Donau dürfte bald Höchststand erreichen

Die Hochwasserlage in Niederösterreich bleibt weiter kritisch. Der Pegel der Donau steigt „schleichend“, in der Wachau wird der Höchststand für Mittwochfrüh erwartet. Die Prognose lautet 10,90 m. Bei Kienstock war der Pegel um 4.00 Uhr bei 10,78 m.

Der Hochwasserscheitel trifft in der Wachau erst Mittwochfrüh ein und damit etwas später als ursprünglich angenommen. Der Pegel steige „schleichend“, hieß es beim Hydrografischen Dienst des Landes.
Das Wasser steht zum Teil schon bis an die Oberkante der neuen Schutzwände. Der Hydrographische Dienst spricht von einer „Zitterpartie“. In Kienstock in der Wachau wurden am Dienstag gegen 17.00 Uhr 10,69 Meter gemessen.

Feuerwehr dichtet Damm in Theiß ab

Bei der Ortschaft Theiß (Bezirk Krems) droht Mittwochfrüh ein Erddamm neben dem Kremsfluss zu brechen. Feuerwehrleute versuchen den Damm abzudichten. Der Damm war bereits am Dienstag total durchnässt und weich - mehr dazu in Erddamm in Theiß droht zu brechen.

Hainburg erwartet Rekordpegel

Der Schwerpunkt des Hochwassers verschiebt sich mittlerweile immer weiter in den Osten Niederösterreichs. In der Jägersiedlung in Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha) wurden am Dienstagnachmittag 82 Häuser evakuiert. Zwei Siedlungen wurden komplett überflutet, das Wasser steht mehr als einen Meter hoch. 200 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen und wurden mit Zillen in Sicherheit gebracht.

Dienstagabend lag der Pegel in Hainburg an der Donau bei 9 Meter, beim Jahrhunderthochwasser 2002 wurde ein Höchststand von 9,50 Meter erreicht. Hainburgs Feuerwehrkommandant Christian Edlinger rechnet damit, dass diese Höchstmarke spätestens am Mittwoch in den Nachtstunden überschritten wird. Man erwarte einen Pegel von 9,70 Meter, so Edlinger gegenüber noe.ORF.at. Auch in Bad Deutsch-Altenburg sind die Feuerwehren wegen des steigenden Donau-Pegels in Alarmbereitschaft, Tausende Sandsäcke wurden bereits verlegt.

In der Wachau hält der mobile Hochwasserschutz die Donau von Orten wie Spitz und Weißenkirchen zurück. Dort, wo es keine Schutzwände gibt, müssen jedoch immer mehr Menschen ihre Häuser verlassen. In Krems liegen hinter dem Hochwasserschutz Tausende Sandsäcke bereit und könnten als „Sekundärdamm“ aufgebaut werden. Nach den derzeitigen Prognosen dürfte das aber nicht notwendig sein.

Das Hochwasser in Krems:

Feuerwehrhaus in Melk überflutet

Einen „Hotspot“ gab es am Dienstag in der Gemeinde Mautern. Dort war im Ortsteil Hundsheim vermutlich unter der Schutzwand Wasser eingedrungen. Eine Kleingartensiedlung wurde überflutet. Die Feuerwehr rückte mit Großpumpen aus. Das Leck wurde mit Schotter und Sand abgedichtet. Dürnstein war nur mehr per Bahn und für Einsatzfahrzeuge erreichbar. Die Trinkwasserversorgung in der Gemeinde wurde wegen des Hochwassers außer Betrieb genommen.

Im teilweise überfluteten Melk sind etwa 70 Häuser und 200 Menschen direkt betroffen, 25 Personen mussten evakuiert werden. Die Feuerwehr der Stadt ist selbst ein Opfer der Überschwemmungen. Das Feuerwehrhaus in der Pionierstraße wurde unter Wasser gesetzt. Man sei dennoch „voll handlungsfähig“, hieß es in einer Aussendung. Alle nötigen Ressourcen seien in den Wirtschaftshof der Stadtgemeinde verlegt worden.

Feuerwehrhaus in Melk überflutet

FF Melk

In Melk zählt die Feuerwehr selbst zu den Hochwasseropfern, das Feuerwehrhaus wurde überflutet

Hunderte Menschen gerettet

Die Einsatzkräfte bargen bis Dienstagvormittag 238 Menschen, sagte Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich. Nicht immer waren die Menschen allerdings bereit zu kooperieren. In Korneuburg weigerten sich etwa einige Menschen, die im Gefahrenbereich lebten, ihr Zuhause zu verlassen - mehr dazu in Korneuburg: Manche wollen in Häusern bleiben. In Kemmelbach im Bezirk Melk hielt ein mobiler, aufblasbarer Plastikdamm die Wassermassen von einer Wohnsiedlung mit 15 Häusern fern. In Hagsdorf drohte unterdessen ein Erdwall zu brechen - mehr dazu in Plastikdamm schützt Kemmelbach.

Die 350-Einwohner-Gemeinde Schönbühel konnte das Hochwasser allerdings nicht mehr aufhalten. 40 Häuser sind betroffen, in manchen davon steht das Wasser nicht nur im Keller, sondern auch im ersten Stock. Viele Bewohner haben aus dem Hochwasser von 2002 gelernt und besitzen ihre eigenen Pumpen. Feuerwehrkräfte aus dem Bezirk Gmünd waren zur Unterstützung angerückt. Ein Hochwasserschutz ist für Schönbühel zwar geplant - allerdings erst in ein paar Jahren.

Hochwasser in Schönbühel

ORF/Kawus Nikou

Schönbühel an der Donau steht unter Wasser

„Unverantwortlich“: Jäger kentern auf der Donau

Am Dienstagnachmittag kenterte auf der Donau bei Wallsee ein mit fünf Personen besetztes Motorboot. Die Jäger und Feuerwehrleute wurden in einer dramatischen Aktion gerettet. Ein 70-Jähriger wurde unterkühlt und mit medizinischen Problemen in ein Krankenhaus geflogen - mehr dazu in Dramatische Rettung: Jäger auf Donau gekentert.

„Es war sehr knapp, dass niemand ertrunken ist“, sagte Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner in der Sendung „Niederösterreich heute“ am Dienstag. Die Einsatzkräfte müssten ihr Leben riskieren, um Leute zu retten - das sei sehr „unverantwortlich“, so Fahrafellner.

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner in der Sendung „Niederösterreich heute“ (Dienstag, 19.00 Uhr, ORF2):

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Insgesamt standen in Niederösterreich 177 Feuerwehren mit etwa 3.000 Mann im Hochwassereinsatz. Dabei waren auch acht Katastrophenhilfsdienstzüge aufgeboten. Die Spitze der Bundespolitik - Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) - verschaffte sich ein Bild von der Hochwassersituation und sicherte sofortige Hilfe zu. In das Budget der Feuerwehren fließen für das Jahr 2013 zusätzliche sieben Millionen Euro - mehr dazu in Feuerwehren bekommen 2013 mehr Geld.

400 Soldaten im Hochwassereinsatz

Neben den freiwilligen Helfern und den Feuerwehrkräften war auch das Bundesheer mit etwa 400 Mann in Niederösterreich im Assistenzeinsatz. Soldaten wurden nach Angaben des Militärkommandos in die Wachau, in den Bezirk Amstetten und nach Korneuburg entsandt. Die Bundesheerkräfte waren insbesondere für Evakuierungen und zur Dammverstärkung im Hochwasserschutz eingesetzt. In Korneuburg wurden durch einen Assistenzzug ein Durchlass der Autobahn und eines Bahndammes gesichert, so das Militärkommando Niederösterreich.

Soldaten der Kaserne Amstetten im Hochwassereinsatz in Freyenstein (NÖ)

Hannes Draxler

Soldaten der Kaserne Amstetten im Hochwassereinsatz in Freyenstein im Bezirk Amstetten.

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