Männer und Motoren am Lunzer See

In Lunz am See (Bezirk Scheibbs) war in den 1950er-Jahren das Skijöring besonders beliebt: Skifahrer wurden dabei von Motorrädern und Autos über den See gezogen. Ein Sammler zeigt Erinnerungen an die „wilde Zeit“.

Sendungshinweis

„Niederösterreich heute“, 4.2.2016

In fast allen Orten im Ybbstal heulten in den 1950er-Jahren im Winter die Motoren laut auf. Das Skijöring war besonders bei jungen Männern eine beliebte Freizeitgestaltung. Das Zentrum das Spektakels war der Lunzer See, was vor allem an Leopold Plaimauers Vater lag. „Wenn mein Vater das Motorrad angetreten hat, hat man ihn gehört. Er war nie der Langsamste und hatte über die Jahre hinweg in seinem Leben 40 Autos und Motorräder“, erzählt Plaimauer.

Skijöring Lunz am See

ORF

Grundvoraussetzung für das Skijöring waren mindestens 30 Zentimeter Eis

Das älteste Motorrad ist 86 Jahre alt

Das erste Skijöring am Lunzer See fand im Jahr 1955 statt. „Durch die Gegebenheiten am See war hier das Zentrum für Skijöring. Wir hatten tolles Eis mit bis zu 30 Zentimetern, Schnee und Sonnenschein“, so Plaimauer. Erinnerungen an die damals „wilden Zeiten“ stehen noch heute bei Leopold Plaimauer in der Garage. Die alten Maschinen sind sein großer Stolz, interessierten Besuchern zeigt er sie auf Anfrage gerne.

Die ältesten Motorräder stammen noch von seinem Vater: eine Ariel 500, Baujahr 1935 und eine AJS 50, Baujahr 1930, die noch eine Handschaltung hat. Doch auch der restliche Fuhrpark von Plaimauer lässt die Herzen von Motorrad-Fans höher schlagen: eine BMW 500 (Baujahr 1953), eine DKW 125 (Bj. 1940), eine Triumph Tiger 500 (Bj. 1961), eine Puch 125 (Bj. 1958) und eine Honda Monkey (Bj. 1974).

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Historischer Wintersport

In den 1950er-Jahren war Lunz am See ein Wintersport-Zentrum im Ybbstal, denn neben dem Skijöring gab es auch noch eine Sprungschanze.

Lunz am See war in den 50ern aber nicht nur für das Skijöring bekannt: Leopold Plaimauer senior hatte auf einem Hang hinter seinem Wirtshaus auch eine Sprungschanze errichtet. Im November 1953 wurde sie in nur vier Tagen erbaut, beim dritten Springen 1954 waren sogar der legendäre Josef „Bubi“ Bradl am Start, der damalige Weltmeister von Planica. „Er war weltbekannt, in Lunz ist er 55 Meter gesprungen. Für unsere Schanze war das eine tolle Sache, bis heute reden die Leute darüber“, so Plaimauer.

Direkt vom See führt heute ein schmaler Weg auf den Seeberg, wo einst die Schanze stand. Vom Zitterbalken und der Holzschanze ist aber nichts mehr zu sehen, an der Stelle befindet sich heute ein Wald.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at