Tschechien hält an Atom-Ausbauplänen fest

Umweltschutz war eines der zentralen Themen bei einem Treffen zwischen den Umweltministern Österreichs und Tschechiens im Nationalpark Thayatal. Tschechien hält am umstrittenen Ausbau der Atomenergie fest.

Freundlich verlief das Zusammentreffen der beiden Minister beim Nationalparkhaus bei Hardegg (Bezirk Hollabrunn). Man war offenbar darum bemüht, die guten Beziehungen zwischen Österreich und Tschechien zu betonen. Doch das ändert nichts an den völlig unterschiedlichen Meinungen zum Thema Atomenergie. Tschechien plant den Bau vier neuer Reaktoren, und damit auch den Ausbau der beiden Atomkraftwerke Dukovanj und Temelin, überdies soll noch ein Atommüllendlager errichtet werden.

Sowohl gegen die vier geplanten Reaktoren als auch gegen das Atommüllager wurde nach dem Arbeitsgespräch im Nationalparkhaus scharf protestiert. Ein grenznaher Standort käme für Österreich „selbstverständlich nicht in Frage“, sagte Andrä Rupprechter (ÖVP), das habe man klar zum Ausdruck gebracht, „und wir werden hier auch in Zukunft sehr klar unsere Sicherheitsbedenken mit Nachdruck vertreten.“

Brabec: „Atomenergie ist der richtige Weg“

Man wolle endlich die alten Braunkohlekraftwerke stillegen, argumentierte der tschechische Umweltminister Richard Brabec. Man sei überzeugt davon, dass die Atomenergie der richtige Weg dazu sei, und er bestätigte die Ausbaupläne der tschechischen Regierung. „Es ist klar, das in dem von der tschechischen Regierung verabschiedeten staatlichen Energiekonzept eine Weiterentwicklung der Kernenergie verankert ist, als Bestandteil der tschechischen Energiepläne“, sagte Brabec.

Rupprechter und Brabec

ORF

Pernkopf, Rupprechter und Brabec diskutierten in Hardegg über Atomenergie

Scharfe Kritik an diesen Plänen kommt auch von Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP), der auch aus wirtschaftlichen Gründen glaubt, dass keine neuen Reaktoren in Tschechien gebaut werden: „Die tschechischen Atomkraftbetreiber wollen nur dann ausbauen, wenn die tschechische Regierung einen Mindestpreis garantiert, und soweit ich das vom tschechischen Umweltminister erfahren habe, lehnen die Tschechen es ab, von Regierungsseite einen höheren Preis zu garantieren.“

Viel hängt bei den tschechischen Ausbauplänen von der Klage Österreichs bei der Europäischen Union gegen die Subventionierung des britischen Atomkraftwerks Hinkelpoint ab. Wenn ihr stattgegeben wird, dann ist es - das erwartet das Umweltministerium - fraglich, ob Tschechien überhaupt Investoren für seine Ausbaupläne findet.