Waldbesitzer gehen neue Wege

Laut Landwirtschaftskammer kümmern sich immer weniger Besitzer um ihren Wald. Der Grund ist meist eine zu kleine Fläche, wodurch die Bewirtschaftung unrentabel ist. Eigentümer in Thernberg (Bezirk Neunkirchen) stellen sich dagegen.

Die Motorsägen dröhnen durch den Wald. Rund um die Uhr sind die Forstarbeiter am Thernberger Riegel derzeit im Einsatz. Die Arbeit ist nicht nur gefährlich sondern auch schweißtreibend, vor allem wegen des steilen Geländes. „Die Gefahr ist sehr unterschätzt, das können nur Insider abschätzen, deshalb kann man bei der Arbeit nur Profiforstarbeiter brauchen“, sagt Forstarbeiter Franz Spreitzhofer.

Waldbewirtschaftung Waldverband Thernberg

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Die Arbeit im steilen Gelände kann mitunter gefährlich sein

Bis vor drei Jahren war die Arbeit allerdings noch unmöglich. Der Grund: Die vielen kleinen Parzellen im steilen Gelände sind meist nur wenige Meter breit, dafür aber hunderte Meter lang, erklärt Sandra Tuider vom Waldverband Niederösterreich: „Man konnte die Bäume zwar umschneiden, aber nicht herausbringen. Früher wurde das mit Pferden gemacht, aber das hat sich mit der Zeit aufgehört.“

„Uns haben einfach die Geräte gefehlt“, ergänzte Waldeigentümerin Gertraude Thaler. Von einem etwa einen Hektar großen Waldstück konnte Holz zwar abtransportiert werden, aber nur durch einen engen Hohlweg. „Das war unvorstellbar, bis das Holz im Ort war, eine Katastrophe.“

Das Holz wird zu Geld

Vor drei Jahren schlossen sich deshalb 34 Eigentümer zusammen und ließen gemeinsam eine fünf Kilometer lange Forststraße bauen - quer über ihre Grundstücke. Seither können die Sägemaschinen überall gut zufahren und den wachsenden Wald bewirtschaften. Für die Eigentümer wird das Holz zu Geld. Karin Wachter nutzt das Holz vor allem zum Heizen: „Wir haben eine Verkostungsstube, die wir im Winter heizen, und den Wohnbereich, und den Rest verkaufen wir.“

Waldbewirtschaftung Waldverband Thernberg

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Die Forststraße wurde erst vor drei Jahren gebaut, seither können die Fahrzeuge überall gut zufahren

Thaler freut sich vor allem darüber, dass der Wald endlich wieder wirtschaftlich genutzt werden kann. „Man kann gut zufahren und hat Holz.“ Außerdem müsse man auch an die nächste Generation denken, „wir haben alle Kinder und das muss ja alles weitergehen.“

Staatspreis für nachhaltige Waldwirtschaft

Durch das gemeinsame Projekt profitieren nicht nur die Eigentümer sondern auch die Natur. Denn neue Bäume können mehr CO² speichern, außerdem bleibe die Stabilität des Bodens erhalten, hält Tuider fest: „Ohne Bewirtschaftung wachsen die Bäume alle gleich hoch und haben eine kleine Krone, weil wenig Platz ist.“ Deshalb werden nun vorsichtig Bäume herausgeschnitten, „sodass sich die Krone im oberen Bereich besser entwickeln kann und der Stamm stabiler wird.“

Waldbewirtschaftung Waldverband Thernberg

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Die neue Forststraße ist fünf Kilometer lang und bindet alle Waldparzellen ein

Auf diese Weise werde der Wald langfristig gesichert. Im Vorjahr erhielt das Projekt dafür sogar den Staatspreis für beispielhafte Waldwirtschaft. Denn die Waldbewirtschaftung steht laut Tuider in ganz Österreich vor einer großen Herausforderung: „Junge Leute erben von den Eltern oder Großeltern ein Waldstück, sind aber längst in die Stadt gezogen oder studieren dort und haben somit auch ein wenig den Bezug zum Wald verloren.“

Trend zu kleineren Waldparzellen

Gleichzeitig würden Waldparzellen durch Erbschaften immer weiter aufgeteilt, wodurch sich die Bewirtschaftung für den Einzelnen noch weniger auszahlt. Der Forstindustrie entgeht pro Jahr eine Million Festmeter Holz. Bereits jetzt besitzen etwa 8.000 Waldbesitzer in Niederösterreich ein Waldstück mit weniger als zehn Hektar Grund.

Waldbewirtschaftung Waldverband Thernberg

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Manche Waldparzellen sind so wie in Thernberg nur wenige Meter breit

Der Waldverband Niederösterreich plädiert deshalb dafür, dass sich mehrere Kleinwaldbesitzer zusammenschließen. Die Kooperation der Waldbesitzer in Thernberg sei deswegen ein Vorzeigeprojekt, wo sich die Bäume schön langsam wieder erholen und aufblühen. Gleichzeitig könnten damit die Holzimporte reduziert werden.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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