Lehrerprojekt: „Schüler und Schulen profitieren“

Die gemeinnützige Stiftung „Teach for Austria“ schickt Quereinsteiger als Lehrkräfte an „herausfordernde Schulen“. Geschäftsführer Gebhard Ottacher meint, das tue sowohl Schülern als auch Schulen gut.

Die sogenannten Fellows haben beispielsweise Jus oder Theater-, Film und Medienwissenschaften studiert und unterrichten jetzt Physik oder Mathematik. An sechs niederösterreichischen Schulen sind zehn dieser Quereinsteiger als Lehrkräfte tätig - sie arbeiten mit den anderen Lehrern zusammen und unterstützen Schulen im Schulalltag - mehr dazu in Quereinsteiger im Klassenzimmer (noe.ORF.at; 4.1.2019).

Die gemeinnützige Initiative „Teach for Austria“ will damit vor allem jenen Mittelschulen zur Seite stehen, die als „herausfordernd“ gelten. Geschäftsführer Gebhard Ottacher betonte im „Niederösterreich heute“-Interview mit Claudia Schubert, dass neben den Schulstandorten auch die Schülerinnen und Schüler selbst von dieser Initiative profitieren würden.

Gebhard Ottacher Geschäftsführer "Teach for Austria"

ORF

Claudia Schubert im Gespräch mit Gebhard Ottacher, Geschäftsführer der Initiative „Teach for Austria“

noe.ORF.at: Herr Ottacher, was ist die Idee hinter „Teach for Austria“?

Gebhard Ottacher: Die eigentlich Idee ist, etwas für jene Kinder zu tun, die die Pflichtschule abschließen und den Anschluss nicht finden - also keine passende weiterführende Lehre finden oder diese nicht abschließen oder es nicht schaffen, die Matura zu machen.

noe.ORF.at: Das Programm gibt es nun seit sieben Jahren. Zu Beginn wurden Sie maßgeblich von der Industriellenvereinigung unterstützt. Was hat sich die Industrie von dem Programm erhofft?

Ottacher: Ich denke, die Industriellenvereinigung hat wie viele Familienunternehmen oder auch Bürger in Österreich gesehen, dass im Pflichtschulbereich noch mehr gemacht werden kann. Die Verantwortlichen haben sich dann gedacht, dass dieses Programm - das es ja auch in 50 anderen Ländern weltweit gibt - eine gute Sache ist, die es auch in Österreich geben sollte.

noe.ORF.at: Sie sind an 41 Schulen in drei Bundesländern tätig - in Niederösterreich, Wien und Oberösterreich. Nach welchen Kriterien werden diese Schulen ausgewählt?

Ottacher: Die Schulen, an denen die Fellows tätig sind, sind Mittelschulen in Ballungszentren. Auf diese Schulen gehen viele Kinder, deren Eltern sie nicht so unterstützen können, wie das andere Eltern tun können. Das kann daran liegen, dass die Eltern zugewandert sind, dann gibt es sprachliche Barrieren. Manchmal fehlen die Kenntnisse über des österreichische Schulsystem, manchmal haben die Eltern selbst nur wenig Bildung.

noe.ORF.at: Die Fellows haben keine pädagogische Ausbildung, sitzen aber auf vollwertigen Lehrer-Planstellen. Ist das sinnvoll?

Ottacher: In Maßen schon. Ich glaube, Schulstandorte profitieren davon, wenn sie sich dafür öffnen und wenn Sie Menschen aus anderen Berufsfeldern ins Kollegium aufnehmen. Die Fellows unterrichten die Hälfte der Zeit mit anderen Lehrern zusammen. Die pädagogische Ausbildung holen sie während des zweijährigen Programms nach. Sie werden zu Beginn elf Wochen intensiv auf den Einsatz in den Schulen vorbereitet und dann zwei Jahren begleitet.

noe.ORF.at: Welchen Mehrwert haben die Fellows selbst von diesem Programm?

Ottacher: Unsere Fellows sind alle sehr engagiert und wollen etwas zurückgeben, sie suchen aber auch die Herausforderung. Es ist unglaublich herausfordernd, junge Schüler zu unterrichten - besonders in Klassen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, wie das bei uns an den Schulen der Fall ist.

noe.ORF.at: Was passiert nach den zwei Jahren? Bleiben viele oder gehen sie wieder zurück in ihren Beruf?

Ottacher: Es hat sich gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Fellows noch mindestens ein drittes Jahr an der Schule bleibt, manche bleiben auch noch länger und fangen Feuer für den Beruf als Lehrer. Diese Fellows holen das Lehramtstudium dann berufsbegleitend nach und bleiben der Schule erhalten.

Das Gespräch mit Gebhard Ottacher führte Claudia Schubert.

Link: