Karlheinz Essl: Baumarkt, Bilder und Bilanzen

Höhen und Tiefen prägen den Lebensweg des Unternehmers und Kunstsammlers Karlheinz Essl. Am Dienstag feiert der ehemalige Eigentümer der Baumarktkette bauMax und Kunstmäzen seinen 80. Geburtstag.

Seine Liebe zur zeitgenössischen Kunst entdeckt Karlheinz Essl bereits 1958. Der 1939 in Hermagor in Kärnten geborene Sohn eines Lebensmittelgroßhändlers trifft in New York auf seine spätere Frau Agnes, die zu diesem Zeitpunkt in einer Galerie arbeitet. Zurück in Österreich gründen die beiden eine Familie und schließen Freundschaften mit zeitgenössischen österreichischen Künstlerinnen und Künstlern.

Nach ersten Erfahrungen im Handelsunternehmen seines Schwiegervaters gründet Essl 1976 die erste bauMax-Filiale. In den Jahrzehnten nach der Gründung expandiert das junge Baumarkt-Unternehmen immer weiter. 1990 folgt der Schritt an die Börse - unter anderem, um weitere Investitionen in Osteuropa zu finanzieren, in Ungarn und Tschechien genauso wie in der Slowakei und Slowenien. Doch bereits vor der Jahrtausendwende verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation vor allem in Österreich gravierend. 1999 zieht sich Karlheinz Essl formal aus dem operativen Geschäft zurück, sein Sohn Martin übernimmt den Chefsessel. Mit Kroatien, Rumänien, Bulgarien und der Türkei folgen ab 2000 weitere Markteintritte.

Karlheinz Essl

APA/Neumayr/MMV

Karlheinz Essl (Archiv)

Mit zunehmendem Familienvermögen kauft das Ehepaar Essl immer mehr Kunstwerke auf. Zentraler Bestandteil der Sammlung ist von Beginn an zeitgenössische österreichische Kunst seit 1945. Zu den vertretenen Künstlerinnen und Künstlern zählen dabei Maria Lassnig und Arnulf Rainer genauso wie etwa Hermann Nitsch und Günter Brus.

In den folgenden Jahrzehnten wird diese Sammlung um hochkarätige internationale Werke ergänzt, die etwa von Per Kirkeby oder Sam Francis stammen. Das Ehepaar unternimmt zahlreiche Reisen, knüpft Kontakte und baut die Sammlung immer weiter aus. Ab 1999 ist diese schließlich dauerhaft in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) zu sehen - im eigens errichteten Essl Museum. Das Sammlerpaar sieht es als kulturellen Auftrag an, die gesammelten Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Die Kunst und die Künstler sind wichtig, nicht die Sammler“, sagt Karlheinz Essl damals.

Osteuropa sorgt für Probleme

Zu Beginn der 2010er-Jahre folgt bei bauMax eine Negativschlagzeile der nächsten. Die Wirtschaftskrise hält die osteuropäischen Länder fest im Griff. Die bauMax-Töchter schreiben tiefrote Zahlen. Grund dafür ist die schlechte wirtschaftliche Situation der osteuropäischen Tochterunternehmen. Der Schuldenberg wächst, die Gläubiger werden ungeduldig. 2014 zieht sich die Familie Essl gänzlich aus dem operativen Geschäft zurück.

bauMax

Robert Jaeger APA

Ende Oktober 2015 schließen sämtliche bauMax-Filialen

Im selben Jahr wird bekannt, dass sich auch die etwa 6.000 Kunstwerke umfassende Sammlung Essl in unmittelbarer Gefahr befindet. Karlheinz Essl will die Werke zu diesem Zeitpunkt an die Republik Österreich verkaufen, um die angeschlagene Baumarktkette zu retten. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt das Unternehmen alleine in Österreich etwa 4.000 Mitarbeiter. Anfang April steht dann allerdings fest, dass der Verkauf an den Bund nicht zustande kommen wird. Das Land Niederösterreich und Unternehmer wie Dietrich Mateschitz (Red Bull) und Johannes Graf (Novomatic) sagen ebenfalls ab.

Ende des Museumsbetriebs

Schließlich springt der Unternehmer Hans Peter Haselsteiner ein und kauft einen Anteil von 60 Prozent an der Sammlung - dem Vernehmen nach für mehr als 100 Millionen Euro. Dutzende andere Werke werden verkauft, doch die Sammlung ist im Wesentlichen gerettet. Die Zukunft des Essl Museums in Klosterneuburg sieht trotzdem düster aus. Nachdem Gespräche über eine weitere Finanzierung scheitern, stellt das Museum im Juli 2016 endgültig seinen Betrieb ein.

Zu diesem Zeitpunkt ist bauMax schon Geschichte. Nach einem zweimonatigen Abverkauf schließen Ende Oktober 2015 sämtliche Filialen. 68 davon gehen anschließend an den vormaligen Konkurrenten Obi, sechs an Hagebau, einer an Hornbach. In Tschechien werden weitere 18 Märkte vom polnischen Unternehmen Merkury Market übernommen, für sieben österreichische Filialen gibt es keinen Abnehmer. Etwa 300 Beschäftigte in diesen Märkten sowie weitere 300 in der Klosterneuburger Unternehmenszentrale und 100 im Logistikzentrum verlieren ihre Jobs.

Zukunft in der Albertina

Die Kunstwerke der Sammlung Essl sollen trotz Museumsschließung weiterhin öffentlich zugänglich sein. Vereinbart wird, der Albertina in Wien die gesamte restliche Sammlung zur Verfügung zu stellen. Nach Kritik - die Albertina gerät aufgrund der Kosten ins Visier des Rechnungshofs - übergibt Essl die restlichen 40 Prozent, die sich noch in seinem Eigentum befinden, als Schenkung der Republik. Als Dauerleihgabe kann die Albertina nun für zumindest zweieinhalb Jahrzehnte mit den Kunstwerken planen.

Gezeigt werden sollen sie im Wiener Künstlerhaus am Karlsplatz. Dieses lässt Haselsteiner derzeit mit bis zu 40 Millionen Euro sanieren, auch der laufende Betrieb soll von ihm finanziert werden. Wann genau es seine Türen öffnen kann, ist noch unklar. Die erste Ausstellung - so viel steht jedenfalls schon fest - soll sich ausschließlich der Sammlung Essl widmen. Es soll der Auftakt einer Ausstellungsreihe sein, die von der Sammlung Essl ausgehen und sich mit österreichischer Kunst beschäftigen soll.

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