15. August: Der Tag der Kräutersegnungen

Mariä Himmelfahrt ist traditionell der Tag der Kräutersegnungen in der katholischen Kirche. Jetzt ist die Zeit, in der Kräuter üblicherweise ihre größte Heilkraft entwickelt haben und deshalb geerntet werden sollen.

Das Brauchtum rund um die Kräutersegnung ist aus der Legende entstanden, wonach die Apostel das Grab Marias besucht haben, das leer war - nur mehr aromatischer Kräuterduft soll in der Luft gelegen haben. Tatsache ist, dass viele Kräuter von Mitte August bis Mitte September eine besonders hohe Wirkung haben und deshalb jetzt gesammelt werden sollen, sagt Martina Fuchs aus Bad Traunstein (Bezirk Zwettl), eine der Traunsteiner Kräutertanten.

Kräuterbüschelweihe am 15. August

dpa/Rolf Haid

Aber sie schränkt ein - manche Kräuter, wie etwa das Johanniskraut, sollten auch schon früher gesammelt werden, das Johanniskraut etwa blüht Ende Juni. Generell sollte man sich beim Kräutersammeln auf das eigene Gespür verlassen, so die Kräuterexpertin. Was gut duftet und nach Möglichkeit noch nicht voll erblüht ist, hat auch viel Kraft. Und: „Zu Vollmond ist generell die beste Zeit zum Kräutersammeln“, so Martina Fuchs.

Die Zahl der Kräuter ist eine Glaubensfrage

Wie viele Kräuter in den Strauß eingefügt werden, ist eine Glaubensfrage. Sieben - so wie die Zahl der Schöpfungstage, neun - (drei mal drei) für die Dreifaltigkeit, zwölf - steht für die Zahl der Apostel oder 14 - als Symbol für die vierzehn Nothelfer - das ist von Familie zu Familie unterschiedlich. Das Internetlexikon Wikipedia berichtet sogar von Kräuterbuschen mit 99 verschiedenen Kräutern.

Aber auch hier rät Martina Fuchs, sich auf das eigene Gespür zu verlassen, denn manchmal reichen drei Kräuter, damit das Büschel komplett wirkt, manchmal braucht es mehr. Die Kräuterbüschel, die am 15. August gesegnet und dann an die Kirchenbesucherinnen und -besucher verschenkt werden, sind in Traunstein aber traditionell aus neun Kräutern gebunden.

Gesammelt wird, was Garten, Wald und Wiese hergeben, von Spitzwegerich und Kamille bis hin zu Wegwarte, Frauenmantel oder Pfefferminze. Salbei, Minze oder Ringelblume sind nicht einfach auf den Wiesen zu finden, da kann man auch im eigenen Garten zur Ernte schreiten. Den gesegneten Kräuterbuschen wurde jedenfalls immer besondere Heilkraft zugesprochen - sie sollten das Haus und alle, die darin leben, vor Unheil und Krankheit schützen. Von dem Kräuterbuschen wurde deshalb immer wieder ein wenig abgeschnitten, um das Haus damit zu räuchern.

Kräuterfeste im ganzen Land

Kräutersegnungen und Kräuterfeste gibt es rund um den 15. August in großer Zahl. So feiert man am Sonnentor-Firmensitz in Sprögnitz (Bezirk Zwettl) schon seit Jahren ein Kräuterfest an diesem Tag. Auch im Museumsdorf Niedersulz (Bezirk Gänserndorf) widmet man sich den Gartengeheimnissen von anno dazumals, ebenso in den Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern (Bezirk Krems).

Kräutersegnungen finden nicht nur in den großen Kirchen des Landes´wie in Maria Taferl oder im Stift Göttweig statt, sondern allerorts. Wer Glück hat, bekommt nach der Messe sogar einen gesegneten Kräuterbuschen geschenkt.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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