Kellergasse in Großwiesendorf wird zur Kulisse
„Für Sorgen sorgt das liebe Leben, und Sorgenbrecher sind die Reben“, „Gott lieben macht selig, Wein trinken macht fröhlich“ – diese Reime stehen über den Türen des Presshauses, das die Kulisse für das Stück von Susanne Felicitas Wolf bietet. Sie hat den Stoff frei für das Flair einer Kellergasse adaptiert. Am Freitagabend fand die Premiere statt.
„Don Juan auf Sommerfrische“
Der Verein verwandelt bis 14. August die Kellergasse in Großwiesendorf (Marktgemeinde Großweikersdorf) in eine Theaterkulisse
Seit 2012 bietet die Kellergassen Compagnie unter der künstlerischen Leitung von Regisseurin Luzia Nistler Sommertheater an, jedes Jahr spielt man Komödien. Man verstehe sich als Gesamtkunstwerk, da sowohl die Architektur der Kellergassen als auch die Landschaft und die regionale Kulinarik in die Theaterproduktionen eingebaut werden, heißt es – mehr dazu in Don Juan auf Sommerfrische in der Kellergasse (noe.ORF.at; 16.5.2018).
Theaterabend in ländlicher Umgebung
Der rote Handlungsfaden des Opernlibrettos von da Ponte ist erhalten, die Personen stellen bodenständige Typen dar. So wird der von Florian Feik sympathisch dargestellte Leporello zu Leopold Schneiderbiegl, von seinem Herrn meist als „Idiota“ apostrophiert.
Anatol Rieger in der Hauptrolle persifliert den südländischen Macho. Donna Anna mutiert zu Anna Krumm (Edith Schachinger), Don Ottavio zum linkischen Anwalt Ottokar Haberrecht (Leopold Selinger), Donna Elvira zu Emma Obermeier (Leila Müller), Zerlina zum Wäschermädel Seraphina Bamstel (Lisa-Lena Tritscher mit herrlich-herbem Charme) samt Schwester (Resi Müller), Masetto zum Tischler Max (Felix Krasser). Marcus Thill ist in einer Doppelrolle zu sehen und verwandelt u.a. den Komtur in einen Kommerzialrat.
Barbara Wirl / Wirlphoto
Bis 14. August gibt es weitere Aufführungen von „Don Juan auf Sommerfrische“
Die Praxis, Klassiker zu Volksstücken zu verarbeiten, hat eine lange Tradition, die Susanne Wolf aufgreift und auf ebenso intelligente wie publikumsfreundliche Weise umsetzt. Dabei werden durchaus gewichtige Themen wie Tod, Schuld und Vergeltung nicht ausgespart. Einmal mehr kommen in dieser Produktion die Vorzüge des Konzepts zur Geltung.
Kein hochtrabendes Festspiel, kein schillerndes Festival wird hier simuliert, sondern Sommertheater – im besten Sinn des Wortes – in einem regionalen Kontext geboten, der keineswegs provinziell wirkt. Wer einfach einen unbeschwerten Theaterabend in ansprechender ländlicher Umgebung verbringen will, ohne sich nachher dafür schämen zu müssen, ist hier absolut richtig.
Land fördert Verein mit 120.000 Euro
Erst kurz bevor die Kellergassen Compagnie in die heurige Saison gestartet ist, beschloss das Land Niederösterreich, den Verein nun für die kommenden drei Jahre mit insgesamt 120.000 Euro zu fördern - mehr dazu in Land fördert Theater in der Kellergasse (noe.ORF.at, 6.7.2018). Auch in den Jahren 2019 und 2020 sollen bereits weitere Kellergassen als Schauplatz zur Verfügung stehen, heißt es in einer Aussendung.