52 Kraftwerke für den Klimaschutz

In der Traisen gibt es kein einziges Wasserkraftwerk, in zwei Kanälen daneben aber zwischen St. Pölten und Traismauer 52. Sie wurden Grundlage für eine Klima- und Energie-Modellregion mit sieben Gemeinden.

Die Wasserkraft hat an der Traisen eine sechshundertjährige Tradition. An beiden Seiten der Traisen verläuft über 27 Kilometer je ein Kanal. Früher wurden damit Mühlen angetrieben, jetzt gibt es keine einzige mehr, die Wasserkraft speist stattdessen 52 Stromkraftwerke. Die Kraftwerkskette wies aber zu Beginn der 2000er-Jahre großteils nicht mehr die geforderten Standards der Europäischen Union auf.

Kleinkraftwerke Wasser

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Die Kleinkraftwerke mussten modernisiert werden

Um die sogenannte „Wasserrahmenrichtlinie“ zu erfüllen, wurden vor wenigen Jahren mit Millionenaufwand Fischaufstiegshilfen gebaut, Kraftwerke modernisiert und dadurch letztlich die gesamte Kraftwerkskette gerettet. Man habe die großen finanziellen Belastungen auf sich genommen, um die ökologische Funktion des Flusses zu erhalten, und dabei auch in Kauf genommen, dass man dabei zehn Prozent des Wassers verliere, sagt Kurt Merkl, Sprecher der ARGE Wasserkraftwerke Untere Traisen. Die Modernisierung der einzelnen Kraftwerke führte aber dazu, dass sie heute um zehn Prozent mehr Strom liefern als vorher - Energie für 16.000 Haushalte.

Sieben Gemeinden als Klima-Modellregion

Und noch eine Folge zog dieser Kraftakt nach sich: Das Bewusstsein für Umwelt und Energie in der ganzen Region stieg markant an. Die Gemeinden Traismauer, Herzogenburg, Inzersdorf-Getzersdorf und Nussdorf schlossen sich 2010 zur Klima- und Energie-Modellregion zusammen, dazu kamen später noch Wölbling, Statzendorf und Paudorf (alle Bezirk St. Pölten). Geleitet wurde das Vorhaben von Alexander Simader, der im Vorjahr zu Österreichs Klima- und Energiemanager des Jahres ernannt wurde.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 28.4.2019

Er zeigt sich stolz auf „seine“ Gemeinden. „Wenn wir in einem vorbildhaft sind, dann in der Zusammenarbeit der sieben Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Jede Gemeinde hat ihre eigenen Ziele, jeder Gemeinderat entscheidet, welche Maßnahmen er setzt, aber diese Region hat über acht Jahre einen Weg gefunden, wie sie mit Klimawandel und Klimaschutz umgeht.“

Kleinkraftwerke Wasser

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Bewusstsein für die Natur schaffen: Dazu gehören auch Fischaufstiegshilfen, in die investiert wurde

„Böden wieder entsiegeln“

Ein Beispiel ist der Ausbau von Fernwärme in Herzogenburg oder in Traismauer, wo alle öffentlichen Gebäude mit Hackschnitzeln beheizt werden. Dazu kommen eine verstärkte Bewusstseinsbildung in den Schulen der Region, der Ausbau der Fotovoltaik oder auch die Elektro-Mobilität. Insgesamt sind es derzeit 20 Maßnahmen, die parallel laufen, erklärt die Obmann-Stellvertreterin der Modellregion, Wölblings Bürgermeisterin Karin Gorenzel (ÖVP).

„Der Klimawandel ist bei uns angekommen, wir spüren ihn überall, wenn wir die Situation etwa vor zehn Jahren und jetzt vergleichen. Wir müssen etwas tun und wir tun auch etwas. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es sich weiter verändern wird. Wir haben uns den Schwerpunkt gesetzt, Oberflächen zu entsiegeln, also Beton oder andere verbaute Flächen wieder zu renaturieren, dort Sträucher anzusetzen, damit dort wieder Wasser gespeichert werden kann.“ Denn ein Problem der Zukunft wird die Trockenheit sein, ist man hier überzeugt. Das Wasser war, ist und bleibt daher das zentrale Thema dieser Modellregion.

Robert Salzer, noe.ORF.at