Biologe zu Gatterjagd: „Jeder Zaun ist zu viel“

Ab 2029 soll die Gatterjagd in Niederösterreich verboten sein. Bei der Interessensgruppe der umfriedeten Eigenjagdgebiete stößt das auf Unverständnis, Wildbiologe Klaus Hackländer sagt hingegen: „Jeder Zaun ist zu viel.“

Das Jagdrecht in Niederösterreich wurde in den vergangenen Jahren immer wieder verschärft. Seit zwei Jahren dürfen keine neuen Jagdgatter mehr errichtet werden, nun sollen auch bestehende aufgelöst werden. „Die nachhaltige Jagd ist definiert als Jagd in freier Wildbahn. Das heißt: Ohne Zäune, ohne Einschränkung, ohne umfriedete Eigenjagdgebiete“, sagt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Klaus Hackländer vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft hat im Auftrag des Landes Niederösterreich ein Gutachten über die Zukunft der Jagd erstellt. Er befürwortet das Verbot der Gatterjagd. „Ich denke mir, dass es im Sinne der Wildtiere gut ist, aber vor allem ist es gut im Sinne der Jagd. Wenn die Jagd in die Zukunft gehen möchte, dann muss sie belegen und den Leuten dokumentieren, dass sie nachhaltig und waidgerecht ist“, so Hackländer.

Hackländer: „Permanenter Lebensraumverlust“

Durch eingezäunte Gebiete werde der Lebensraum von Wildtieren zusätzlich eingeschränkt, sagt der Wildbiologe von der Universität für Bodenkultur. Durch neue Industrieflächen, Siedlungsflächen und Infrastrukturen würden Wildtiere bereits jetzt einen permanenten Lebensraumverlust erleben.

„Aus okölogischer Sicht ist jeder Zaun zu viel. Einige Zäune braucht man, um Kulturen, Menschen und Tiere zu schützen und dementsprechend kann man es nicht vermeiden, dass es die gibt“, so Hackländer. „Es wäre jedoch sinnvoll, wenn man versucht, diesen fortschreitenden Lebensraumverlust, den es gibt, so gut wie möglich einzuschränken oder ihm entgegenzuwirken und das war, glaube ich, auch die Intention der Politik.“

Interessensgruppe von Verbot „völlig überrascht“

Bei der Interessensgruppe der umfriedeten Eigenjagdgebiete stößt das geplante Verbot hingegen auf Unverständnis und kommt „völlig überraschend“, so der Sprecher der Interessensgruppe umfriedeter Eigenjagden in Niederösterreich, Karl Hasenöhrl. „Es hat in den letzten beiden Jahren keine einzige Verfehlung von den Besitzern der Jagdgatter gegeben“, sagt Hasenöhrl. Man habe erst vor zwei Jahren einen Wertekatalog und strenge selbst auferlegte Richtlinien für die Bewirtschaftung der eingezäunten Reviere erarbeitet.

Hasenöhrl spricht von einem großen finanziellen Schaden für die Betreiber der 71 eingezäunten Jagden in Niederösterreich. Man wolle in den nächsten Tagen das Gespräch mit dem für Jagdangelegenheiten zuständigen Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf suchen.

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