Baden gibt dem Trauern einen Raum

Die Aufbahrungshalle am Badener Friedhof wurde für Allerheiligen und Allerseelen zu einem „TrauerRaum“ umfunktioniert. Vor und nach dem Friedhofsbesuch konnten Angehörige dort ihren Gefühlen freien Lauf lassen.

„Trauer braucht Raum“, ist sich Martina Meissner sicher. Hier in Baden will sie diesen bieten. Die sonst sehr kühl wirkende Aufbahrungshalle trägt am 1. und 2. November den Namen „TrauerRaum“ und ist mit viel Leben erfüllt. Kinder malen Zeichnungen, ihre Eltern zünden Kerzen an und auch ältere Friedhofsbesucher kommen herein, um ihre Gebete und Wünsche aufzuschreiben. Dafür nehme man sich heutzutage viel zu wenig Zeit, meint Meissner. Nach Schicksalsschlägen müsse man „sehr schnell wieder funktionieren, die Trauer bleibt dann aber in einem drin“.

Trauerraum Baden Trauern Kerzen Weinen Aufbahrunghalle

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Gemeinsame Trauerarbeit im TrauerRaum

Die Hospizbewegung Baden ist seit 25 Jahren in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig. Ein Team aus Ehrenamtlichen und Ärzten begleitet die Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens und steht Hinterbliebenen zur Seite. Martina Meissner ist eine von insgesamt 31 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Die Idee für den „TrauerRaum“ stammt aus Imst in Tirol: „Dort gibt es das schon seit Jahren und das hat mich so begeistert, dass ich es auch in Baden machen wollte“, sagt Meissner.

Tod und Trauer als Tabuthemen

Um mit Trauer umgehen zu können, müsse man sich ihr stellen, meint Meissner. Dass das für die meisten sehr schwierig ist, bestätigt Andrea Hohl, Obfrau der Hospizbewegung Baden. „Wo auch immer wir hinkommen, haben wir immer wieder das Problem, dass die Menschen nichts mit uns zu tun haben wollen, weil sie Angst haben“, sagt sie. Trauer sei nach wie vor ein schwieriger Prozess und wie der Tod selbst mit vielen Tabus verbunden.

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Nachdenken im TrauerRaum

„Mir war es wichtig, auch die Kinder einzubinden“, sagt Martina Meissner. Denn auch Kinder trauern. Vorab hat sie in Schulen Projekte veranstaltet, die Zeichnungen, die dabei entstanden, sind nun im „TrauerRaum“ ausgestellt. Manche zeigen Gräber und Blumen, auf einem ist eine große Träne zu sehen - was darin geschrieben steht, scheint auch für Erwachsene eine Botschaft zu sein: „Weinen ist ganz okay“.

Miriam Steiner, noe.ORF.at

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