Wachau: Älteste Menschenspuren gefunden

Der moderne Mensch ist schon vor 43.500 Jahren in Europa angekommen, wie Archäologen anhand von Ausgrabungsfunden in Willendorf (Bezirk Krems) herausfanden. Das ist ein paar tausend Jahre früher als bisher angenommen, berichten sie im Journal „PNAS“.

Durch das frühe Auftauchen der modernen Menschen sei die Zeitspanne, in der sie sich den Kontinent mit den Neandertalern teilten, größer, so Bence Viola, der die Arbeit am Department für Anthropologie der Universität Wien und dem Max-Planck-Institut für Anthropologie in Leipzig (Deutschland) durchgeführt hatte, im Gespräch mit der APA. „Wir wissen, dass sie sich vermischt haben, denn alle heutigen Menschen außerhalb Afrikas tragen eineinhalb bis drei Prozent Neandertaler-DNA.“

Die ersten Menschen kamen vor 43.500 Jahren

Nach den neuen Daten hatten sie dafür mindestens 3.500 Jahre Zeit, denn die Neandertaler seien nach dem derzeit aktuellen Wissensstand vor etwa 40.000 Jahren verschwunden, erklärte der Anthropologe. Bis jetzt hatten verschiedene Wissenschaftler die Ankunft der modernen Menschen frühestens auf 41.500 oder knapp 40.000 Jahre vor heute geschätzt.

1908 wurde die Venus von Willendorf dort gefunden

Die Forscher fanden bei Grabungen zwischen 2006 und 2011 an der Fundstelle Willendorf II für moderne Menschen charakteristische „Lamellenwerkzeuge“ in einer Bodenschicht, die sie als 43.500 Jahre alt identifizierten. An diesem Platz war 1908 auch die berühmte, allerdings viel jüngere rund 25.000 Jahre alte Statuette Venus von Willendorf entdeckt worden.

Lamellen sind kleine Steinartefakte, die bis zu einem Zentimeter breit und manchmal mehrere Zentimeter lang sind und wahrscheinlich Teile von Jagdwaffen waren, so der Leiter der Studie Philip Nigst vom Department of Archeology and Anthropology der Universität Cambridge gegenüber der APA. Die in Willendorf gefundenen Lamellen seien typisch für eine Epoche der jüngeren Altsteinzeit, dem sogenannten Aurignacien.

Verhältnismäßig warmes Klima in Tundra-artiger Steppe

Das damalige Klima und die Vegetation konnten die Forscher anhand unterschiedlicher Bodenanalysen herausfinden. Einerseits wurden der Bodentyp und die Bodenmorphologie charakterisiert, andererseits könne man auch durch die Zusammensetzung der Arten und Unterarten von Schnecken, deren Häuser in dieser Schicht vergraben sind, das Klima rekonstruieren, erklärte er. Dadurch habe man eine viel größere Genauigkeit erreicht als nur mit Kohlenstoff(C14)-Datierungen, die mit bekannten Paläoklimadaten korreliert werden.

„Auf diese Art hätten wir nicht gewusst, in welcher von drei bis vier Warm- oder Kaltphasen der Eiszeit unser Fund liegt“, sagte er. Erst die zusätzlichen Informationen würden den Zeitabschnitt so weit einengen, dass man sagen kann, die ersten modernen Menschen siedelten hier am Beginn einer warmen Phase innerhalb der Eiszeit, als hier eine Tundra-artige Steppe mit lichten Nadelwäldern war, so der Archäologe.

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