29. September: „Da Michl zündt’s Lichtl an“

Der Michaelistag - der 29. September - markiert im bäuerlichen Leben den Zeitpunkt, ab dem man abends wieder das Licht einschalten muss, um weiterarbeiten zu können. Es lässt sich nicht leugnen - der Herbst ist da.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 29.9.2016

Das Bauernjahr ist voll mit Tagen, die für die eine oder andere Sache früher als Stichtag galten. So war der Michaelistag ein wichtiger Zins- und Abgabentag. Er markierte auch, dass von nun an bis etwa Maria Lichtmess (2. Februar) am Abend wieder mit Kunstlicht gearbeitet werden musste, weil die Tage bereits merklich kürzer sind - mehr dazu in Maria Lichtmess, das „bäuerliche Neujahr“. Am Michaelistag wurde früher oftmals auch Erntedank gefeiert, wobei dieses Fest heute in Niederösterreich keinen fixen Zeitpunkt hat.

Pfarrkirche Sankt Michael in der Wachau

BSonne/Wikimedia Commons

Wehrkiche St. Michael in der Wachau

Mit den kürzer werdenden Tagen gewannen auch die häuslichen Arbeiten wieder an Bedeutung. Spinnabende, aber vor allem das „Federnschleissln“, wurden von den Frauen zu Treffen genutzt. Die Männer hingegen waren mit „Drischl dreschn“ und „Waz auslesn“ beschäftigt, also mit dem Dreschen des Getreides und dem Auslesen der Maiskolben.

Michael, der „Vollstrecker Gottes“

Der Michaelistag oder Michaelitag ist dem Gedenken an den Erzengel Michael geweiht. Als Lostag gibt es an Michaeli einige Bauernregeln für die Wettervorhersage: „Auf nassen Michaelistag ein nasser Herbst folgen mag“ und „Kommt Michael heiter und schön, wird es noch vier Wochen so weiter geh’n“ und schließlich „Sind um Michael die Vögel noch hier, haben bis Weihnachten lind Wetter wir.”

Der Erzengel Michael ist der mächtigste und ranghöchste der vier Erzengel in der Heiligen Schrift. Er vertrieb Adam und Eva aus dem Paradies, hinderte Abraham daran, Isaak zu töten, besiegte den Drachen und gilt so als Bezwinger Satans. Der Legende nach stürzte der Erzengel Michael den Teufel aus dem Himmel - daher auch das geflügelte Wort vom „gefallenen Engel“. Er soll es auch sein, der den Antichristen endgültig stürzen wird, heißt es.

Hans Memling Das Jüngste Gericht Erzengel Michael

National Museum Gdansk/Wikimedia Commons

Hans Memling (1433-1494), Das Jüngste Gericht, Triptychon, Mitteltafel: Maiestas Domini und Erzengel Michael mit der Waage, der die Seelen der Auferstandenen wiegt

Aber auch in der Zeit bis zum Jüngsten Gericht soll der Erzengel die Herrschaft des Satans verhindern. Darauf bezieht sich sein Name, denn Michael kommt aus dem Hebträischen und bedeutet „Wer ist wie Gott?“

Die Attribute des Erzengels Michael sind Rüstung, Schild und Schwert, häufig aber auch die Seelenwaage, denn der Erzengel soll es sein, der nach dem Tod abwägt, ob das Gute oder das Böse im Leben eines Menschen überwogen hat. Kirchen, die dem Erzengel Michael geweiht sind die Wehrkirche St. Michael bei Weißenkirchen in der Wachau (Bezirk Krems) und die Pfarrkirche von Steinakirchen am Forst (Bezirk Scheibbs), aber auch viele Friedhofskapellen im ganzen Land.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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