Gemeinde Berg will nur langsam wachsen

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist die Region zwischen Wien und Bratislava durch rasches Wachstum geprägt. Eine kleine Gemeinde stemmt sich aber dagegen: Berg (Bezirk Bruck an der Leitha) will nur langsam wachsen.

Berg ist in erster Linie durch den gleichnamigen Grenzübergang zur Slowakei bekannt. Die Bilder von der Grenzöffnung im Dezember 1989, als die ersten Autos aus der damaligen Tschechoslowakei in den Westen fahren durften, gingen um die Welt. In den vergangenen 30 Jahren hat sich in der Region viel verändert: In Bratislava gibt es viele Arbeitsplätze. Die Siedlungen in den Vorstädten der slowakischen Hauptstadt sind gewachsen. Unmittelbar hinter dem Grenzübergang Berg wohnen mehr als 100.000 Menschen in Wohnblocks. Zudem werden Wohnungen für weitere 20.000 Siedler gebaut.

Gemeinde Berg

ORF

Berg will langsam wachsen

Auch die Grundstücke auf der österreichischen Seite der Grenze sind begehrt. Die Gemeinde Berg hat es dennoch geschafft, klein zu bleiben. Das Ortszentrum hat nach wie vor einen dörflichen Charakter mit einem kleinen Feuerwehrhaus, einer Kirche und einer zweiklassigen Volksschule im Zentrum. Abends treffen sich die Bewohner beim Heurigen: „Wir wollen ein Dorf bleiben“, sagt Winzer Horst Pelzmann, „unsere größte Sorge ist, eine Vorstadt von Bratislava zu werden.“

Gemeinde regelt Zuzug und Bauplatzwerber

Wie schnell die Gemeinde wächst, wird im Gemeinderat entschieden. Bereits vor Jahren hat die Gemeinde alle verfügbaren Baugründe aufgekauft. Weitere Grundstücke wurden nicht umgewidmet. „98 Prozent des verfügbaren Baulandes sind in Gemeindebesitz“, sagt Bürgermeister Andreas Hammer (SPÖ). „Dadurch sind wir in der glücklichen Lage den Zuzug zu regeln und Bauplatzwerber aussuchen zu können.“ Jedes Jahr werden nur wenige Bauplätze verkauft.

Gemeinde Berg

ORF

Heute fährt man ungehindert über die Grenze

Je nachdem, ob Kindergartenplätze frei sind oder nicht, werden junge Familien oder Menschen genommen, wo die Familienplanungen bereits abgeschlossen sind. Bewerber aus der Slowakei haben ebenso Chancen wie Einheimische: "Wir achten in erster Linie darauf, ob die Bewerber Deutsch sprechen können und ob sie sich in der Gemeinde engagieren wollen“, sagt der Bürgermeister. „Wir wollen keine Schlafgemeinde sein, sondern eine engagierte Gemeinde: Wenn jemand in der Feuerwehr oder beim Kinderchor aktiv ist, hat er größere Chancen, einen Bauplatz zu bekommen. Ganz egal, woher jemand kommt, wenn er am Dorfleben teilnehmen will, ist er bei uns willkommen.“

Berg als Naherholungsgebiet für Bratislava

Seit der Öffnung der Grenzen im Jahr 1989 ist die Einwohnerzahl der Gemeinde Berg um ein Drittel gestiegen, von 648 Einwohnern auf 861. Im Vergleich zur Nachbargemeinde Kittsee (Bezirk Neusiedl am See, Burgenland) ist dies nur ein geringes Wachstum: Kittsee hat im selben Zeitraum seine Einwohnerzahl mehr als verdreifacht, von 1.267 auf 3.953.

Gemeinde Berg

ORF

In Berg gibt es einige Rad- und Wanderwege

Berg sieht sich als Naherholungsgebiet für die Großstadt Bratislava. Es gibt Rad- und Wanderwege durch die Weingärten. Von der Königswarte aus hat man einen guten Ausblick über die Donauauen und bis zum Neusiedlersee. Sehenswert ist auch der Dreiländerbrunnen, der aus Glas errichtet worden ist.

„Wir haben absichtlich Glas als Baumaterial gewählt, weil es sowohl für Transparenz als auch für Zerbrechlichkeit steht“, erklärt der Obmann des Dorferneuerungsverein Franz Gumprecht. „Der Brunnen ist ein Zeichen dafür, dass Gemeinschaft in Offenheit wachsen soll. Allerdings behutsam und vorsichtig, damit die Beziehung nicht zu Bruch geht.“

Fabian Fessler, noe.ORF.at

Link: