App aus NÖ bekämpft mobile Lauschangriffe

Smartphones, Tablets und internetfähige Fernseher können mittels hochfrequenter Töne miteinander kommunizieren und private Daten sammeln. Die Nutzer bekommen davon nichts mit. Eine App der FH St. Pölten kann das verhindern.

Akustische Cookies ermöglichen die Sammlung privater Daten, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer das bemerken. Smarte Endgeräte, wie etwa Smartphones, Tablets oder internetfähige Fernseher, senden und empfangen akustische Signale im Hochfrequenzbereich und können so miteinander kommunizieren. Ein Fernseher kann beispielsweise während einer Werbung bestimmte, für den Menschen unhörbare, akustische Signale senden. Mobile Geräte können diese dann dekodieren und die Informationen an den Urheber des Signals schicken. Dadurch lässt sich etwa feststellen, welche Werbung eine Person gesehen hat, oder auch an welchem Ort jemand war. Diese Daten werden dann für zielgerichtete Werbung und die Filterung von Internetinhalten genutzt.

FH St. Pölten entwickelte eine mobile Firewall

Das war für Matthias Zeppelzauer von der FH St. Pölten der Anlass, eine App zu entwickeln, die eine Übertragung dieser sensiblen Daten verhindert. „SoniControl“ heißt die Anwendung, die er mit seinem Team an der FH St. Pölten entwickelte und die weltweit bereits etwa 20.000 Mal heruntergeladen wurde.

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„Guten Morgen NÖ“, 30.11.2018

„Unser App ist eine mobile Firewall für akustische Signale. Sie scannt den Ultraschall-Bereich und schaut, ob sie dort eine auffällige Nachricht entdeckt. Wir bieten dann die Möglichkeit, dieses Signal zu maskieren, also ein Störsignal zu senden, die eine Kommunikation verhindert“, erklärt Zepppelzauer. Wie oft täglich ihre App aktiv wird, dazu haben die Entwickler keine Angaben. Aufgrund mehrerer Erfahrungsberichte wissen sie allerdings, dass ihre App von einigen ihrer weltweiten Benutzerinnen und Benutzer bereits eingesetzt wurde.

Handy Smartphone Nutzung

ORF.at/Dominique Hammer

Der Forscher rechnet damit, dass diese Art der Datenbeschaffung in den nächsten drei bis fünf Jahren verstärkt zum Einsatz kommen wird. „Die entscheidende Frage wird dann sein, ob die Nutzerinnen und Nutzer ausreichend über diese Technologie aufgeklärt werden oder ob sie im Verborgenen eingesetzt wird“, prognostiziert Zeppelzauer. Davon abhängig sei die Akzeptanz der Benutzerinnen und Benutzer. Aktuell arbeiten Zeppelzauer und sein Team an „SoniControl 2.0“, einer Weiterentwicklung ihrer App. Zusätzliche Funktionen wie eine erweiterte Diagnose des Signals sollen dann möglich werden. Das soll Klarheit darüber bringen, woher Signale kommen und welche Nachrichten sich dahinter verbergen.

Smartphone Apps: das Mikrofon als Spion

Erst unlängst enthüllte auch ein Bericht der New York Times das, was in der Vergangenheit oft als Paranoia abgetan wurde. Dass man sich mit Freunden über ein Produkt unterhält und kurze Zeit später genau dieses als Werbung im Browser, am Tablet oder Smartphone angeboten bekommt, kennen einige. Die naheliegende Vermutung, dass eine App das Gespräch belauscht hatte, soll dem Bericht nach aber tatsächlich wahr sein. Demnach soll der Software Anbieter Alphonso in bereits mehr als 1.000 Apps – sowohl auf Android als auch iOS-Geräten - eine so genannte Tracking Software eingebaut haben, die mithört, auch wenn die App gar nicht in Verwendung ist. Besonders perfide: Es handelt sich dabei auch um viele, vor allem bei Kindern beliebte Spiele.

Diese Apps belauschen angeblich keine privaten Gespräche, aber sie sollen mithören, was wir gerade im Fernsehen oder im Kino sehen. Darauf abgestimmt soll man dann bestimmte Werbung erhalten. Die Software soll also in kurzen Ausschnitten erkennen, um welchen Film, welche Werbung, welche Serie es sich handelt und die Werbeschaltungen daran anpassen. Sogar durch die Hosentasche sollen diese Aufzeichnungen in ausreichender Qualität möglich sein. Neben dem Mikrofon greife die Software nach Angaben des Unternehmens auch auf den Nutzerstandort zu, um zielgruppenorientiertes Marketing zu ermöglichen.

Wie kann man sich dagegen wehren?

Vor der Installation einer Anwendung empfiehlt sich deshalb sehr genau zu prüfen, ob eine App den Zugriff auf das Mikrofon wirklich braucht. Verlangt eine Applikation grundlos Zugriff auf das Mikrofon, sollte man zumindest aufmerksam werden und in den Datenschutzbestimmungen nachlesen, was zugegeben mühsam ist. Am einfachsten wäre, diese App dann einfach zu vermeiden.

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