Tonkünstler brillieren in der Elbphilharmonie

Alle namhaften Orchester der Welt wollen es zur Zeit: In der Elbphilharmonie in Hamburg auftreten. Am Samstag gastierte das Tonkünstler Orchester Niederösterreich erstmals in der „Elphi“. Nach dem Konzert gab es Standing Ovations.

Wenn man das Tonkünstler Orchester schon länger kennt, dann weiß man um seine Lockerheit und Bescheidenheit zugleich, egal ob es vor einer Sommernachtsgala in Grafenegg ist oder vor einem Neujahrskonzert im Festspielhaus in St. Pölten. Doch in den Stunden vor dem Konzert in der berühmt-berüchtigten Elbphilharmonie in Hamburg spürt man eine gewisse Anspannung, nicht nur bei manchen Musikern, sondern auch bei Chefdirigent Yutaka Sado, der schon in so vielen Konzertsälen dieser Welt auf dem Dirigentenpult gestanden ist, aber noch nie auf jenem in Hamburgs neuem Wahrzeichen. Zu sehr steht man mit solch einem Konzert in der internationalen Auslage, zu oft wurde in den vergangenen Monaten über die sensible Akustik in der Elbphilharmonie berichtet.

Anspannung vor der berühmt-berüchtigten Akustik

Es ist 15.30 Uhr. Das Orchester wartet im zwölften Stock der Elbphilharmonie im Backstagebereich und möchte endlich auf die Bühne, um sich einzuspielen, doch es dauert noch wenige Minuten. Dann ist es soweit: Das Einspielen kann beginnen, die ersten akustischen Erfahrungen mit dem Konzertsaal werden gemacht. Aber nicht nur die Tonkünstler Niederösterreich stehen an diesem Tag in Hamburg auf der Bühne, sondern auch das offizielle Niederösterreich ist aufgrund des Konzerts zu Gast am politischen Parkett. In Vertretung der erkrankten Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) waren Landesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) und Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) in Hamburg - mehr dazu in Digitalisierung: Neue Kooperation mit Hamburg (noe.ORF.at; 15.3.2019).

Während der Einspielprobe des Orchesters trifft Landesrat Eichtinger zu einem Arbeitsgespräch mit dem Generalintendanten der Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, zusammen. Eichtinger betont dabei, der Aufritt in der Elbphilharmonie sei „eine große Ehre und Anerkennung für die Tonkünstler und für Niederösterreich als Kulturland.“ Ebenso verweist Eichtinger auf einen Auftritt des European Union Youth Orchestra, das u.a. eine Residenz in Grafenegg hat, in der Elbphilharmonie (am 16. August dieses Jahres). In der Elbphilharmonie habe man bereits Gäste aus der ganzen Welt empfangen können, und es freue ihn immer wieder, wenn Orchester aus seiner Heimat zu Gast seien, sagt der gebürtige Österreicher Lieben-Seutter gegenüber noe.ORF.at nach dem Arbeitsgespräch.

Im Vorfeld des Konzertes wird um 18.30 Uhr seitens des Landes zu einem Empfang geladen. Die Begrüßung nimmt Landesrätin Bohuslav vor. Sie spricht von einem „ganz außergewöhnlichen Abend für Niederösterreich und für das Kulturland Niederösterreich“. Es zeige sich, so Bohuslav, wie die Kultur internationale Brücken schlage.

Konzert war seit Monaten ausverkauft

Es ist 19.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Konzertbeginn und allmählich füllt sich der Konzertsaal. Seit einigen Monaten ist das Konzert restlos ausverkauft. Um 20.00 Uhr öffnen sich die Seitentüren. Zuerst betreten die Musikerinnen und Musiker die Bühne, dann die Solistin SoRyang und Chefdirigent Sado. Tschaikowskis Klavierkonzert in b-Moll wird gespielt, und schon nach den ersten Minuten ist klar: Das Tonkünstler Orchester kann es mit der feinfühligen und sensiblen Akustik der Elbphilharmonie aufnehmen. Bereits in der Pause zeigt sich das Publikum begeistert. „Ich kannte das Orchester nicht, aber es beeindruckt mich“, sagt etwa ein oftmaliger Konzertbesucher aus Münster. „Es sind wunderbare Töne“, meint ein Konzertbesucher aus Thailand.

Erster Tonkünstler-Auftritt in „Elphi“

Mit Tschaikowskis Klavierkonzert in b-Moll und Mahlers Fünfter Symphonie überzeugte das Tonkünstler Orchester Niederösterreich.

Nach der Pause legt sich dann das Orchester die Latte selbst sehr hoch, aber nicht zu hoch. Gustav Mahlers Symphonie Nr. 5, an der der Komponist immer wieder arbeitete und Änderungen vornahm, wird gespielt. Schon der Trauermarsch geht tief, ist eine musikalische und emotionale Wucht. Das Publikum wird mitgerissen. Nur in den kurzen Pausen wird gehustet und geräuspert.

Nach dem Finale gibt es zunächst tosenden Applaus, Jubelrufe für einzelne Musikerinnen und Musiker und dann Standing Ovations. Das Tonkünstler Orchester Niederösterreich hat in der Elbphilharmonie mehr als nur bestanden. „Ich bin so glücklich. Es war eine große Herausforderung für uns, an der wir beim Konzert gewachsen sind“, sagt der sichtlich stolze Chefdirigent Sado in seiner Garderobe nach dem Konzert gegenüber noe.ORF.at.

Tonkünstler als musikalische Botschafter

Tourneen gehören seit jeher zum künstlerischen Portfolio der Tonkünstler. Seit seinem Amtsantritt im Sommer 2015 leitet Chefdirigent Sado alle internationalen Gastspiele. In Großbritannien haben er und sein Orchester ein besonders treues Publikum - mehr dazu in Tonkünstler auf Großbritannien-Tournee (noe.ORF.at; 4.3.2017).

Konzert Tonkünstler Hamburg

NLK Pfeiffer

Erst im Mai 2018 absolvierte das Orchester eine äußerst erfolgreiche Japan-Tournee mit beinahe durchwegs ausverkauften Konzerthallen. Nach dem grandiosen Erfolg ihrer ersten gemeinsamen Japan-Tournee 2016 reiste das Orchester erneut in die Heimat von Sado und gab 14 Konzerte in den besten Sälen des Landes - mehr dazu in Tonkünstler Orchester ist „Big in Japan“ (noe.ORF.at; 24.5.2018).

Derzeit befindet sich das Orchester auf Deutschland-Tournee, weitere Stationen sind der Kulturpalast in Dresden, die Philharmonie in Essen und die Meistersingerhalle in Nürnberg. In den nächsten Jahren möchte der Geschäftsführer des Tonkünstler-Orchesters, Frank Druschel, weitere Märkte für internationale Tourneen erschließen, er denke etwa an China oder Spanien.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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