Turm Dürnstein: Einst Streitobjekt, jetzt Wahrzeichen

Es war der Aufreger in der Wachau: In sattem Kobaltblau und Weiß hat sich vor 25 Jahren der Glockenturm des Klosters Dürnstein zum ersten Mal wieder präsentiert. Ungewohnt für die Bewohner der Tourismusregion, die sich anfangs gegen das Blau heftig wehrten.

Die Wellen an der Donau gingen hoch, als die Wachauer vor 25 Jahren sahen, was die Restauratoren in Dürnstein am Kloster ans Tageslicht förderten: „Wir waren alle dagegen, wir haben alle gesagt, um Gottes Willen, wie kann man denn nur“, sagt Gisela Mandl aus Weissenkirchen. Doch die Meinungen waren geteilt. „Für mich war das nicht so ein Schock, mir hat es gefallen“, erinnert sich eine andere Bewohnerin.

Turm Dürnstein Archivaufnahme

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Das Stift wurde vor mehr als 30 Jahren renoviert

Sogar Hochzeiten wurden aus Protest abgesagt

Sogar Hochzeiten wurde abgesagt, „da wurde gesagt, in einer blauen Kirche heiratet man nicht“, erzählt Gottfried Zottl aus Dürnstein. Propst Maximilian Fürnsinn, der Prälat des Stiftes Herzogenburg und Hausherr von Stift Dürnstein, sagt: „Das war eine dramatische Phase, wir haben damals ziemlich Widerstand gespürt. Ich habe viele böse Briefe bekommen. Leider habe ich mich einmal verstiegen und gesagt, der Zustand entspricht den meisten Besuchern der Wachau. Heute hat man mir verziehen, denke ich.“

Dürnstein Turm

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So sah der Turm nach der Renovierung aus

Blau-Weiß hat theologische Bedeutung

Die Emotionen gingen auf beiden Seiten hoch: „Ich bin einmal in Zivil bei der Donau gestanden und habe eine Baubesprechung gehabt, da war der Turm bereits blau-weiß. Dann ging ein typischer Wiener vorbei und sagte, ‚schau, der schaut aus wie ein Kachelofen‘. Diesen Vergleich finde ich gar nicht so schlecht, denn der Turm von Dürnstein ist kein Bauwerk, er ist etwas viel kostbareres, er ist eine Keramik, er entspricht einer sehr kostbaren Darstellung“, schildert der Propst.

Turm des Klosters Dürnstein

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Das Blau steht für den Triumph Jesu über den Tod, das Braun symbolisiert das irdische Streben

Das Blau und das Weiß sind nämlich theologisches Programm, umgesetzt in barocke Architektur, so Fürnsinn. Das Braun des Klosters symbolisiere das irdische Streben, der blaue Turm den Triumph Jesu über den Tod. Propst Hieronymus Übelbacher war bei der Errichtung des Turms daher nur das Beste gut genug: Smalte-Blau. „Blau war in der Barockzeit der teuerste Farbstoff. Fürst Esterhazy wollte für die Färbung seines Schlosses die Farbe in Eisenstadt ankaufen und musste dafür Güter verkaufen“, so der Propst.

Dürnstein ohne blauen Turm nicht mehr vorstellbar

„Eine andere Farbe könnte man sich gar nicht vorstellen. Dürnstein mit dem blauen Turm, das ist einfach das Wahrzeichen der Wachau“, sagt Gottfried Zottl aus Weissenkirchen, und auch eine andere Bewohnerin meint: „Wenn ich jetzt mit dem Schiff oder mit dem Auto vorbei fahre, denke ich mir: ‚Schön ist er, der Turm.‘ Er gefällt uns wieder.“

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