Großteil der Defibrillatoren ist nachts versperrt
Eine Frau liegt regelungslos auf einem Gehweg. Eine Passantin stellt einen Herz-Kreislaufstillstand fest. Aus dem nahe gelegenen Rathaus will sie einen Defibrillator holen, doch es ist nach den Amtsstunden, das Gebäude ist daher verschlossen.
Das sei ein fiktives Beispiel, das aber durchaus realistisch ist, sagt Mario Krammel, geschäftsführender Präsident des Vereins PULS - Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes: „Etwa 80 Prozent der Defibrillatoren hängen in Gemeindeämtern, Bankfilialen und Firmen, die nur zu den Öffnungszeiten der jeweiligen Institutionen zugänglich sind.“
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Dieses Problem gab es auch in Gerasdorf. Bei einer Veranstaltung vor einiger Zeit brach plötzlich ein älterer Mann zusammen. „Da hätten wir einen Defibrillator gebraucht, aber es war keiner so schnell da“, sagt Gesundheitsstadträtin Gertrude Sommer (SPÖ). Mithilfe eines Pilotprojekts, das mit dem Verein Puls und dem Roten Kreuz initiiert wurde, soll die Stadt nun „herzsicher“ werden, wie sie sagt.
Defibrillatoren sind öffentlich zugänglich
Die Defibrillatoren werden dabei einerseits nicht mehr in Gebäuden montiert, sondern sind nun von außen frei zugänglich, etwa beim Volksbildungshaus, bei Schulen oder Sportplätzen. Andererseits wurden die zwölf Geräte auf alle Ortsteile verteilt, sagt Sommer: „Ich hoffe, wir brauchen sie nicht. Aber wenn wir sie brauchen, dann haben wir sie.“ Gerasdorf ist damit ein Vorreiter in Niederösterreich.
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Die medizinischen Geräte wurden zudem direkt mit der Notrufleitstelle 144 verbunden. Ersthelfer, die vielleicht etwas unsicher sind, bekommen somit neben der Computerstimme auch von echten Personen klare Anweisungen. „Auch für den Laien ist es ganz einfach. Man bekommt die Instruktionen von der Leitstelle und kann nichts falsch machen, außer man tut gar nichts“, sagt Angelika Isensee, Ortsstellenleiterin des Roten Kreuzes. Das Rote Kreuz bietet in den nächsten Wochen zudem spezielle Schulungen an.
Verein Puls: „Gesetzliche Grundlage fehlt“
Beim Verein Puls sieht man das Pilotprojekt als weiteren positiven Schritt. Doch das Problem sei, „dass die gesetzliche Grundlage fehlt, dass ein Defi verpflichtend angebracht werden muss bzw. dass er auch so angebracht wird, dass er rund um die Uhr zugänglich ist“, so Krammel.
Bislang werden Defibrillatoren nur auf freiwillige Initiativen montiert. Krammels Wunsch ist es deshalb, dass etwa bei Wohnhausanlagen künftig neben Feuerlöschern und Brandmeldern auch die Anbringung von Defibrillatoren vorgeschrieben wird. Schließlich würden etwa 80 Prozent der Defi-Einsätze im privaten Umfeld vorkommen, sagt Krammel.