Schwedens Sportförderung als Vorbild

Schweden gilt in Europa als „Vorzeige-Land“ im Spitzen- und Breitensport. Führende Sport-Funktionäre aus Niederösterreich waren in Malmö auf Lokalaugenschein, um von den Skandinaviern zu lernen.

Sieben von zehn Schwedinnen und Schweden betreiben regelmäßig Sport, in Niederösterreich sind es nur drei von zehn. Knapp die Hälfte aller Einwohner im Alter von sieben bis 70 Jahren ist in Schweden Mitglied in einem Sportverein, in Niederösterreich ist es nur jeder Fünfte.

Beim Besuch in Malmö wurde den neun Vertretern von niederösterreichischen Sportverbänden schnell klar, warum die Skandinavier so erfolgreich sind. Die „Malmö Sports Academy“ beeindruckt mit einem großen Fußballstadion (Heimat des Champions-League-Teilnehmers Malmö FF), daneben steht das alte Olympiastadion (erbaut für die Fußball-Weltmeisterschaft 1958) sowie fünf weitere Fußballplätze und eine moderne Leichtathletik-Halle für 700 Athletinnen und Athleten. „Das ist eine der modernsten und besten Anlagen in Schweden und sicher ein Grund für die sportlichen Erfolge in diesem Land“, zeigte sich Sport-Landesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) beeindruckt.

Bohuslav: „Übertragbarkeit wird nun geprüft“

„Eines der vorrangigen Ziele der Delegationsreise nach Malmö war, die Erfolgsfaktoren der schwedischen Bewegungshäufigkeit und des Nachwuchsleistungssports zu identifizieren und deren Übertragbarkeit auf das Sportnetzwerk Niederösterreich zu prüfen“, so Bohuslav. Diese Erfahrungen sind auch ein wesentlicher Bestandteil zum Erreichen der „Sportstrategie 2020“. In den kommenden fünf Jahren sollen in Niederösterreich im Breitensport zusätzliche 100.000 Sportlerinnen und Sportler zu regelmäßiger Bewegung motiviert werden und im Spitzensport will das Land 100 zusätzliche Nachwuchsmeistertitel erringen.

Erfolge der schwedischen Sportler müssen „passieren“

Ein Erfolgsgeheimnis im schwedischen Sport: Es werden keine Weltmeister-Titel oder Olympia-Medaillen von den Athletinnen und Athleten „verlangt“, die Erfolg müssen „passieren“, erklärt Mikael Wigsten vom Schwedischen Eishockey-Verband: „Natürlich träumen junge Sportler davon, der nächste Zlatan Ibrahimovic zu werden. Aber das gelingt natürlich nicht vielen, und wenn die Leute älter werden und auch realistischer, dann betreiben sie trotzdem weiter Sport - weil er Bestandteil ihres Lebens geworden ist und sie dabei Spaß haben.“ Die Erfolgsformel stimmt: 627 Medaillen bei Olympischen Spielen und Platz acht in der ewigen Bestenliste bestätigen die Arbeit.

Wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen in den Akademien die Chance bekommen, unterschiedliche Sportarten kennenzulernen. In Schweden sind zwei Drittel aller Burschen und die Hälfte aller Mädchen in Sportvereinen aktiv - das sind deutlich mehr als in Niederösterreich. Genau bei diesem Punkt möchte Sport-Landesrätin Petra Bohuslav den Hebel ansetzen: „Eine Erkenntnis aus Schweden ist, dass man die Kinder polysportiv betreut. Das muss auch unser Ziel sein, dass wir sie Sportarten übergreifend betreuen und nicht sofort auf eine einzige Sportart spezialisieren. Dann haben sie die Möglichkeit, wirklich gut zu entscheiden, was sie tun möchten."

Nachwuchsförderung ist in Schweden sehr wichtig

Auch für die Sportfunktionäre brachte die Reise nach Malmö neue Erkenntnisse. „Die Nachwuchsförderung in Schweden ist für mich ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor in diesem Land. Man will die Kinder früh für den Sport begeistern. In Schweden sind einige Organisationen ausgeschaltet, die es bei uns gibt. Diese bürokratischen Ebenen verschlingen in Österreich sehr viel Geld, so etwas gibt es in Schweden nicht“, analysiert Bernhard Keller vom Niederösterreichischen Triathlon-Leistungszentrum.

Auch bei der Teilnahme am „European Congress of Sport Science“ mit sportwissenschaftlichen Vorträgen zum Rahmenthema „Nachhaltiger Sport“ von internationalen Top-Referentinnen und Referenten konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Der Kongress mit 3.500 Personen findet 2016 in Wien statt, dabei soll auch Niederösterreich eingebunden werden, erste Gespräche wurden in Malmö bereits geführt. Das „Sportzentrum Niederösterreich“ in St. Pölten soll dabei eine entscheidende Rolle spielen und bei diesem Kongress ist auch ein neuerliches Treffen mit Funktionären aus Schweden geplant.

Klaus Fischer, noe.ORF.at

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