Auszeit von der Pflege
Irene Richter betreut ihren 60-Jährigen Mann Oliver Richter, der an einer Nervenkrankheit leidet, zu Hause in Gerersdorf bei St. Pölten. Der pensionierte Diakon braucht rund um die Uhr Betreuung: Beim Essen, der Körperhygiene oder bei der Medikamenteneinnahme. Doch Irene Richter geht auch ihrem Beruf als Pädagogin nach. Dreimal in der Woche bringt sie ihren Mann zur Tagespflege ins Haus an der Traisen in St. Pölten. „Ich möchte es ihr auch ermöglichen ihrem Job nachzugehen“, sagt Oliver Richter. Er fühlt sich wohl. „Wenn es mir gut geht, rennt der Schmäh, wenn es mir nicht so gut geht, kann ich mich zurückziehen oder die Schwestern legen mich nieder“.
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Heilig: „Pflegende brauchen unbedingt Pausen“
„Pflege ist belastend, es ist daher enorm wichtig, dass die Angehörigen einmal Pause machen“, sagt etwa Gerhard Heilig, Leiter des niederösterreichischen Pflegetelefons. „Es ist ganz klar, wenn man einen Menschen in der Familie hat, der Pflege braucht, dann denkt man im Unterbewusstsein immer an ihn, es ist für mich eine enorme Erleichterung, wenn ich weiß, dass er umsorgt wird“, so Irene Richter, sie betont, dass es nichts mit Selbstverwirklichung zu tun habe, wenn sie weiter arbeiten gehe. „Wir freuen uns dann, wenn wir uns am Abend wiedersehen“.
Beratung und Unterstützung rund um die Pflege oder Förderungen gibt es auch bei der
NÖ Pflegehotline: 02742/9005-9095
oder in Krisenfällen beim
NÖ Krisentelefon: 0800/202016
Eine Tagespflege wird in jedem der mehr als 100 Pflegeheime in Niederösterreich angeboten. Eine andere Möglichkeit um etwas Abstand und Distanz zum Pflege-Alltag zu bekommen ist die Kurzzeitpflege. Dabei können die Pflegebedürftigen bis zu sechs Wochen in einem Pflegeheim untergebracht werden. Wer im Sommer auf Urlaub fahren möchte, sollte sich allerdings besser jetzt bereits für einen Kurzzeitpflegeplatz in einem Heim anmelden. „Das Land NÖ bezahlt auch ein kleines Urlaubsgeld von bis zu 120 Euro, wenn man in Österreich Urlaub macht“, sagt Gerhard Heilig.
Man braucht kein schlechtes Gewissen haben
Doch ein pflegebedürftiges Familienmitglied für eine Zeit ins Pflegeheim zu geben, ist ein Kampf mit dem schlechten Gewissen, sagt Irene Richter: „Natürlich hat man im Hinterkopf dass die anderen sagen, jetzt schiebt sie ihn in ein Heim ab“. Oliver Richter sieht das Ganze locker, er will,dass es seiner Frau gut geht, will kein Ballast sein: „Früher haben wir unsere Kinder in den Kindergarten gebracht und jetzt werde ich in eine Art Seniorengarten gebracht“...
Links:
- Kurs für pflegende Jugendliche (noe.ORF.at; 15.2.2015)
- Neuer Krankenpflege-Studiengang (noe.ORF.at; 11.2.2015)