Ärztemangel: Mediziner fehlen in allen Bereichen
Peter Errhalt, Leiter der Pneumologie im Universitätsklinikum Krems, sucht für seine Abteilung dringend junge Mediziner. Zwei Stellen hat er momentan ausgeschrieben. Bewerber gibt es aber kaum. Aufgrund der angespannten Situation musste Erhallt mittlerweile in Deutschland inserieren. „Wir haben ein Rekrutierungsproblem. Es fehlt der Nachwuchs", sagt er. Es habe zwar eine Zeit der Ärzteschwemme gegeben, aber diese sei lange vorbei. "Das war die Zeit, in der ich studiert habe. Alleine in meinem Fach geht in den nächsten zehn Jahren die Hälfte der niedergelassenen Fachärzte in Pension. Wir werden ein Problem haben, diese Facharztpraxen nachzubesetzen“, so Errhalt.
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Sorge um Work-Life-Balance
Eine ähnliche Problematik gibt es auch bei den niedergelassenen praktischen Ärzte mit Kassenvertrag. Die jungen Mediziner, die ihr Studium abschlossen, hatten nur wenig Interesse eine Kassenstelle zu übernehmen. „Viele meiner Studienkollegen haben wohl Sorge wegen ihrer Work-Life-Balance und schauen genau darauf, wieviel Zeit sie künftig in ihrer Arbeit verbringen und wieviel mit Familie“, sagt Medizinstudentin Valerie Klamminger in Bezug auf die Arbeitszeiten eines Kassenarztes.
Klammingers Studienkollegin Simone Heimel will keine Allgemeinmedizinerin werden. „Das wird man schon oft gefragt, von Freunden, Familie, Kollegen. Ich strebe aber eine Facharztausbildung in der Kardiologie an", so Heimel. Für diese Facharztausbildung wird sie wohl auch schnell einen Platz in einem Klinikum finden, denn junge Mediziner sind begehrt wie nie. „Man merkt schon, dass sich die Kollegen an den Kliniken sehr bemühen uns für ihre Abteilungen zu begeistern“, schildert Klamminger, die ihr Studium an der Karl Landsteiner Universität in Krems im Juni abschließen wird.
Studienabgänger zieht es ins Ausland
Ein Problem ist auch, dass es immer mehr Absolventen ins Ausland zieht. „Da spielen Erfahrungen eine Rolle, die die jungen Kollegen machen wollen, aber es gibt durchaus auch einen finanziellen Anreiz“, sagt Georg Mathias Sprinzl, Leiter der HNO-Abteilung am Universitätsklinikum St. Pölten. „Das Gehaltsniveau in der Schweiz oder in Deutschland ist wesentlich besser als bei uns in Österreich und das kann durchaus verlockend sein.“
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Vom fehlenden finanziellen Anreiz für die Absolventen eines Medizinstudiums spricht man auch im Bildungsministerium. Die Zugangsbeschränkungen, also Aufnahmeprüfungen, für das Studium hätten sich durchwegs positiv auf Studienverlauf und Zufriedenheit ausgewirkt, hieß es in einer Stellungnahme. Die Drop-Out Rate sei dadurch deutlich gesunken.
Aufgrund der derzeitigen beruflichen Rahmenbedingungen seien die bestehenden Angebote jedoch schlicht unattraktiv für junge Ärztinnen und Ärzte, hieß es in der Stellungnahme des Ministeriums weiter. Das führe einerseits zu einem Ungleichgewicht zwischen Vertrags- und Wahlärzten, aber auch dazu, dass der Beruf des Allgemeinmediziners weit weniger attraktiv sei als jener des Facharztes.
Links:
- Land wirbt um Medizinstudenten (noe.ORF.at; 8.2.2019)
- Mikl-Leitner: „Landarzt-Garantie greift“ (noe.ORF.at; 8.1.2019)
- „Jungärzte wollen keine Einzelkämpfer sein“ (noe.ORF.at; 3.1.2019)
- Land fordert mehr Studienplätze für Mediziner (noe.ORF.at; 3.1.2019)