Auf den Spuren der Vertriebenen
Ausstellungskurator Niklas Perzi vom Zentrum für Migrationsforschung (ZMF) in St. Pölten: „Jede Station in Tschechien ist fast ein wenig, als kehrten die böhmischen und mährischen Deutschen, die 1945 unter teils grausamen und dramatischen Umständen ihre Häuser und Höfe verlassenen mussten, in ihre alte Heimat zurück. Besonders freut mich das extrem große mediale Interesse.“
Ein neues Kapitel der Aufarbeitung
Mit der Ausstellung „Langsam ist besser geworden“ wurde nach Angaben der Organisatoren wieder ein neues Kapitel in der Aufarbeitung „der wiewohl über weite Strecken gemeinsamen, jedoch nicht immer konfliktfreien Geschichte zwischen (Nieder-)Österreich und der Tschechischen Republik aufgeschlagen“, sagt der Historiker Perzi.
"Die Zeit, in der die Konflikte unser Zusammenleben dominierten, waren viel kürzer als jene, in denen wir friedlich zusammenlebten“ stellte Willibald Rosner, der Direktor des Niederösterreichischen Landesarchivs, bei der Eröffnung fest: „Unsere Generation denkt jedoch noch immer zu sehr in den alten Schablonen und Mustern aus diesen Jahrzehnten.“
Rosner freut sich, dass gerade diese Ausstellung ein so großer Erfolg ist: „Anfangs rechneten wir höchstens mit zwei, drei Stationen in Niederösterreich. Nach Znaim werden 2015 noch fix Slavonice/Zlabings in Tschechien und Neupölla im Waldviertel folgen, über weitere Stationen in Niederösterreich und Brünn verhandeln wir gerade.“
Betroffene erzählen über ihre Vertreibung
Die Ausstellung zeigt ein wenig bekanntes Kapitel der gemeinsamen Geschichte beider Länder: Was geschah mit jenen zehntausenden böhmischen und mährischen Deutschen, die im Zuge von Vertreibung und Aussiedlung aus der Tschechoslowakei 1945/1946 nach Niederösterreich gekommen sind? Und sie lässt in Form von Interviews die Betroffenen selbst zu Wort kommen: „Mehr als 30 Zeitzeugen berichten von ihren schweren Lebensbedingungen ohne Dach über dem Kopf, dem Bitten und Betteln um Essen, der Suche nach Arbeit und der Angst wieder — diesmal nach Deutschland - abgeschoben zu werden“, erklärt Ausstellungskurator Niklas Perzi.
ORF
Die Ausstellung wurde vom seit 2012 bestehenden Zentrum für Migrationsforschung in St. Pölten im Auftrag des Niederösterreichischen Landesarchivs bearbeitet. Nach Stationen „mit Rekordbesuch“ (Perzi) in St. Pölten, Klosterneuburg, Laa/Thaya, Hollabrunn, Reingers und Raabs ist Znaim/Znojmo der zweite Ort in der Tschechischen Republik, in dem die Ausstellung zu sehen ist. Von 6. März bis Ende April wird sie in Slavonice/Zlabings gezeigt.
Links:
- Ausstellung über Vertriebene in Prag (noe.ORF.at; 9.11.2014)
- Vertriebene erzählen ihre Geschichten (noe.ORF.at; 3.11.2013)
- Südmährisches Museum Znojmo (Website)
- Zentrum für Migrationsforschung (Website)
- Fotografischer Rundgang durch die Ausstellung