Kreisverkehr verringert Unfallrisiko

In einem Kreisverkehr ist das Unfallrisiko fast um die Hälfte geringer als an einer normalen Straßenkreuzung. In einer Studie wurde die Situation in Tulln untersucht: Dort ist die Zahl der Kreisverkehre seit den 1990er-Jahren stetig angewachsen.

Wer mit dem Auto nach Tulln kommt, darf in der Bezirksstadt öfter mal im Kreis fahren. Das ist durchaus wörtlich gemeint, denn in Tulln gibt es nicht weniger als 26 Kreisverkehre. Tulln gilt damit als jene Stadt mit den meisten Kreisverkehren in Niederösterreich, heißt es im Rathaus.

Kreisverkehr in Tulln (St. Severin)

Stadtgemeinde Tulln

Der Tullner Kreisverkehr Nr. 12 (St. Severin). Er ist nicht rund, sondern nierenförmig. Vor der Errichtung wurden hier innerhalb von sechs Jahren 17 Unfälle mit Personenschaden gezählt, danach waren es im selben Zeitraum elf.

Es gäbe sogar Anfragen von interessierten Gästen, die gerne eigene Kreisverkehr-Führungen machen möchten, sagt Bürgermeister Peter Eisenschenk (ÖVP). Grund genug, um die Sicherheit in Kreisverkehren zu untersuchen. Alexander Keller schrieb seine Diplomarbeit über die Auswirkungen von Kreisverkehren auf die Verkehrssicherheit am Beispiel von Tulln am Studiengang Logistik & Transportmanagement an Fachhochschule des bfi Wien.

Verringerung des Unfallrisikos um bis zu 80 Prozent

In zitierten Studien der Diplomarbeit ist durch die Errichtung eines Kreisverkehrs im Vergleich zu einer ampel- oder ungeregelten Kreuzung ein bis zu 80 Prozent geringeres Unfallrisiko festzustellen. In der Tullner Untersuchung wurden die Unfallzahlen von Knotenpunkten jeweils vor und nach dem Bau des jeweiligen Kreisverkehrs betrachtet, um Vergleichswerte ziehen zu können. Auf diesem Weg wurden 89 Kreuzungs- und 78 Kreisverkehrsunfälle untersucht.

Bei der Studie am Beispiel von Tullner Kreisverkehren gegenüber Kreuzungen zeigte sich u.a.:

  • eine Verringerung der Unfälle mit Personenschaden um 45 Prozent
  • eine Verringerung der Verunglückten um 58 Prozent
  • eine Verringerung der verunglückten PKW-Insassen um 78 Prozent.
Kreisverkehr in Tulln (Südumfahrung)

Stadtgemeinde Tulln

Kreisverkehr Nr. 10, gelegen an der Tullner Südumfahrung. In den neun Jahren seines Bestehens wurde hier nach Angaben der Stadtgemeinde kein einziger Unfall mit Personenschaden gemeldet.

Kreisverkehre haben weniger „Konfliktpunkte“

In Tulln wurde der erste Kreisverkehr 1990 an der Hafenstraße-Donaulände errichtet, heute gibt es 26 Kreisverkehre in der Bezirksstadt. Studienautor Alexander Keller listete in seiner Untersuchung einige Vorteile eines Kreisverkehrs auf:

  • geringere Fahrgeschwindigkeit
  • besseres Einschätzen von Verkehrssituationen und dadurch weniger bzw. weniger schwere Unfälle
  • Vorrangregel klar begreifbar, nur einfache Entscheidungen für Verkehrsteilnehmer
  • weniger so genannte „Konfliktpunkte“: Bei einer Kreuzung sind bis zu 32 Konfliktpunkte (acht Ein- und Ausfahrpunkte, 16 Kreuzungspunkte) vorhanden, bei einem Kreisverkehr entfallen Kreuzungs-, Linksabbiege- und Linkseinbiegekonflikte. Für einen vierarmigen Kreisverkehr gibt es demnach nur acht Konfliktpunkte (Zu- und Ausfahrten)

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