„Spieledoktor“ verarztet Spiele

Mehr als 3.000 Brettspiele besitzt der leidenschaftliche Sammler Helmut Szongott. In der Freizeit arbeitet der Korneuburger als „Spieledoktor“ für die Caritas. Die unvollständigen oder kaputten Spiele werden wieder repariert oder ergänzt.

Die Brettspiele im Haus von Helmut Szongott in Korneuburg stapeln sich meterhoch. Dazwischen steht ein Schreibtisch, an dem gearbeitet wird, der aber kaum noch zu sehen ist. Vorsichtig wird jedes einzelne Spiel, das der Caritas gespendet wurde, geöffnet und auf seine Vollständigkeit kontrolliert. „Bei manchen Spielen geht das sehr schnell“, erzählt Szongott, „die haben nur wenige Teile. Andere haben 180 Karten und mehr, da muss ich länger zählen.“

Spieledoktor Korneuburg Caritas

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Im Wohnzimmer von Helmut Szongott stapeln sich viele Brettspiele

Fehlende Teile werden aus anderen unvollständigen Spielen genommen oder aus dem großen Apothekerschrank, in dem Helmut Szongott die Ersatzteile lagert. Hunderte Laden sind gefüllt mit Würfeln, Spielsteinen, Schachfiguren in allen Größen, Farben, Formen und Materialien. Pro Woche kann der Spieledoktor etwa 50 Spiele wieder instand setzen. Sie werden zu sozialen Preisen in den beiden Caritas-Läden in Wien verkauft.

Helmut Szongott, „Herr“ über 3.000 Spiele

Die historischen Spiele, die der Spieledoktor besitzt, sind hingegen unverkäuflich. Mehr als 3.000 Exemplare hat der Korneuburger bereits. Das älteste Spiel ist aus dem Jahr 1880, ein Würfelspiel aus Frankreich. „Zur Kaiserzeit waren die Spiele optisch schöner, oft mit handbemalten Figuren aus Blech oder Holz. Die Spiele selbst sind aber meist eintönig. Man würfelt und hüpft ins Ziel“, erzählt Szongott, „moderne Spiele haben raffiniertere Regeln.“

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Dieses Brettspiel stammt aus der Kaiserzeit und ist eines der ältesten, das Helmut Szongott besitzt

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 26.12.02016

Ein Blick in die Spielesammlung ist wie eine Zeitreise. Viele Spiele gibt es in mehreren Versionen. Das Biene-Maja-Spiel etwa begeisterte schon Generationen. Der Weltraumflug zum Mond war ein Thema, mit dem in den 1960er Jahren mehrere Spiele gestaltet wurden.

Witzig sind auch die Namen der Spiele, die von Verlagen kopiert wurden und deshalb nicht unter dem Originalnamen auf den Markt kommen durften. Das „Mensch ärgere Dich nicht“-Spiel gibt es mit praktisch identen Regeln auch als „Wir werfen raus“-Spiel und „Verlier die Nerven nicht“-Spiel. „Ein Spielehersteller hat das Spiel überhaupt nur ‚Spiel für 2 bis 6 Personen‘ genannt. Es kennt sich trotzdem jeder aus“, schmunzelt Helmut Szongott.

Fabian Fessler, noe.ORF.at

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