, hat eben jeder eine andere Meinung. Ich will es auch gar nicht allen recht machen. Ich will einfach meine Meinung sagen und dabei authentisch bleiben.“ Im privaten Bereich ist es allerdings nicht König Fussball, der regiert, sondern seine Frau und seine Tochter, so Helge Payer. „Es ist ganz egal, was am Tag passiert. Wenn meine Tochter vor mir steht, und mir sagt, wie lieb sie mich hat, dann ist alles andere egal und die Welt dreht sich weiter.“

Torwartlegende ist für die EM optimistisch

In Hinblick auf die bevorstehende Europameisterschaft bleibt Helge Payer gelassen, auch wenn mit den verpatzten Vorbereitungsspielen die Euphorie einen Dämpfer bekommen hat. Im französischen Ort Mallemort bestehe noch einmal die Möglichkeit für die Spieler, sich gut vorzubereiten: „Der Druck ist groß. Die Spieler brauchen dort ihre absolute Ruhe. Jeder braucht auch Raum für sich. Denn dann, wenn man am Platz steht, muss jeder den Akku hochfahren können.“

Auch auf die Frage, was er unserer Nationalmannschaft zutraut, bleibt Helge Payer wenige Tage vor der EM optimistisch: „Es ist alles realistisch, wenn wir uns innerhalb des Turniers steigern und wenn zwei Spieler da sind, die ein bisschen mehr machen und das gewisse Etwas haben. Wenn dann auch noch der Tormann in entscheidenden Phasen ein oder zwei Bälle hält, die eigentlich unhaltbar sind, dann kann sich viel entwickeln. Wenn wir ein bisschen träumen, dann machen wir das!“

Die „Nahaufnahme“ zum Nachhören

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Jeden Sonn- und Feiertag stellt Radio Niederösterreich in der „Nahaufnahme“ von 9.04 bis 10.00 Uhr Persönlichkeiten vor, die entweder aus Niederösterreich stammen oder eine besondere Bindung an das Bundesland haben - mehr dazu in Podcasts.