„Karies“ auf den Zahnprothesen

Sie sitzen mitten im Gesicht und sind täglich am Werk – wenn die eigenen Zähne „Lebewohl“ sagen, dann kommen Zahnprothesen, die sogenannten „Dritten“, zum Zug. Das Zähneputzen erspart man sich aber nicht.

Der Zahnersatz braucht genauso wie unsere eigene Zähne tägliche Pflege. So wie schöne gepflegte eigene Zähne trägt auch eine ästhetisch aussehende und vor allem saubere Zahnprothese enorm zur Lebensqualität bei.

Wie die Oberfläche eines Zahnersatzes letztendlich nach einiger Tragezeit aussieht, ist neben der Verarbeitung im zahntechnischen Labor sehr stark von der Regelmäßigkeit der Pflege und den verwendeten Hilfsmitteln abhängig.

Zahnarzt untersucht Zähne

dpa-Zentralbild/Hans Wiedl

Wird der Zahnersatz nur ungenügend gereinigt, so haftet sich mit der Zeit ein bakterieller Belag an der Oberfläche an. Diese Prothesenplaque kann wiederum Karies und Zahnfleisch- bzw. Zahnbettentzündungen an den benachbarten eigenen Zähnen verursachen. Wird Prothesenplaque nicht täglich entfernt, so verfestigt sich dieser Belag mit der Zeit durch Einlagerung von mineralischen Substanzen – es kommt zur Zahnsteinbildung.

Es bleibt bei „zweimal täglich Zähneputzen“

Verfärbungen durch Kaffee, Tee oder Nikotin können nicht nur die eigenen Zähne, sondern auch die Prothese verunstalten. Wie immer entscheidet die richtige richtige Pflege - auch über die Lebensdauer einer Prothese: Häufiges Austrocknen, falsche Pflegemittel und zu heißes oder kaltes Wasser beim Abspülen führen mit der Zeit zu feinen Haarrissen und rauhen Stellen in der Oberfläche.

So wie das „normale“ Zähneputzen morgens und abends sollte auch die Prothese zweimal täglich gründlich gereinigt werden. Nach den Mahlzeiten genügt ein gründliches Abspülen unter fließendem Wasser, wobei auch der Mund vor dem Einsetzen ausgespült werden sollte, sagt Radio-NÖ-Apothekerin Irina Schwabegger-Wager von der Apotheke „Zum Auge Gottes“ in Gmünd.

Andere Paste, andere Bürste

Die mechanische Reinigung erfolgt am besten mit einer speziellen Prothesenzahnpaste sowie einer Prothesenzahnbürste. Diese hat unterschiedlich lange Borsten, mit denen sowohl die geschwungene Form der Prothese als auch die Verankerungselemente optimal gereinigt werden können.

Zahnersatz

dpa/dpaweb/dpa/A2824 Franz-Peter Tschauner

Um die Oberfläche der Prothese nicht aufzurauen oder zu zerkratzen, muss man beim Kauf auf abgerundete Borsten achten. Wer sich mit schmaleren Bürsten leichter tut, der greift zu Einbüschelbürsten.

Wichtig ist es, eigene Prothesenzahnpasten zu verwenden - diese enthalten weniger Schmirgelstoffe. Die empfindliche Kunststoffoberfläche des Zahnersatzes wird so geschont. Wer seine Zahnpaste - auch solche für sensible Zähne oder Zahnhälse - sowohl für die eigenen Zähne auch für die Prothese benutzt, riskiert feine Risse und raue Stellen. Darin können sich Bakterien und anderen Substanzen leicht festsetzen. Diese verursachen wiederum starken Mundgeruch oder Entzündungen des Zahnfleisches.

Reinigungsschaum als Alternative

Eine milde und dennoch gründlich reinigende Alternative zur Paste ohne abradierende Substanzen (schmirgelnde Putzkörper) stellen eigens für Prothesen hergestellte Reinigungsschäume dar, welche am besten ein bis zwei Minuten in die Prothese eingearbeitet werden.

Reinigungstabletten oder Pulver werden zusätzlich zur mechanischen Reinigung empfohlen. Dafür wird die Prothese in die hergestellte lauwarme Lösung je nach Gebrauchsinformation für maximal 15 Minuten eingelegt, danach gründlich mit lauwarmen Wasser abgespült, um das Desinfektionsmittel vollständig zu entfernen. Danach ist der Zahnersatz sofort wieder einsatzbereit.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 12.10.2016

Ultraschall für zu Hause

Im zahnärztlichen Labor werden oft Ultraschallbäder zur Prothesenreinigung eingesetzt. Diese sind aber durchaus auch für den Hausgebrauch zu empfehlen, sagt die Apothekerin: „Besonders dann, wenn die manuelle Reinigung mit der Bürste aufgrund von Behinderung oder aus Altersgründen nicht mehr durchgeführt werden kann.“ Bei Ultraschallbädern werden ebenfalls Reinigungstabs oder –pulver zugesetzt.

Auf das Zahnfleisch nicht vergessen

Prothesen üben Druck aus und können das Zahnfleisch reizen oder gar Entzündungen auslösen. Regelmäßiges Massieren (einmal am Tag) mit einer weichen Zahnbürste sowie Zahnfleischgele mit natürlichen, stärkenden Inhaltsstoffen wie Salbei, Rathaniawurzel oder Hyaluronsäure machen das Zahnfleisch widerstandfähiger, sorgen für eine gute Durchblutung und lassen kleine Fissuren rasch wieder abheilen, weiß Apothekerin Irina Schwabegger-Wager. Eine gute Ernährung und Versorgung mit lebenswichtigen Mikronährstoffen wie zum Beispiel Vitamin C oder Coenzym A sowie regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt vervollständigen die optimale Prothesenpflege.