Khol wäre als Präsident „Trainer der Regierung“

Er würde als Bundespräsident der Regierung wie der Trainer einer Fußballmannschaft zur Verfügung stehen, sagte Andreas Khol, Präsidentschaftskandidat der ÖVP, in der ORF-NÖ-Interviewserie mit den Präsidentschaftskandidaten.

In unruhigen Zeiten brauche es einen erfahrenen und sachkundigen Präsidenten, sagte Andreas Khol, und er wäre ein solcher, ein aktiver Präsident. Er würde gegenüber der Bundesregierung wie ein Trainer auftreten: „Die Regierung schießt die Tore, die Regierung stürmt aufs Feld, der Bundeskanzler ist der Teamchef. Der Bundespräsident aber ist in meiner Sicht der Trainer, der – wenn die Mannschaft nicht gut spielt – Ratschläge gibt und hilft, und auch – wenn es notwendig ist – die Aufstellung ändert.“

Khol: „Jeder Zaun ist für uns sehr belastend"

Andreas Khol ist optimistisch, dass die Europäische Union das Flüchtlingsthema in den nächsten Jahren in den Griff bekommt. Bis dahin brauche es staatliche Notmaßnahmen, wie etwa die Kontrollen am Brenner. „Jeder Zaun ist für uns natürlich sehr, sehr belastend, es geht uns nicht gut damit. Allerdings müssen wir sehr genau wissen, die Politik des Durchwinkens muss auch in Italien ein Ende haben“, so der ÖVP-Präsidentschaftskandidat. Die Integration der Flüchtlinge sah Khol als Aufgabe für die nächsten zehn Jahre. Die Voraussetzung dafür sei das Akzeptieren unserer christlich geprägten Leitkultur, so Khol.

Hat die Bundesregierung im Vorjahr zu spät auf die Flüchtlingsproblematik reagiert? „Ich als Bundespräsident hätte schon viel früher die Bundesregierung zum Handeln gebracht. Sehr viel des Unmuts der Bevölkerung mit der Regierung und die fehlende Popularität der Regierung, ist auf dieses Versäumnis zurückzuführen.“

„Ich würde das Amt etwas aktiver anlegen“

Wie würde er denn das Amt des Bundespräsidenten anlegen, fragte ihn Robert Ziegler, Chefredakteur des ORF Niederösterreich, auch im Vergleich zum amtierenden Bundespräsidenten Heinz Fischer. „Ich würde das Amt des Bundespräsidenten etwas aktiver anlegen. Das heißt, ich würde in den unsicheren Zeiten, in denen wir leben, wesentlich mehr auf die Stärken unseres Landes bauen. Ich werde versuchen, Österreich zu stärken und vor allem den Schwerpunkt auf die Sicherheit des Landes legen“, so Khol.

Warum soll man am 24. April Khol wählen? „Weil wir in unruhigen und schweren Zeiten leben und in solchen Zeiten braucht es jemanden, der Erfahrung hat, der die Sachkunde hat und der auch die Leidenschaft fürs Amt hat, und nicht müde hingetragen wird oder es als Bürde empfindet“, so die Antwort des ÖVP-Kandidaten.

Khol ist wegen der Umfragen nicht beunruhigt

Explizit lobte Khol die Unterstützung durch Erwin Pröll und die ÖVP Niederösterreich im Wahlkampf: „Die niederösterreichische Volkspartei hat sich in einer Weise hinter mich gestellt und Erwin Pröll hat mich derartig auf seine Schultern genommen, muss ich fast sagen, dass das Ganze fast eine glückliche Fügung war.“

Dass ihn Umfragen derzeit nicht in der Stichwahl sehen, beunruhigt ihn nicht. „’Traue keiner Umfrage, die du nicht selber in Auftrag gegeben hast.’ Es wird in Österreich unglaublich viel Politik mit Umfragen gemacht, in den letzten Jahren hat keine Einzige auch nur annähernd gestimmt.“ „Was werden Sie machen, wenn Sie es nicht schaffen“, fragte ihn Robert Ziegler. „Damit beschäftige ich mich überhaupt nicht. Also ich bin fast sicher, dass ich in die Stichwahl komme“, so der 74-jährige Andreas Khol.

Wordrap mit Andreas Khol

Welches Staatsoberhaupt hat seine/ihre Rolle aus Ihrer Sicht gut ausgefüllt? Richard von Weizsäcker.

Gibt es einen Politiker oder eine Politikerin in einer anderen Partei, den Sie bzw. die Sie bewundern? Warum? Joachim Gauck.

Wohin sollte Ihre erste offizielle Reise als Bundespräsident gehen? Nach Brüssel.

Was wäre für Sie ein Rücktrittsgrund? Schwere Krankheit.

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Abraham Lincoln.

Was würden Sie einem Staatsgast gerne servieren? Einen Riesling Smaragd.

Was sagt man Ihnen nach? Klare Worte und Handschlagqualität.

Was machen Sie in der Früh zuerst? Morgensport.

Als Kind wollten Sie sein wie… mein Vater.

Wären Sie Fußballer - auf welcher Position würde Sie der Fußball-Teamchef einsetzen? Warum? Mittelstürmer.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Jonathan Franzen: Purity.

In einem Orchester wären Sie… das Wiener Doppelhorn.

Was machen Sie am liebsten, wenn Sie gerade nichts machen müssen? Lesen.

Gibt es einen Platz in Niederösterreich, der Sie besonders beeindruckt? Ötscher/Rauher Kamm.

An wen haben Sie zuletzt ein SMS/mail gesendet? An meine Internet-Familienplattform auf Telegram.

Den Sommerurlaub verbringen Sie heuer… in Kärnten.

Ein Tag ist für mich gelungen, wenn… Danach frage ich nicht!

Mehr über Andreas Khol

Nicht wirklich als Pensionist, sondern als (zuletzt) höchster Pensionistenvertreter der ÖVP rittert Andreas Khol für die Volkspartei um die Rückeroberung der Hofburg - zwölf Jahre, nachdem Thomas Klestil kurz vor Ende der Amtszeit starb.

Khols Start als Hofburg-Bewerber war schwierig: Der rüstige 74-Jährige - mit bekannt fast bedingungsloser Loyalität gegenüber der Partei - sprang in die Bresche, als der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll nach langem Zögern letztlich absagte. Erfahrungen in Spitzenfunktionen hat der habilitierte Doktor der Rechtswissenschaft viele gesammelt: 1974 bis 1993 war er Direktor der Politischen Akademie der ÖVP, 1983 bis 2006 Abgeordneter im Nationalrat - von 1994 bis 2002 Klubobmann der ÖVP, danach bis 2006 als Nationalratspräsident unter der (von ihm tatkräftig mit-errichteten) schwarz-blauen Regierung.

Mit dem Verlust des ersten Platzes der ÖVP bei der Wahl 2006 zog er sich aus dem Nationalrat zurück, verstand es aber auch als Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, seinen politischen Einfluss in Partei und Regierung geltend zu machen. Khol ist deklariert christlich-konservativ, ein leidenschaftlicher Südtirol-Politiker, Kunstliebhaber und Rosenzüchter - verheiratet mit einer Kärntnerin und Vater von sechs Kindern.

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