Winzer Krems mit historischem Treffen

Da die Winzer Krems ihre Vergangenheit nun doch aufarbeiten, kam es am Donnerstag zu einem historischen Treffen. Der Nichte des ehemaligen jüdischen Besitzers der Sandgrube wurde versprochen, sich der eigenen Geschichte zu stellen.

Bei Winzer Krems wird derzeit nicht nur Wein gelesen, sondern auch ein soeben erschienenes Buch, das für gehöriges Aufsehen sorgt. In dem dokumentarischen Roman „Der Wein des Vergessens“ von Bernhard Herrman und Robert Streibel geht es nämlich um die Gründungsgeschichte des erfolgreichen Weingutes und die damit verbundene Arisierung eines jüdischen Besitzgutes. Eine Tatsache, die achtzig Jahre lang im Dunkeln war, jetzt aber historisch aufgearbeitet werden soll - mehr dazu in Winzer Krems arbeiten ihre Geschichte doch auf (noe.ORF.at; 6.9.2018).

Winzer Krems Aufarbeitung Vergessen

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Die Nichte des ehemaligen jüdischen Sandgrube-Besitzers Paul Robitschek ist für das Treffen extra aus Venezuela angereist

In einem geerbten Haus fand einer der beiden Autoren zahlreiche Dokumente, die eine Zeitreise ermöglichten, eine Zeitreise ins Jahr 1938, nach Krems: Die Riede Sandgrube - eines der berühmtesten Weingüter der Wachau - befand sich damals im Besitz des jüdischen Geschäftsmannes Paul Robitschek. Sein Geschäftspartner ist August Rieger, der gleichzeitig aber auch der Liebespartner von Robitschek war. Es kam zur Denunziation, die die Arisierung jenes Besitzes erleichtert, der zur Grundlage der erfolgreichen und berühmten Winzergenossenschaft Krems wurde.

Winzergenossenschaft gab ein Versprechen ab

Ein Kapitel, das bis jetzt im Dunkeln geblieben ist, und auch im Laufe der Entstehung des dokumentarischen Romans zeigte sich die Winzergenossenschaft alles andere als kooperativ. Doch vor kurzem kam dann das Umdenken. Nun will man sich doch ganz offensiv seiner Vergangenheit stellen, sagte Franz Ehrenleitner, der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Krems.

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Im Sinne der offensiven Aufarbeitung kam es in Krems am Donnerstag zu einem Treffen mit der in Venezuela lebenden Nichte von Paul Robitschek. Juana Robitschek wurde von ihrer Cousine begleitet. Sie wurde vom Führungsteam der Winzergenossenschaft begrüßt, dann wurde ihr ein Brief übergeben. In diesem Brief wurde ihr das Versprechen von Seiten der Winzergenossenschaft gegeben, dass man sich den Teilen der eigenen Geschichte stellen wird. „Ich habe nichts über diese Vergangenheit meiner Familie gewusst. Es ist sehr bewegend hier, ich bin sehr emotional und habe gerade auch geweint“, sagte Juana Robitschek nach dem Treffen gegenüber noe.ORF.at.

Auch die beiden Autoren, Bernhard Herrman und Robert Streibel, waren bei dem Treffen mit dabei. Sie zeigten sich zuversichtlich und erfreut, dass ihr Buch bei den Winzern Krems zu einem Umdenken geführt habe. So soll also aus dem „Wein des Vergessens“ doch noch der „Wein der Erinnerung“ werden.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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