Alpbach diskutiert über umstrittene Gentherapie

Gentherapie spaltet nach wie vor die die öffentliche Meinung. Bei den Technologiegesprächen im Tiroler Alpbach widmete sich Niederösterreich diesem umstrittenen Thema. Laut Experten bietet es Vorteile, Gefahr bestehe bei Eizellen.

Das Verändern von menschlichen Genen, um Krankheiten auszumerzen oder zu verhindern, wird von den einen als das Mittel der Zukunft angesehen, von anderen als unerlaubter Eingriff in die Natur mit nicht vorhersehbaren Folgen. Seit 20 Jahren wird am Thema Gentherapie geforscht und gearbeitet. Mittlerweile sind erste Präparate zugelassen. Firmen aus Niederösterreich gehören zu den internationalen Big Playern.

Forum Alpach Technologiegespräche 2018

ORF

In Niederösterreich beschäftigen sich nicht nur private Betriebe, sondern auch die Wissenschaft mit neuen Chancen durch die Gentherapie

Das Pharma-Unternehmen Shire in Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf) zählt zu den Weltmarktführern in der Erforschung von sogenannten seltenen Erkrankungen. Jede sei für sich ein Unikat und nur mit viel Aufwand zu erforschen - vor allem im Genbereich, betont Hanspeter Rottensteiner, Leiter der Gentherapie-Forschung bei Shire: „Im Durchschnitt dauert es bis zu sieben Jahre, bis bei Patienten die richtige Diagnose erstellt werden kann.“ Bis dahin seien etwa acht Spezialisten mit der Diagnose beschäftigt.

Vorsicht bei Samen- und Eizellen

Ist Gentherapie nun Hoffnungsträger oder doch Teufelswerk? Diese Fragen wurden bei der Niederösterreich-Session beim Forum Alpbach zwar nicht gelöst, aber diskutiert. Es ging um die Möglichkeiten der neuen Therapien und um die Zulassungsverfahren für gentherapeutische Arzneimittel ebenso, wie um mögliche Risiken oder auch um die Frage der personalisierten Medizin und den damit verbundenen Kosten. Letztendlich standen auch moralisch-ethische Aspekte zur Diskussion.

Forum Alpach Technologiegespräche 2018

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Experten diskutierten bei der Niederösterreich-Session der Technologiegespräche über die Zukunft der Gentherapie

„Wenn man kranke Gene reparieren oder durch gesunde überschreiben kann, ist dagegen nichts einzuwenden“, meint Matthias Beck, Mediziner und Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt. Einschränkungen gebe es „bei ganz kleinen, bis zu fünf Tage alten Embryonen oder Samen- und Eizellen“. Solche Eingriffe nennt man Keimbahnintervention und diese Veränderungen würden von Generation zu Generation weitervererbt, „dagegen soll man sich aussprechen, doch das tun auch die meisten, vernünftigen Naturwissenschaftler auf der ganzen Welt“, betont Beck.

Öffentliche Hand bei Forschung „gefordert“

In Niederösterreich spielt die Gentechnik-Forschung aber nicht nur in Betrieben, sondern auch in der Wissenschaft eine große Rolle, hält Wirtschaftslandesrätin Petra Bohulsav (ÖVP) fest: „Es beschäftigen sich die Fachhochschulen Krems, St. Pölten und Wr. Neustadt mit diesem Thema. Auch Tulln forscht einzelne Segmente, die sich mit Gentherapie beschäftigen, aber auch die private Zahnuniversität oder die Karl Landsteiner-Universität in Krems“. Zudem sei aber auch die öffentliche Hand „gefordert und bereit, wenn es darum geht, die Menschen bzw. die Forschung voranzubringen“, sagt Bohuslav.

Laut Helmut Miernicki, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur ecoplus, hätten die Gespräche „einmal mehr bestätigt, dass gerade bei so komplexen Themenfeldern wie der Gentherapie der engen Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft und Qualifizierung eine immer größere Bedeutung zukommt.“ Mit etwa 3.500 Hightech-Arbeitsplätzen in den definierten Technologiefeldern und knapp 15.000 Studierenden an den angesiedelten Universitäten und Fachhochschulen seien die Technopole von ecoplus „die richtigen Ansprechpartner.“

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