Rückkehr des Wolfes sorgt für hitzige Debatte

Der Wolf hat den Wienerwald erreicht und dort seit dem Sommer 16 Tiere getötet. Über die Rückkehr des Wolfes wird derzeit viel diskutiert - und das sehr hitzig, wie etwa bei einem Informationsabend in Kritzendorf (Bezirk Tulln).

Angriffe auf Menschen gab es bislang weder in Österreich noch in Niederösterreich, dennoch ist die Bevölkerung beunruhigt, wie sich bei der Diskussion am Montagabend zeigte: „Also für meinen Betrieb ist der Wolf in Klosterneuburg ein großes Problem, er ist eigentlich existenzbedrohend“, sagte zum Beispiel der Landwirt Hannes Neidl aus Maria Gugging (Bezirk Tulln). „Er rottet eigentlich alles aus. Und ich weiß auch nicht, was der Wolf für die Artenvielfalt bringen soll“, ergänzte Wilhelm Hauser aus Weidlingbach (ebenfalls Bezirk Tulln), ebenfalls Landwirt.

„Brauchen wir dann auch einen Dinosaurier?“

Hauser sieht das Pferd von hinten aufgezäumt: „Zuerst kommt der Wolf und dann fangen wir an, die Probleme zu lösen. Die Probleme gehören vorher gelöst. Wenn ich diesen Weidezaun sehe, kann ich nur lachen“, nahm er auf einen Herdenschutzzaun Bezug, der bei dem Informationsabend in Kritzendorf vorgestellt wurde. Der Zaun, durch den Strom mit einer Spannung von 3.000 Volt geschickt wird, kommt etwa in der Schweiz zur Anwendung.

„Wieso brauchen wir jetzt einen Wolf?“, wollte Hauser wissen und ergänzte: „Fällt uns in zehn Jahren ein, dass wir einen Dinosaurier brauchen, weil der vor ein paar Millionen Jahren auch hier gelebt hat?“ Es gehe nicht mehr um die Frage „Wolf ja oder nein?“, konterte der WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler: „Der Wolf ist hier. Wir haben keine andere Option mehr und deswegen müssen wir über die Finanzierung und den Herdenschutz reden.“ Pichler kritisierte, dass es keinerlei Förderungen für Herdenschutzmaßnahmen gebe, zugleich sicherte er finanzielle Unterstützung des WWF zu.

Elf Schafe und fünf Ziegen gerissen

In Hadersfeld, Kritzendorf und Mauerbach (alle Bezirk Tulln) wurden seit dem Sommer elf Schafe und fünf Ziegen gerissen. „Wenn sie alle Schafe zusammengefressen haben, nehmen sie dann die Kaninchen aus dem Hausgarten? Warum kann man den Wolf nicht betäuben und nach Italien zurückführen?“, fragte die Lehrerin und Landwirtin Ursula Vender St. Andrä-Wördern (Bezirk Tulln).

„Wir müssen endlich damit aufhören, dass der Wolf überall leben muss, nur nicht bei uns“, entgegnete Artenschutzexperte Pichler und erklärte: „Der Wolf lebt in Rom rund um den Flughafen, er lebt um Berlin, um die Stadt Chur in der Schweiz und er lebt um Mailand. Warum soll er nicht um Klosterneuburg leben?“

„Dichte in einem Rudel bleibt gleich“

Vender wollte auch wissen, wie schnell sich der Wolf im Wienerwald ausbreiten werde. Darauf antwortete der Wolfsbeauftrage des Landes Georg Rauer: „Obwohl Wölfe sehr produktiv sind, bleibt bei einem Rudel die Dichte gleich. Denn sie schauen, dass andere Wölfe nicht kommen und die, die im Rudel produziert werden, weiter ziehen“, so der Wildbiologe. Der Experte geht übrigens von einem Wolf aus, der sich derzeit im Wienerwald aufhält oder aufgehalten hat.

Wolf-Diskussion in Kritzendorf

ORF / Rohrhofer

Das Interesse an der Informationsveranstaltung des Naturschutzbundes war so groß, dass Besucher am Boden Platz nahmen

Zur Gefährlichkeit des Wolfes für Mensch und Tiere sagte der Biologe und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal: „Da wird immer ein Theater gemacht, da steckt nichts dahinter.“ Von Herdenschutzhunden gehe demnach mehr Gefahr aus als von Wölfen, erklärte Kotrschal, der im Wolf Science Center in Ernstbrunn (Bezirk Korneuburg) die Intelligenz und Kooperationsfähigkeit von Wölfen erforscht.

Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

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