Massiver Anstieg bei Freizeitunfällen

Während die Zahl der Unfälle im Straßenverkehr in den letzten Jahren immer wieder zurückgeht, steigt die Zahl der Unfälle in der Freizeit und im Haushalt in Niederösterreich stark an. Die Hauptunfallrisikogruppen sind Senioren und Kinder.

In Niederösterreich wurden im vergangenen Jahr bei Unfällen, die im Haushalt, der Freizeit, in der Arbeit oder im Verkehr passiert sind, 125.500 Personen verletzt. 521 Personen kamen ums Leben. Drei Viertel der tödlichen Unfälle ereignen sich generell laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) in der Freizeit oder im Haushalt.

Freizeit und Haushalt sind die neue Gefahrenzone

Fast sieben Menschen sterben in Österreich jeden Tag durchschnittlich bei Unfällen, die im Haushalt, der Freizeit, der Arbeit oder im Verkehr passieren. 2017 waren es insgesamt 2.504 Tote. „Wir gehen von einem markanten Anstieg bei Haushalts- und Freizeitunfällen aus, im Jahr 2035 könnten dies schon 100.000 mehr pro Jahr sein“, sagt Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Das KFV hat in einer Studie berechnet, dass die Zahl der tödlichen Unfälle bis 2035 auf insgesamt 2.635 steigen wird.

E-Bike

dpa/Rainer Jensen

Immer mehr Unfälle ereignen sich beim Fahren mit dem E-Bike

Die Bereiche Freizeit und Haushalt sind die neue Gefahrenzone, konstatieren die Experten. Die Freizeit wird immer aktiver gestaltet, immer mehr Österreicher üben Risikosportarten aus. „Früher ruhte man sich aus, heute wird der Ausgleich gesucht, die Freizeit aktiv gestaltet“, sagte Thann. Während im Straßenverkehr oder bei der Arbeit die Zahl der tödlichen Unfällen sinkt, verzeichneten „wir im Bereich Haushalt, Freizeit und Sport in den vergangenen zehn Jahren einen Anstieg von 16 Prozent. Bei Senioren sind es sogar 20 Prozent“, sagte Elisabeth Stadler, Vorstandsvorsitzende der Vienna Insurance Group und Vizepräsidentin des Roten Kreuzes am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Beim Verkehr als auch bei der Arbeit haben laut den Experten zahlreiche Programme zur Unfallprävention gewirkt.

Wandern und E-Biken sind Gefahrenquellen

Die Hauptunfallrisikogruppen der Zukunft sind Senioren und Kinder. Bei der Generation 65 plus sind die Unfallbereiche primär der Haushalt, gefolgt von der Freizeit durch die vermehrte Ausübung sportlicher Aktivitäten wie Wandern oder E-Biken. Das höchste Risiko, zu verunfallen, haben künftig Frauen ab 65 Jahren. „Wir Menschen werden immer älter, außerdem nehmen Volkskrankheiten wie Osteoporose stark zu“, analysierte Thann. Bewegungsmangel und falsche Ernährung tragen weiters zur erhöhten Gefahr bei. Bei Kindern rechnet das KFV mit keinem Rückgang der Unfallzahlen. Als Grund nannte der KFV-Chef unter anderem das „Bewegungsverhalten der Smartphone-Generation“. Viele Kinder schaffen heute einfache Dinge nicht mehr, wie das Balancieren auf einem Bein. „Sie verbringen ihre Freizeit liegend oder sitzend vor diversen Bildschirmen“, so Thann.

Die Kosten durch Unfälle sind für das Gesundheitssystem beträchtlich. So werden allein 17 Prozent aller Krankenstandstage durch Unfälle verursacht, sie sind auch Ursache für 16 Prozent aller akut-stationären Krankenhausaufenthalte von Männern, bei Frauen sind es zwölf Prozent. Alle Unfälle - ausgenommen berufsbedingte - verursachen laut KFV jedes Jahr Kosten in Höhe von 20,6 Milliarden Euro. Stadler wies auch darauf hin, dass 75 Prozent der Unfälle nicht von der gesetzlichen Versicherung gedeckt sind. Für Freizeit, Sport und Haushalt ist eine private Unfallversicherung erforderlich. Thann fordert die Umsetzung von Präventionsprogrammen auch in den Bereichen Freizeit und Haushalt. Dabei gehe es um einfache Maßnahmen, etwa Sturzprävention für Senioren. „Prävention muss hier einen höheren Stellenwert bekommen“, sagte Thann.

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