Auf den Spuren Hanekes in Wr. Neustadt

Die Chancen dass Regisseur Michael Haneke in wenigen Tagen einen Oscar erhält sind groß. Klein hat der nunmehrige Star-Regisseur aber einmal begonnen und zwar in Wiener Neustadt: Eine Spurensuche.

In vier Tagen werden die diesjährigen Oscars vergeben. Der österreichische Filmregisseur Michael Haneke ist für seinen Film „Amour“ gleich in fünf Kategorien nominiert. Die Chancen, dass er zumindest einen Oscar abräumt, sind daher groß. Doch auch der mittlerweile 70-jährige Star-Regisseur begann einmal klein. noe.ORF.at traf in Wiener Neustadt einen ehemaligen Schulkollegen Hanekes und begab sich mit ihm auf die Spuren seiner Jugend.

Walter Treiber kennt Michael Haneke schon lange. Vor mehr als 50 Jahren besuchte der pensionierte Lehrer mit dem heutigen Starregisseur in Wr. Neustadt gemeinsam das Gymnasium. Damals - in den 50er Jahren - wohnte Michael Haneke in der Schlögl-Gasse. Walter Treiber erinnert sich noch gut: „Ich war sehr angetan von seinem schönen großen Zimmer. Seine Mutter war ja eine Burgschauspielerin und er hat hier bei seiner Tante und Oma gewohnt“, erzählt der heute 70-jährige und zeigt auf das Haus.

Walter Treiber

ORF

Walter Treiber ist gemeinsam mit Michael Haneke in die Schule gegangen.

„In Französisch hat er brilliert“

Schon damals zierten Filmplakate Hanekes Zimmerwände - auch die Liebe zum Französischen entdeckte der Starregisseur schon in der Schule: „Im Unterrichtsgegenstand Französisch hat er brilliert und auch französische Filme waren das seine“, sagt Treiber.

Von seinem Wohnhaus hatte es Michael Haneke nicht weit zu seiner Schule in der Gröhrmühlgasse. Vom damaligen Gebäude sieht man heute nicht mehr viel, längst musste der Bau einem neuen Platz machen. Gleich dahinter befand sich auch das frühere Mädchengymnasium.

Bild der alten Schule bei ca. 35:25

„Um dieses herum hat es jedoch eine Bannmeile gegeben“, erzählt der Haneke-Schulkollege und schüttelt dabei leicht den Kopf. Die damalige Direktorin habe nicht erlaubt, dass sich die Burschen mit den Mädchen in der Nähe des Gymnasiums treffen. „Das war auch damals schon von der Rückseite des Mondes.“ Getroffen habe man sich trotzdem - im nahen Stadtpark oder in Kaffeehäusern, um dort erste Annäherungsversuche zu unternehmen. „Auch der Michel war da natürlich mit von der Partie“, erzählt Treiber.

Schulkollege spricht von prägenden Erlebnissen

Vorsichtige Annäherungsversuche hat es wohl auch im Wr. Neustädter Theater gegeben - früher war es auch ein Kino. Im Mittelpunkt standen aber die großen Filme von damals. „Es hat im Anschluss an die Vorstellungen immer heiße Diskussionen mit dem Michael gegeben.“ Dabei sei es vor allem darum gegangen, wie man ein derartiges „Filmkunstwerk“ macht.

„Das war für mich und meine Mitschüler schon ein prägendes Erlebnis“, erzählt der ehemalige Schulkollege. Denn Haneke habe schon früh zum Thema Film mehr gewusst als Gleichaltrige: „Es hat bei den verschiedenen Einstellung begonnen, er hatte aber auch viel zu den schauspielerischen Leistungen zu sagen und kannte sich mit Regie aus.“

Seine Mitschüler hätten sich bereits damals gedacht, dass Michael Haneke später einmal etwas im Bereich „Film“ machen würde, erzählt Treiber heute: „Ich weiß, dass er lange Zeit Lehrgeld zahlen musste. Aber dann plötzlich hab ich ihn wiederentdeckt - als Besucher im Kino.“ Und besonders freut es den ehemaligen Schulkollegen Walter Treiber dabei, dass Michael Haneke - wie er bei den regelmäßigen Klassentreffen beweist - „ trotzdem ein ganz natürlicher und lieber Maturakollege geblieben ist“.

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