Pernkopf: „Wolf ist kein gefährdetes Tier“

Eine Studie besagt, dass ein Drittel der Bevölkerung wegen des Wolfes Angst habe, in den Wald zu gehen. Der zuständige Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) will diese Sorgen über den Schutz des Wolfes stellen.

Die Studie wurde vom Kuratorium Wald in Auftrag gegeben, bevor es zu den Wolfsrissen im Waldviertel kam - mehr dazu in Wölfe: Angst in Bevölkerung wächst (noe.ORF.at; 22.8.2018). Robert Ziegler hat mit dem zuständigen Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf in „NÖ heute“ das folgende Gespräch geführt.

Studiogespräch Pernkopf Studie Wolf

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Stephan Pernkopf (r.) im Gespräch mit Robert Ziegler: „Ich glaube, es geht darum, Hausverstand, Vorsicht und auch Vernunft walten zu lassen“

noe.ORF.at: Herr Landeshauptfrau-Stellvertreter Pernkopf, seit Jahr und Tag gibt es keinen Fall, wo einem Menschen durch einen Wolf etwas passiert wäre. Ist die Angst nicht völlig unbegründet?

Stephan Pernkopf: Ich glaube, es geht in dieser Causa darum, Hausverstand, Vorsicht und auch Vernunft walten zu lassen. Die am Mittwoch präsentierte Umfrage hat noch vor den Wolfsrissen stattgefunden. Es handelt sich um subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen, diese Sorgen muss man ernst nehmen. Ich möchte auch vorausschicken: Der Wolf ist in Europa kein gefährdetes Tier, es gibt etwa 30.000 Wölfe. Die Sicherheit der Menschen muss oberste Priorität haben.

noe.ORF.at: In den Bezirken Gmünd und Zwettl hat es zuletzt schon Maßnahmen gegeben. Dort ist es jetzt erlaubt, einen Wolf durch Schreckschüsse zu vertreiben, wenn er zum Beispiel in die Nähe von Weidetieren oder eines Siedlungsgebietes kommt. Diese Regelung ist mit Jahresende befristet. Soll das aus Ihrer Sicht eine Dauerlösung werden?

Pernkopf: Ich glaube, das ist eine Sicherheitsmaßnahme für die Bevölkerung. Wir bewegen uns dabei im europäischen Kontext, denn es gibt derartige Maßnahmen schon in anderen Ländern, die Schweiz beispielsweise hat eine ähnliche Regelung. Dieser Wolfsmanagementplan gilt für ganz Österreich und wurde 2012 von allen Bundesländern mit Hilfe von Experten und NGOs wie dem WWF beschlossen.

noe.ORF.at: Der WWF übt Kritik und schlägt etwa Herdenschutz vor, also Umzäunungen. Er argumentiert, dass es das um wenige Euro pro Meter gäbe. Für jedes gerissene Schaf werden 200 Euro bezahlt. Wäre das eine Investition, damit es ein Zusammenleben geben kann? Wäre das ein möglicher Weg?

Pernkopf: Diese Kritik halte ich für zynisch und ignorant, wenn man von den 31 Schafen weiß, die zuletzt vom Wolf gerissen wurden. Diese Herden waren durch Zäune gesichert. Was soll man da noch mehr machen? Das sind theoretische Diskussionen, die ich zurückweise. Wir nehmen die Sorgen der Menschen vor Ort sehr ernst und handeln nach dem Wolfmanagementplan.

noe.ORF.at: So einfach ist es aber nicht, da der Wolf in der EU geschützt ist und gewisse Ausnahmeregelungen nötig wären. Ist es realistisch, dass Niederösterreich von der EU die Ausnahmeerlaubnis erhält, den Wolf zu bejagen, wenn es nötig ist?

Pernkopf: Man kann dem Wolfsmanagementplan jetzt schon Problemwölfe entnehmen. Allerdings: Die deutsche Bundesregierung stellt in ihrem Koalitionsabkommen sicher, dass der Wolf in einen anderen Schutzstatus kommen muss oder entnommen werden kann, weil es bereits so viele Tiere gibt. In der Slowakei und in Schweden gibt es bereits Entnahmen. Es ist derzeit möglich, dass der Wolf entnommen wird, wenn er in die Nähe von Siedlungsgebieten kommt. Wir wollen hier keine Panik machen, wir sind uns der Verantwortung bewusst. Wenn selbst Wissenschafter nicht ausschließen können, dass der Wolf eine Gefahr für den Menschen ist, muss man das ernst nehmen.

noe.ORF.at: Eduard Köck, Obmann des Schafzuchtsverbandes, sagt, der Wolf müsse abgeschossen werden. Würden sie solch eine Wortwahl auch verwenden?

Pernkopf: Nein, denn wir halten uns an die bestehenden Gesetze. Das wird auch in Zukunft so sein. Der Wolfmanagementplan sieht die Entnahme erst bei ganz bestimmten Voraussetzungen vor. Derzeit ist das nirgends der Fall, derzeit sind Vergrämungsmaßnahmen angeordnet. Erst wenn diese nicht funktionieren, werden Experten über weitere Schritte beraten.

Das Gespräch mit Stephan Pernkopf führte Robert Ziegler, noe.ORF.at.

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