Schulstart: Mehr Autonomie und schärfere Regeln

Für 192.000 Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich beginnt am Montag der Schulalltag, für 16.705 von ihnen zum ersten Mal. Ab sofort gibt es mehr Autonomie und Technik sowie in mehreren Bereichen verschärfte Regelungen.

Schulschwänzer bzw. deren Erziehungsberechtigte müssen ab dem kommenden Schuljahr 2018/19 mit härteren Konsequenzen rechnen. Ab sofort wird ein Verfahren bei der Bezirksverwaltungsbehörde eingeleitet, sobald ein Schüler im Laufe der neunjährigen Schulpflicht den vierten (vollen) Tag ungerechtfertigt der Schule fernbleibt - wobei diese Tage nicht unbedingt aufeinanderfolgen müssen.

Mädchen in Schulklasse vor Schultafel

APA/Georg Hochmuth

Außerdem wird eine Mindeststrafe von 110 Euro eingeführt, das Verfahren zur Verhängung von Strafen wird vereinfacht. Darüber hinaus können bei geringfügigeren Schulpflichtverletzungen Schulleitung und Lehrer „Sofortmaßnahmen“ - vor allem das Aussprechen von Verwarnungen - setzen.

Das Rauchverbot, das knapp vor Ende des letzten Schuljahres in Kraft trat, wird erstmals angewandt. Damit wird dieses praktisch auf die gesamte Schulliegenschaft ausgedehnt, etwaige per Hausordnung mögliche Ausnahmeregelungen wurden damit aufgehoben. So darf etwa auch auf Freiflächen wie dem Schulhof nicht mehr geraucht werden - weder von Schülern noch von Lehrern oder sonstigen Personen.

Die Deutschförderklassen wurden nach einem Pilotversuch in Wiener Neustadt österreichweit ausgerollt. In diese kommen Kinder, die dem Unterricht aufgrund sprachlicher Probleme nicht ausreichend folgen können und deshalb als außerordentliche Schüler eingestuft wurden. Dort wird dann in 15 bis 20 Wochenstunden nach eigenem Lehrplan Deutsch unterrichtet - für Gegenstände wie Zeichnen, Musik oder Turnen werden die Kinder dann aber altersgemäß den normalen Regelklassen zugeteilt.

Vorerst Provisorium für Deutschförderklassen

Als Einschränkung gilt, dass die Klassen erst ab acht Schülern pro Standort eingerichtet werden. Besuchen müssen sie außerdem nur jene Kinder, die in der ersten Schulstufe aufgenommen wurden, oder gerade in Österreich angekommene Quereinsteiger ins Schulsystem. Nach jedem Semester sollen dann die Sprachfortschritte überprüft werden. Bei entsprechender Verbesserung können die Kinder in die Regelklassen wechseln. Dort erhalten sie im Regelfall noch sechs Stunden pro Woche parallel zum Unterricht Förderung in einem Deutschförderkurs.

Noch wird das Modell aber nicht vollständig umgesetzt: So soll über die Zuweisung in eine Deutschklasse eigentlich ein einheitlicher standardisierter Test entscheiden. Da dieser aber noch nicht vorliegt, nahmen für dieses Schuljahr (wie schon bisher) die Direktoren die Einstufung als außerordentliche Schüler vor.

3.900 Betroffene in Niederösterreich

Im Schuljahr 2018/19 muss auch noch nicht nach dem Lehrplan für Deutschklassen unterrichtet werden. Auch der Test über die Sprachfortschritte ist noch nicht fertig. Klar ist: In Niederösterreich wird es 105 Deutschförderklassen und 65 Deutschförderkurse geben. 3.900 Schülerinnen und Schüler sollen davon profitieren - mehr dazu in Deutschförderung für 3.900 Schüler (noe.ORF.at; 31.8.2018).

Auch das Schulautonomie-Paket, das 2017 beschlossen wurde, tritt in Kraft. Unter anderem können sich Schulen zu Clustern zusammenschließen und die Möglichkeit zur Bildung flexibler Gruppengrößen bekommen: Klassenschülermindest- wie -höchstzahlen bzw. Teilungsziffern fallen weg. Außerdem können sich Direktoren eingeschränkt „ihre“ Lehrer aussuchen. Der Abschluss des Dienstvertrags bleibt aber weiter bei den Schulbehörden.

Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) begrüßte in einer Aussendung das Autonomiepaket. Bildungsdirektor Johann Heuras stellte gleichzeitig klar: „Das heißt auch, dass es ein mehr an Fortbildungen geben wird müssen. Wir werden daher neben Fortbildungen im Bereich der Digitalisierung auch verstärkt unsere Direktoren auf die neuen Herausforderungen vorbereiten müssen."

Als weitere Neuerung gab Teschl-Hofmeister einen Natur- und Technikschwerpunkt der Neuen Mittelschulen (NMS) an, vergleichbar mit den bestehenden Schwerpunkten Musik und Sport. „Nachdem es uns aber auch ein großes Anliegen ist, auch den am Arbeitsmarkt besonders gefragten technischen Bereich zu forcieren, werden ab heuer fünf ausgewählte NMS den neuen Schwerpunkt anbieten“, erläuterte die Landesrätin.

Appell an Autofahrer

Die Schullandschaft Niederösterreich erstreckt sich aktuell über 2.165 Bildungseinrichtungen. Gleichzeitig mit dem Schuljahr beginnt am Montag auch das neue Kindergartenjahr. Laut Informationen des Landes gibt es in Niederösterreich 2018/19 knapp 53.000 Kindergartenkinder in mehr als 3.000 Gruppen. Bis auf 1.500 Kinder besuchen demnach alle einen Landeskindergarten.

Der ARBÖ appellierte an Autofahrer, ihr Fahrverhalten an den Schulbeginn anzupassen. Kinder seien schließlich aus dem Vertrauensgrundsatz im Straßenverkehr ausgenommen. Autofahrer dürften sich daher nicht darauf verlassen, dass ein Kind auf der Straße richtig reagiert, heißt es.