Adolf Frohners Anfänge im Wiener Aktionismus

Anlässlich des 80. Geburtstags von Adolf Frohner (1934-2007) zeigt das Forum Frohner im Minoritenkloster Krems-Stein mit der Ausstellung „Blutorgel“ die Anfänge des Künstlers im Wiener Aktionismus im Jahr 1962.

Die „Blutorgel“ gilt als Geburtsstunde des Wiener Aktionismus, erläutern die Kuratoren Dieter Ronte und Elisabeth Voggeneder: Vom 1. bis zum 4. Juni 1962 ließen sich Adolf Frohner, Otto Muehl und Hermann Nitsch unter Mitwirkung von Josef Dvorak in einem Kelleratelier in Wien-Brigittenau einmauern.

„Kunst ist nur ein Mittel zum perverseren Leben“

„Drei Tage schrankenlose Enthemmung, Befreiung von aller Brunst, Transponierung derselben in Blech, Schrott, Verwesende Abfälle, Fleisch, Blut, Gerümpel u.s.w., die ganze Materie des Kosmos wollen wir verwandeln. WIRSELBST werden nach diesen dreitägigen Exerzitien [...] gereinigt der feierlichen Ausmauerung entgegensehen,“ hieß es im Manifest zur „Blutorgel“ wortgewaltig, und weiter u.a. „Die Kunst ist nur ein Mittel zum perverseren Leben“ oder „man darf sich nicht selbst die Flügel stutzen.“

Die Provokation war vorprogrammiert

Ronte spricht von einem aktionistischen Schrei in einer „sehr konservativen“, noch vom Trauma des Krieges behafteten Zeit. Die seit den späten 1950er-Jahren befreundeten Künstler suchten nach einer radikalen Neuinterpretation des Tafelbildes und arbeiteten nach Experimenten mit dem Tachismus mit gefundenem Material u.a. von einem Schrotthändler. Nach der „Blutorgel“ wandte sich Frohner vom Aktionismus ab.

Zur Einmauerungsaktion ist eine im Zentrum der Ausstellungshalle positionierte Fotodokumentation zu sehen, auch das Manifest ist ausgestellt. Die Schau stellt malerische und grafische Arbeiten der Protagonisten aus dem Jahr 1961 einander gegenüber und skizziert u.a. mit Werken wie der „Gerümpelplastik (Kleiner Drache)“ aus 1962 die Ereignisse der „Blutorgel“. Bilder und Objekte aus 1963 öffnen den Blick für die weitere künstlerische Entwicklung.

Adolf Frohner

Nikolaus Korab

Adolf Frohner in seinem Atelier

Voggeneder widmet sich als Kuratorin der Privatstiftung Frohner seit zwei Jahren der Aufarbeitung des rund 800 Bilder umfassenden Werks. Frohner, geboren am 12. März 1934 in Groß-Inzersdorf bei Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf), starb unerwartet im Jänner 2007 - wenige Tage nach dem Spatenstich für das Forum Frohner.

Dass der als Maler und Zeichner bekannte Künstler auch ein umfangreiches plastisches Oeuvre schuf, wird im ersten, von Voggeneder präsentierten Werkverzeichnis belegt: Es dokumentiert über 220 Plastiken (208 Seiten, Verlag Christian Brandstätter Wien). Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen. Die Ausstellung „Blutorgel“ im Forum Frohner in Krems-Stein ist bis 6. April 2015 geöffnet (Di bis So 11.00 bis 17.00 Uhr).

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