Mehr Opferschutz in neuem Gerichtsgebäude

Das Landesgericht und die Justizanstalt Korneuburg sind übersiedelt. Ab Montag ist das neue 75 Millionen Euro teure Justizzentrum in Bahnhofnähe in Betrieb. Im neuen Gebäude wird vor allem der Opferschutz verbessert.

154 Häftlinge mussten aus dem alten, kleinen, teilweise renovierungsbedürftigen Gebäude am Korneuburger Hauptplatz ins neue Justizzentrum an den Ortsrand von Korneuburg übersiedelt werden. Ein hoher logistischer und sicherheitstechnischer Aufwand, immerhin befinden sich unter den Insassen Mörder und sogar ein Mitglied des mexikanischen Drogenkartells, der in Auslieferungshaft sitzt. Sie dürfen sich auf wesentlich bessere Haftbedingungen freuen.

Justizanstalt Korneuburg

Bundesministerium für Justiz

Mehr Freizeiteinrichtungen, moderne Arbeitsräume

„Wir haben im alten Gebäude bis zu Sechs-Mann-Hafträume auf engstem Raum, wir haben hier nur noch Einzelzellen und Zwei-Mann-Hafträume“, sagt der Anstaltsleiter Wolfgang Turner. Es gibt mehr Freizeitmöglichkeiten und moderne Arbeitsräume, etwa in der Tischlerei oder in der Wäscherei.

„So können wir 80 Prozent unserer Insassen beschäftigen, darauf legen wir großen Wert“, sagt Turner. Insgesamt gibt es jetzt Platz für 260 Insassen. 250 Kameras sorgen für Sicherheit. Ausbrüche, die im alten Gebäude doch öfters passiert sind, sollten jetzt der Vergangenheit angehören.

Das Innere einer Zelle

APA/Herbert Pfarrhofer

Auch die Übersiedlung am Landes- und Bezirksgericht war eine Herausforderung. Während des laufenden Betriebs mussten Tonnen an Akten transportiert werden. Im neuen Gebäude, das von einem Innsbrucker Architektenbüro geplant wurde, dient ein neues Servicezentrum als zentrale Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger. 80 Prozent der Angelegenheiten können so im Erdgeschoss erledigt werden.

Dadurch soll effektiver gearbeitet werden, sagt Wilhelm Tschuguell, der Präsident des Landesgerichts. „Früher waren wir an drei Standorten und mussten bei jedem Wetter Akten über den Hauptplatz transportieren. Das gibt es jetzt nicht mehr.“

Zellentüren

APA/Herbert Pfarrhofer

Unterirdisch aus der Zelle in den Gerichtssaal

Tschuguell ist besonders stolz, dass der Opferschutz im neuen Gebäude verbessert wurde. „Alle reden über Opferschutz, wir machen ihn, dazu braucht man aber einen Neubau.“ Häftlinge können unterirdisch aus der Zelle direkt in den Verhandlungssaal gebracht werden. Begegnungen mit den Opfern können so vermieden werden, wenn es notwendig ist, vor allem bei Sexual- und Gewaltdelikten ist das wichtig.

Landesgericht Korneuburg

Bundesministerium für Justiz

Das neue Gebäudes des Landesgerichts Korneuburg.

Für traumatisierte Opfer gibt es einen eigenen Eingang und die Möglichkeit, in einem abgesonderten Raum einvernommen zu werden. Die Einvernahme wird dann per Video in den Verhandlungssaal eingespielt. In allen Gerichtssälen können die Verhandlungen per Video aufgezeichnet werden, einzigartig in Österreich.

Wohnungen und Hotel in altem Gebäude

Das alte Gebäude in bester Korneuburger Innenstadtlage soll künftig für Wohnungen, Geschäfte und ein Hotel genützt werden. Die Bundesimmobiliengesellschaft hat es an die Hypo NÖ verkauft. Derzeit wird gemeinsam ein Nutzungsplan erstellt. Einen Zeitplan, wann mit dem Umbau begonnen und das neue Gebäude eröffnet wird, gibt es noch nicht.