Tausende tote Fische im Mühlbach
Am Samstag schlugen Spaziergänger Alarm, weil das Wasser im Bach milchig trüb war. Wenig später wurden schon die ersten toten Fische von Spaziergängern gesichtet. „Die Spaziergänger haben erzählt, dass manche Fische am Rücken geschwommen, andere wie ein Stein untergegangen sind“, so Kraftwerksbetreiber Kurt Merkl, der auch Obmann des Wehrverbandes Herzogenburg ist.
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Merkl habe noch gemeinsam mit Mitarbeitern versucht, zu retten, was zu retten sei: „Wir haben alles Mögliche unternommen, haben die Geschwindigkeit durch die Kraftwerke gesteigert, haben versucht, Fische zu bergen und in reines Brunnenwasser zu geben, aber es ist uns nicht mehr gelungen, den Schaden zu reduzieren.“
Wasser verursachte schweren Juckreiz
Wenige hundert Meter weiter flussabwärts versuchte Clemens Bertagnoli in seinem Kraftwerk ebenfalls, Fische zu retten. Er habe dafür gegen 10.00 Uhr vormittags eine Wasserprobe entnommen, berichtet Bertagnoli. Nachdem er die Hände etwas tiefer ins Wasser getaucht hatte, habe er anschließend stundenlang starken Juckreiz verspürt. Das Wasser habe außerdem chemisch gerochen, schildert er seinen Eindruck.
Bertagnoli geht davon aus, dass eine größere Menge einer unbekannten Substanz ins Wasser gelang. „Meine Vermutung ist entweder ein Industriebetrieb oder ein Tankwagen. Nachdem das Ganze eine Länge von zweieinhalb Kilometern gehabt hat, muss es eine sehr große Menge gewesen sein. Es muss ungefähr vierzig Minuten lang in den Mühlbach geronnen sein.“
Im Staubereich vor dem Kraftwerk schwimmen heute nur mehr wenige tote Fische an der Oberfläche. Die Tiere, die untergingen, werden voraussichtlich in den nächsten Tagen auftauchen. Im Staubereich vor dem Kraftwerk wurde vor Kurzem sogar eine tote Ente angespült.
Kein Leben auf einer Länge von 20 Kilometern
Der Fluss sei auf einer Länge von zwanzig Kilometern de facto tot, zeigt sich der niederösterreichische Landesfischermeister Karl Gravogl entsetzt. Von Herzogenburg bis weit unter Hollenburg bis zum Donaubegleitgraben gebe es im Mühlbach kein Leben mehr: „Durch diese Flüssigkeit, die eingeleitet wurde, sind alle Fische verendet, aber nicht nur die Fische, sondern alle Wasserlebewesen.“
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Auch wenn die Substanz mittlerweile so weit verdünnt sei, dass keine weiteren Schäden mehr zu erwarten sind, werde es zwei bis vier Jahre dauern, bis sich der Fluss regeneriert habe, schätzt Gravogl. Selbst wenn jetzt Fische aus dem Flussoberlauf angetrieben werden, können sie im betroffenen Teil des Mühlbachs nicht überleben: „Sie haben hier zwar Lebensraum, aber es fehlt ihnen an Nahrung, weil es derzeit kein Benthos (Lebewesen die im Boden eines Gewässers vorkommen, Anm.) gibt. Daher wird eine Zuwanderung nicht so schnell vonstattengehen.“
Untersuchungen dauern an
Der linke Mühlbach ist ein Werkskanal der Traisen, an dem Kraftwerke und Mühlen errichtet wurden. Er verläuft unter anderem direkt unterhalb des Stiftes Herzogenburg. Bezirkshauptmannschaft, Land und Polizei versuchen nun herauszufinden, wer den Schaden verursachte. Derzeit gebe es aber noch keine sicheren Erkenntnisse, um welche Substanz es sich handle, sagt Bezirkshauptmann Josef Kronister gegenüber noe.ORF.at.
Bis Sankt Pölten werde nun untersucht, welche Betriebe infrage kommen könnten. Denn erst wenn man eine ungefähre Ahnung habe, um welche Substanz es sich gehandelt haben könnte, sei eine Untersuchung der entnommenen Wasserproben und Fischkadaver sinnvoll: „Vorher wäre das ein reiner Schuss ins Blaue, weil es so viele Möglichkeiten gibt“, sagt Kronister. Er rechnet damit, dass es einige Tage dauern könnte, bevor es erste Erkenntnisse gibt.
Ursula Köhler, noe.ORF.at