Mit Betaglucan das Immunsystem stärken

Betaglucan ist ein natürlicher Ballaststoff, der in Zellulose, Hafer und Gerste sowie in Hefe, Pilzen und Algen vorkommt. Je nachdem, aus welcher Pflanze er gewonnen wird, wirkt der Ballaststoff unterschiedlich auf den Organismus.

Die Wirkung der Betaglucane (ß-Glucane) hängt wesentlich davon ab, aus welcher Pflanze die Substanz gewonnen wurde. Denn, erzählt Apotheker Andreas Gentzsch von der Apotheke zum Goldenen Löwen in St. Pölten, schon kleine Unterschiede in der Struktur der Betaglucane seien entscheidend für die medizinische Wirkung. „So wirken beispielsweise die Betaglucane von Pilzen wie Hefe, Shiitake, Reishi oder Maitake vor allem auf das Immunsystem“, so Gentzsch.

Den höchsten Gehalt an Beta-Glucanen erzielt man bei Gerste mit bis zu 20 Prozent vom Trockengewicht. Handelsübliche Haferkleie enthält bis zu zehn Prozent Betaglucane.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 6.12.2017

Die unterschiedliche Wirkung lässt sich nach Auskunft des Experten in drei große Gruppen unterteilen. So senken Betaglucane aus Getreide einen erhöhten Cholesterinspiegel und verbessern als Präbiotika die Darmgesundheit. Betaglucane aus Pilzen wirken hingegen immunstimulierend, ihnen wird außerdem nachgesagt, die Tumorbildung zu unterdrücken. Betaglucane aus Hefe schließlich senken Infektionen in der Chirurgie.

Cholesterinsenker mit pflanzlichem Ursprung

Aus Hafer und Gerste gewonnene Betaglucane binden Gallensäuren und Cholesterin im Darm und scheiden diese auf natürlichem Weg über den Stuhl aus. Dadurch wird in der Leber die Bildung neuer Gallensäuren aus Cholesterin angeregt. In der Folge verbleibt weniger Cholesterin im Blut und damit sinken Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegel.

Als weiterer Effekt dieser hochwertigen Ballaststoffe kommt es zu einer Regenerierung und Erneuerung der Darm-Schleimhaut, zu einer besseren Besiedlung mit wertvollen Darmbakterien und zur Regulierung des Stuhlganges. Gleichzeitig entsteht damit ein appetitregulierender Effekt. Betaglucane wirken sich somit nicht nur positiv auf den Fettstoffwechsel, sondern auch auf die Insulinreaktion sowie auf Bluthochdruck und Übergewicht aus.

Betaglucane in der Tumortherapie

Betaglucane, die aus Pilzen gewonnen werden, verfügen über eine stark immunstimulierende Wirkung. Diese beruht darauf, dass diese speziellen Ballaststoffe an Rezeptoren von Immunzellen anheften können. Das bewegt diese dazu, wiederum wichtige Botenstoffe der natürlichen Abwehrkräfte freizusetzen.

Das so aktivierte Abwehrsystem schützt nachweislich vor Infekten, Tumorzellen und oxidativem Stress. Die Einnahme von Betaglucan empfiehlt sich daher auch bei der Tumortherapie und besonders, wenn chirurgische Eingriffe mit einer nachfolgenden Radio- oder Chemobehandlung erforderlich sind, sagt Gentzsch: „Betaglucane senken im Wesentlichen das Risiko von Entzündungen nach radiologischen Behandlungen und wirken einer Verschlechterung des Blutbildes entgegen. Diese durch Heilpilze erzielbare Wirkungen sind bereits seit Jahrtausenden in der traditionellen chinesischen Medizin bekannt.“

Prophylaktische Anwendung

Gerade in der kalten Jahreszeit bietet sich generell an, hochwertige Betaglucan-haltige Präparate aus Heilpilzen zur Vorbeugung und Behandlung von grippalen Infekten einzunehmen. Interessante Wirkungen haben auch Betaglucane, die für Studien aus Hefe gewonnen wurden. Bei der Anwendung vor verschiedenen chirurgischen Eingriffen mindern Betaglucane das Risiko für die Entstehung von postoperativen Infektionen und fördern durch die Anregung der körpereigenen Abwehrkräfte den Effekt einer antibiotischen Behandlung.

Um die Aufnahme von Betaglucan möglichst effektiv zu gestalten, empfiehlt der Experte, die Kapseln auf leeren Magen und mindestens 30 Minuten vor der Mahlzeit einzunehmen. Zur Dosierung sagt der Apotheker: „In vielen Studien werden recht hohe Dosierungen von bis zu 3000 mg Beta-Glucan pro Tag verwendet. Jedoch sind schon bei Dosierungen von 100 bis 200 mg pro Tag gute Ergebnisse zu erwarten.“