Satelliten-Antrieb aus Wiener Neustadt

Die Firma Enpulsion mit Sitz in Wr. Neustadt erzeugt elektrische Antriebe für Satelliten. Herzstück ist ein weltweit einzigartiger Ionenemitter, der an der FOTEC, der Forschungstochter der Fachhochschule Wr. Neustadt, entwickelt wurde.

Es klingt wie Zukunftsmusik: Unzählige kleine Satelliten, die unsere Erde umkreisen und sie nicht nur dauerhaft beobachten, sondern auch dafür sorgen, dass alles vernetzt ist. Selbstfahrende Autos könnten so jederzeit mit Informationen versorgt werden, Flugzeuge und Schiffe, die sich außerhalb des Radars bewegen, könnten problemlos geortet werden, und in der Landwirtschaft könnte man effizienter bewässern, weil Bilder aus der Luft zeigen, an welchen Stellen der Felder Wassermangel herrscht und an welchen nicht.

Enpulsion Satellit Ionenantrieb

Enpulsion

In die Poren des Ionenemitters wird Indium als Treibstoff eingebracht. Dazu sind hohe Temperaturen notwendig

Indium als Treibstoff für Antrieb

Bei der Firma Enpulsion mit Sitz in Wr. Neustadt will man genau auf diesem Markt mitmischen. „Was man jetzt im kommerziellen Bereich immer mehr macht, ist, dass man statt einem großen Satelliten viele kleine Satelliten zu einem Schwarm zusammenschaltet. Diese kleinen Satelliten brauchen alle einen kleinen Antrieb und diese Chance haben wir genützt“, erklärt Geschäftsführer Alexander Reissner. Er war zuvor jahrelang Leiter der Abteilung im Bereich Antriebssysteme für Weltraumanwendungen an der FOTEC.

Konkret entwickelt das Unternehmen einen elektrischen Antrieb, der auf einem Ionenemitter basiert. Als Treibstoff wird Indium verwendet. „Das Indium ist ein Metall, das bei Raumtemperatur fest ist, und wir müssen es aufheizen, damit es flüssig wird und damit wir es in die Poren des Ionenemitters hineinbringen können. Das passiert bei Hochvakuum, also wir haben ein Vakuum, das noch besser ist als in Weltraumbedingungen, und dazu heizen wir den Tank auf über 1.000 Grad auf“, so Reissner.

Enpulsion Satellit Ionenantrieb

Enpulsion

In diesem Gerät wird zunächst ein Hochvakuum erzeugt, damit der Treibstoff in den Emitter gefüllt werden kann

Triebwerke müssen Tests durchlaufen

Ist der Treibstoff einmal eingebracht, wird der Tank verschweißt und in das Gehäuse eingebaut. Danach durchläuft das Triebwerk umfassende Tests. Der Antrieb muss im Weltraum nicht nur großen Temperaturschwankungen standhalten, er muss auch den Raketenstart unbeschadet überstehen. Simuliert werden dieses Tests in einem Klimaschrank sowie mittels einer Rüttelanlage.

Wesentlicher Bestandteil des Tests ist auch die sogenannte Vakuumkammer. „Jedes einzelne Triebwerk wird, bevor es zum Kunden geliefert wird, im Vakuum einmal eingeschalten und gefeuert. Das passiert in einer Vakuumkammer. Da erzeugen wir ein Vakuum, indem wir die gesamte Luft absaugen und dann das Triebwerk zünden, so als ob es im Weltraum wäre“, sagt der Enpulsion-Geschäftsführer.

Im Fokus: Enpulsion

Die Firma Enpulsion in Wiener Neustadt produziert elektrische Antriebssysteme für Satelliten.

Größerer Antrieb soll heuer auf den Markt kommen

Die Nachfrage für kleine Antriebssysteme scheint offenbar vorhanden zu sein. Nach einem Umsatz von 170.000 Euro im Jahr 2017 wurde im Vorjahr ein Umsatz von 1,1 Millionen Euro erzielt. Noch heuer will das Unternehmen, das auch eine Niederlassung im Silicon Valley hat, ein größeres Triebwerk auf den Markt bringen, um auch Satelliten mit mehr als 100 Kilogramm im All antreiben zu können. Ähnlich wie das bereits vorhandene Triebwerk soll auch das neue Triebwerk modular sein. Das heißt, je nach Größe des Satelliten können unterschiedlich viele Triebwerke beliebig zusammengeschaltet werden.

Thomas Puchinger, noe.ORF.at

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